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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

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Arm und glücklich? ursachenforschung



Wie aber nun wird ein Mensch glücklich? Wie empfindet er Glück? Kann ein Mensch glücklich und zugleich bettelarm sein? Ist Reichtum ein Grund für Glück?
Eine recht interessante Studie dazu führte der britische Ökonom Andrew Oswald durch. Er untersuchte anhand von freiwilligen Testpersonen mit Hilfe einer Skala, die diese Testpersonen täglich ausfüllen mussten, wie glücklich sie waren. Es wurden um die 1000 Personen über einen Zeitraum von 5 Jahren getestet. Im Laufe der Zeit gewannen manche im Lotto, andere heirateten, manche verloren ein Vermögen an der Börse, Verwandte und Freunde starben, Kinder wurden geboren.
Er kam zu überraschenden Ergebnissen: lediglich eine intakte Beziehung macht dauerhaft glücklich. Die Geburt eines Kindes zum Beispiel verursacht nur für circa zwei Monate Glücksgefühle. Ein Lottogewinn hatte einen enormen Ausschlag in der Glücksskala zur Folge. Jedoch nur für wenige Tage.



Der Verlust eines geliebten Menschen hingegen hatte fatale Ausfolgen auf die Glückskurve. Oswald rechnete alle Glücksempfindungen in Geldwerte um. Dadurch versuchte er, verschiedene Glücksmomente miteinander zu vergleichen.

So ist der Tod eines Verwandten mit einem Defizit von 90.000 Euro beziffert, eine glückliche Beziehung bring einem dafür rund 130.000 Euro! Bekommt die Geliebte ein Kind, wären das in Geld ausgedrückt lediglich 15.000 Euro. Noch fataler fallen die oft als so "wertvoll" angesehen Momente aus: eine Beförderung wiegt 4000 Euro, ein neues Auto nur 1700. Nun ging der Schweizer Ökonom Frey der Sache auf den Grund. In den reichen Ländern des Westens hat sich das Einkommen pro Kopf nach dem Zweiten Weltkrieg rund verdreifacht. Dennoch zeigen sich die Leute in Umfragen bis heute nicht glücklicher als damals. Hier hat steigender Wohlstand offenbar nur noch einen Statuswert - man muss mit den Nebenmenschen mithalten.

Anders in den armen Ländern. Dort liegt die allgemeine Zufriedenheit meist niedriger als in den wohlhabenden Weltgegenden. Die Ökonomen vermuten deshalb, dass der Glückspegel steigen kann, bis die Existenz rundum gesichert ist. Dann aber wird die Kurve rasch flach.
In Entwicklungsländern in denen die Menschen schon nicht mehr ums nackte überleben kämpfen müssen, sind die Menschen deshalb fast genauso glücklich wie in Deutschland. Ein Beispiel hierfür ist Ägypten. 64% der Menschen dort empfinden sich als "glücklich". In Deutschland sind es nur unwesentlich mehr - 68%.
Die Nummer eins der Glücklichen in der Welt sind die Schweizer. Unfassbare 84% der Schweizer sind glückliche Menschen. Warum dies so ist, beschäftigte auch Frey. Nach nur wenigen Befragungen war es klar: Die Menschen gaben überwiegend an, das Mitbestimmungsrecht mache sie glücklicher als den Rest der Welt. Tatsächlich ist das System der Volksabstimmung in diesem Ausmaß in der Schweiz einmalig auf der Welt. Sei es die Einwanderungsregulierung oder die Steuererhöhungen für Körperschaften, in der Schweiz dürfen die Bürger mitbestimmen und so laufen die Schweizer fast zweiwöchig zu den Wahlurnen. Aber dieses System unterliegt regionalen Schwankungen. In Genf dürfen die Bürger am wenigsten abstimmen. 76% geben hier an, glücklich zu sein. In Basel dürfen die Schweizer am meisten mitreden und in der Umfrage geben hier 91% an, glücklich zu sein!

Ist also politische Verantwortung ein Grund für Glück? Es scheint so. Denn betrachtet man nicht den Reichtum der Länder, sondern ihre Staatsformen, so sind Demokratien grundsätzlich die Überflieger in Sachen Happyness. Diktaturen oder Despotismen hingegen hinken dem Rest der Welt hinterher.
Erklärt das die Glückseeligkeit der Menschen? Sind Menschen in Drittweltländern also auch so glücklich wie die Europäer, insofern sie nicht in Diktaturen leben? Nicht unbedingt.
Glaubt man den Ökonomen, steht der Konsum und der damit verbundene Reichtum als Grund des Glücks ziemlich abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Weit davor liegen persönliche Freiheit, Selbstverwirklichung und eine Partnerschaft. Sind diese Dinge gegeben, sind die meisten Menschen ziemlich glücklich.

 
 

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