Möchte man das Klonen selber angreifen, so bietet es sich entweder an, die möglichen Anwendungsformen dieses biochemischen Verfahrens zu kritisieren oder das Klonen aus moralischen Gründen kategorisch abzulehnen. Es ist nämlich unter Wissenschaftlern, Medizinern und Philosophen heftig umstritten, ab wann Leben beginnt und ob man schon mit der Befruchtung einer Eizelle von einem menschlichen Individuum sprechen kann (vgl. Abtreibungsdiskussion). Die Ansichten über ein Embryo variieren hier von einem undifferenzierten Klumpen von Zellen bis hin zu einer Person.
Auch ist zu fragen, ob es ein moralisches Recht auf eine genetische Einzigartigkeit gibt? Schließlich kommt es auch in der Natur immer wieder vor - nämlich bei eineiigen Zwillingen -, daß sich zwei erbgutgleiche Menschen entwickeln. Das TIME-CNN Interview ergab, kaum überraschend, daß die wenigsten von uns gerne als Klon geboren worden wären.
So gut wie jede Anwendung des Klonens führt automatisch zu einer Beurteilung des genetischen Materials. Menschen könnten aufgrund ihrer genetischen Ausstattung wie im Dritten Reich als minderwertig angesehen werden, obwohl es unumstritten ist, daß die Erziehung einen ebenso wesentlichen Anteil am Charakter eines Menschen hat. Bei Tieren ist es übrigens schon möglich: 32 identische Zuchtbullen könnten von weniger \"wertvollen\" Tieren ausgetragen werden.
Aus China kennt man die Praktiken hinsichtlich der Kinder: Dort darf man von Staats wegen nur ein Kind bekommen, und das sollte nach dem Willen vieler chinesischer Eltern möglichst ein Stammhalter und keine Frau, die in eine andere Familie hineinheiratet, sein.
In den ärmeren Familien Chinas ist es häufig so, daß Mädchen kurz nach der Geburt getötet werden. Die Kliniken bieten Familien mit mittlerem Einkommen die Möglichkeit des Ultraschalls, so daß ein unerwünschtes Mädchen durch eine Abortion verhindert werden kann. Eine geschlechtsspezifische Selektion wäre bloß eine subtilere Form davon.
Je mächtiger die Instrumente sind, die man den Medizinern in die Hand gibt, und je mehr Nachfrage nach diesen Werkzeugen besteht, desto größeren Schaden können sie anrichten - nicht nur in China. An Chimäre und die Übertragung von menschlichen Embryos in Tiere zum Austragen möchte ich hier gar nicht denken. Das ist nur die \"konsequente und logische Weiterführung der Forschung\", um mit Hall-Stillman zu sprechen.
Und in unserer Zeit mit Emanzipation, Hektik und Selbstverwirklichung scheint es ja sowieso viel zu lästig, ein Kind noch selber zur Welt zu bringen. Ich kritisiere nicht die Emanzipation an sich, sondern verschiedene 40jährige Frauen, die noch schnell ein Kind zur Welt bringen wollen, weil ihnen \"diese Erfahrung noch fehlt\".
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