Der österreichische Philosoph, am 26. April 1889 in Wien als Sohn eines Stahlmagnaten geboren, studierte zunächst Ingenieurswissenschaften. Die Sprache der Physik faszinierte ihn als Möglichkeit, wahr und schlicht über Realität zu reden. So ging er 1912 als Student nach Cambridge zum Physiker und Philosophen Bertrand Russell, der sich damals mit der \"logischen Struktur\" der Sprache beschäftigte.
Unter dem Einfluss von Frege begann Wittgenstein eine umfassende Theorie über die Grundlage der Logik und die Wirkungsarten der Sprache zu entwickeln. Dieses Projekt verfolgte er mit großem Eifer während seines Aufenthaltes 1913-14 in Norwegen und während der Kriegsjahre, in denen er sich freiwillig als Artillerist an die Ostfront meldete. Ergebnis dieser Studien ist der Tractatus Logico-Philosophicus.
Es ist ein kleines aus numerischen Sätzen bestehendes Büchlein. Im Vorwort behauptete er, alle (!) philosophischen Probleme endgültig gelöst zu haben, und zwar durch Untersuchungen der Sprache: \"Die Möglichkeit des Satzes beruht auf dem Prinzip der Vertretung von Gegenständen durch Zeichen\". Daher könne man über etwas anderes als die gegenständliche Welt, etwa über \"Gott\" oder \"Freiheit\", nicht reden. Einzig sinnvoll seien \"Sätze der Naturwissenschaft\".
Wittgenstein, von urchristlichen Ideen beeindruckt, verschenkte nach dem Krieg sein riesiges Vermögen und lebte 1919-26 als Volksschullehrer in österreichischen Dörfern.
Da er tatsächlich glaubte, die philosophischen Probleme gelöst zu haben, verlor er sein Interesse an ihnen. Als er 1926 seine Stelle einbüßte, schlug er sich deprimiert und gescheitert, als Gärtnergehilfe durch, bis seine Schwester ihn beauftragte, ein Haus für sich zu bauen. In dieser Zeit wandte er sich wieder der Philosophie zu und kehrte 1929 mit einem Forschungsstipendium nach Cambridge zurück.
Sein zweites aphoristisches Buch \"Philosophische Untersuchungen\" erschien postum. Wittgenstein interessierte sich für die unterschiedlichen Funktionsweisen und Formen der Sprache, und er versucht diese mit dem Begriff des "Sprachspiels" zu erklären. Unterschiedliche Sprechweisen wie Befehlen, Beschreiben, Erzählen, Bitten, Danken, Fluchen, Grüßen oder Beten sind Sprachspiele, die bestimmten Regeln gehorchen und gleichzeitig selbst eine Art soziale Praxis darstellen. Die Formen der Sprache, in denen wir denken und reden, sind untrennbar mit den "Lebensformen" verknüpft, und erst in dieser Einheit von Sprechen und Handeln bestimmt sich der Sinn dessen, was wir sagen: "Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache."
Wittgenstein starb am 29. April 1951 in Cambridge mit der Bemerkung: \"Sagen sie Ihnen, dass ich ein wundervolles Leben gehabt habe.\"
|