2.1 Südostasien
In Sri Lanka, Birma, Thailand, Laos und Kambodscha ist das Theravada die vorherrschende buddhistische Richtung. In diesen Ländern gibt es viele Klöster, in denen sich Mönche dem Studium der Lehre und der Meditation widmen. An Feiertagen kommen die Menschen in die Tempel, um den Buddha zu verehren und den Darlegungen der Mönche zu lauschen. Viele Menschen gehen für einige Monate in ein Kloster, um dort intensiv zu meditieren. Sie nehmen dann grosse Mühen auf sich, denn es ist sehr schwierig, stundenlang im Lotossitz zu verharren und die Gedanken zum Schweigen zu bringen.
Wie zu Zeiten des Buddha werden die Mönche von den Glaubenden mit Nahrung versorgt. Heute erhalten sie auch Geldspenden. An besonderen Festtagen werden in Prozessionen Reliquien des Buddha oder heilige Schriften durch die Strassen getragen.
Die beliebteste Form der Meditation im Theravada-Buddhismus ist ein aufmerksames Wahrnehmen des Ein- und Ausatmens, während man still sitzt. Dieses bewusste Atmen dient der Entwicklung innerer Sammlung und der Einsicht in die buddhistischen Grundwahrheiten (7.).
Obwohl diese Uebung ganz einfach zu sein scheint, ist sie doch äusserst schwierig. Nur auf den Atem zu achten und nicht dabei zu denken, ist am Anfang unmöglich. Es bedarf vieler Sitzungen.
2.2 Tibet
Die buddhistische Religion wurde im 7. Jahrhundert von Mönchen aus Bengalen, Kaschmir und China in Gestalt des Mhayana (6.2) nach Tibet gebracht. Dort wurde sie von der ursprünglichen tibetischen Religionen - Bön genannt - beeinflusst.
Im tibetischen Buddhismus spielen Zermonien und Rituale eine besondere Rolle. Den Buddhas und Bodhisattvas werden Opfer dargebracht. Sie werden verehrt, indem man sich vor ihnen niederwirft und kultische Musik spielt. Im tibetischen Buddhismus gibt es drei grosse Richtungen. In der ältesten ist der Buddhismus Verbindungen mit der Verehrung von Naturgeistern und magischen Praktiken des tibetischen Volkes eingegangen.
Die Kagyüpta-Richtung betont eine Meditationsform, bei der man die Gestalten der Buddhas und Bodhisattvas innerlich anschaut. Die dritte Richtung, deren bekanntester Vertreter der Dalai Lama ist, legt besondern Wert auf Gelehrsamkeit und das Studium der philosophischen Lehren Buddhas. Diese Richtung wird auch Lamaismus genannt und besteht seit dem 15. Jahrhundert. Die Mönche heissen Lamas. Der jeweilige Dalai Lama war dabei nicht nur religiöser Führer, sondern leitete auch den Staat (Theokratie). Seit dem Aufstand gegen China 1959 lebt der Dalai Lama im Exil.
2.3 China und Korea
Der Buddhismus tauchte sehr früh, wahrscheinlich schon im 2. Jahrhundert, in China auf, nachdem er bereits tief nach Zentralasien eingedrungen war. Vom 4. Jahrhundert n. Chr. an verbreitete er sich mit Hilfe einiger Herrscher in ganz China, wurde jedoch später vom Konfuzianismus zurückgedrängt.
Im Gegensatz zu den konfuzianischen Lehren, die dem Unterschied zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Ständen und Rängen grosse Bedeutung beimessem, betont der Buddhismus die grundlegende Gleichheit der Menschen. Dies führte immer wieder zu politischen Konflikten.
Schliesslich gewann der konfuzinische Einfluss in diesem Streit. Trotzdem gab es nach wie vor Buddhisten in China.
Von China wanderte der Buddhisnus weiter nach Korea und wurde dort sehr schnell vom Volk angenommen. Tempel und Klöster entstanden in grosser Zahl. Doch auch hier wurde er zurückgedrängt, als Anhänger des Konfuzianismus an die Macht kamen. Heute sind 35 Prozent der Bevölkerung in Korea Buddhisten.
2.4 Japan
Um 550 erreichte der Buddhismus, von Korea kommend, Japan und konnte sich trotz des Widerstandes der Anhänger der uralten Shitô-Religion recht schnell in den gebildeten Bevölkerungsschichten verankern. In Nara gab es sechs Hauptschulen, deren Lehren ausschliesslich der Oberschicht des Landes vorbehalten waren. Da in deren Tempeln hauptsächlich Rituale zum Wohl der Staates abgehalten wurden, begaben sich Anfang des 9. Jahrhunderts zwei Priester namens Saicho und Kukai nach China. Sie wollten die unverfälschten Lehren Buddhas zum Wohle aller nach Japan bringen. Trotzdem blieb der Buddhismus weiterhin fast ausschliesslich eine Sache des Adels. Erst im 12.und13. Jahrhundert verbreiteten ihn die Priester Honen, Shinran und Nichiren in allen Schichten des Volkes.
In Japan wird vor allem der Buddha Amida verehrt, von dem es in den heiligen Schriften heisst, dass er sich besonders denen zuwendet, die nicht in der Lage sind, komplizierte Rituale und Meditationsübungen durchzuführen.
Im 12. Jahrhundert brachten japanische Priester aus China die Lehren des ch\'an nach Japan, wo man es Zen nannte.Der volkstümliche Buddhismus blieb mit der alten Religion (Shintô) eng verbunden. Es zeigt sich daran, dass die Menschen überall auf der Welt immer wieder alte Traditionen in Neues hinüberführten. Der Buddhismus aber hat die japanische Kultur tief geprägt: Teezeremonie, Dichtung, Gartenbau und Malerei atmen den Geist buddhistischer Meditation.
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