Peirce schlug vor, den Erkenntnisprozess als Bewegung zu deuten, die von einem nicht in Frage gestellten Verhalten (Überzeugung, belief) zu einem durch Misserfolg hervorgerufenen Zustand der Unsicherheit (Zweifel, doubt) und von diesem - durch Überwindung der Verunsicherung - wieder zur Ruhe ungestörten Verhaltens führt. Er betonte weiters, dass auch faktisch unbezweifelte Überzeugungen Annahmen sind, die sich eines Tages als korrekturbedürftig erweisen können. Durch diese Einstellung - den Fallibilismus - unterschied er sich von Descartes, der zwar radikal zweifelte, aber durch den Zweifel zu definitiven Einsichten gelangen wollte, während Peirce grundsätzlich bestritt zu definitiven Einsichten zu gelangen. Durch Berichtigung fehlerhafter Annahmen, hielt er Erkenntnisfortschritt für möglich. Diese Einstellung stützte er auf den Erfolg der empirischen Methode in den letzten drei Jahrhunderten. Der Zweifel hat ebenso wie das Führwahrhalten eine positive Funktion: Er regt zur Suche nach besseren Annahmen an und verhindert zugleich deren Dogmatisierung.
Um den Zweifel zu überwinden, ist die freiwillige oder durch autoritären Druck herbeigeführte Unterwerfung unter gewisse Auffassungen ebenso wenig zu billigen, wie die Orientierung an vorgebliche Einsichten der reinen Vernunft. Nur die mit Hilfe der wissenschaftlichen Methode erreichte Anpassung von Überzeugungen an beobachtbare Tatsachen ist legitim, da nur sie die Überzeugungen der Kontrolle einer Instanz jenseits des menschlichen Bereichs unterwirft - nämlich der Realität selbst. Das Reale wiederum erkennen wir nur im Rekurs au die "Argumentationsöffentlichkeit" kompetent Argumentierender (community of investigators - wahr ist eine Behauptung, wenn in Bezug auf sie Konsens besteht). Diese Gemeinschaft, an die im Prinzip alle Wahrheitsbehauptungen adressiert sind, braucht freilich nicht jederzeit empirisch gegeben zu sein. Auch der einzelne Forscher bemisst sein Tun am regulativen Ideal einer "allgemeinen Vernunft" (natürlich ist so oft wie möglich die wirkliche intersubjektive Argumentation mit anderen Kompetenten zu suchen, um nicht der Selbsttäuschung zu unterliegen).
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