Da somit in der platonischen Metaphysik alles Sein von der übergeordneten Idee lebt und von daher verstanden wird, müssen die Ideen, die in jedem Seienden vorhanden sind, herausgeholt werden, um ihrer Reichweite und Verzweigung nachzugehen. Hierdurch entsteht die platonische Dialektik, die durch den Logos als Seinsgrund eine Seinserklärung ist.
In der Dialektik gilt Platons besonderes Interesse der logischen Seite. Die Idee, die hier vor allem logische Inhalte aufweist, ist als allgemeiner Begriff aber auch Gattung und Art, verknüpft mit anderen über, unter und nebengeordneten Begriffen. Die Aufgabe der Dialektik ist es, den Verflechtungen dieser Begriffe nachzugehen.
Es ist eine richtige Unterscheidung der Begriffe vorzunehmen, so daß weder einem Begriff verschiedene Bedeutungen zugeordnet werden, noch verschiedenen Begriffen dieselbe Bedeutung. Aber voneinander verschiedene Begriffe können durch einen Begriff von außen umschlossen werden, weshalb auch letztendlich jeder Begriff mit allen anderen Begriffen in Zusammenhang steht. Das bedeutet, begriffsmäßig zu unterscheiden wissen, inwiefern in jedem einzelnen Fall eine Verbindung stattfinden kann und inwiefern nicht.
Dies Verfahren läßt sich zum einen von oben nach unten anwenden, indem der allgemeine Gattungsbegriff in seine Arten aufgeteilt wird, die Arten wiederum für sich u.s.w., bis das Individuum, das ¯Nichtmehrteilbare® erreicht ist. Zum anderen kann man von unten nach oben vorgehen, so daß man aus dem Individuellen das Allgemeine herausnimmt, aus diesem wieder das noch Allgemeinere u.s.w., um so die allgemeinste Idee zu finden, die im allgemeinen alles Sein umfaßt; das ist die ¯Dialektik® im engeren Sinn.
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