Den Kritikern des Liberalismus kommt derselbe vor wie eine Aufforderung nach Ato¬misierung der Gesellschaft und der Verwerfung der Allgemeinwohls. Das Allgemeine wrde dem Privaten geopfert. Den liberalen Kern zeichnet demgegenber Holmes zufolge aus: a) Die Gesellschaft kann auch auf Grundlage skularer Normen zusammengehalten werden. b) Die Formulierung des moralischen Prinzips der Gleichheit vor dem Gesetz als Ziel staatlicher Verfatheit. c) ffentlicher Widerspruch und Meinungsvielfalt sind kreati¬ve Krfte.(Siehe S.326f.) Dem Vorwurf der Atomisierung setzt er entgegen, da liberale Ideen wie Toleranz, Meinungsfreiheit, Parlamentarismus und Marktwirtschaft ohne ein enggeknpftes Netz sozialer Beziehungen gar nicht denkbar ist.(Vgl. S.333)
Antiliberalisten verkennen den historischen Kontext der Entstehung des Liberalismus. Es ging darum, den Machtmibrauch seitens des steuereintreibenden Staates und der Kir¬che als Wahrheitsmonopolisten entgegenzutreten. Fr Liberale ist der Mensch von Natur aus frei und es kann keine grausame Unterordnung von Individuen unter die Zwecke einer Gemeinschaft geben. Holmes stellt spter klar, da das Gegenteil von Eigeninteresse nicht Gemeinnutz heit. Mit dem Begriff des Eigeninteresses versuchten die Liberalen, selbst¬verleugnenden Gehorsam, Bevormundung und Staatsverherrlichung zu berwinden.(Siehe S.436f.) Locke \"betonte die Unabhngigkeit, die dem einzelnen von Natur aus zukommt nicht, um die Gesellschaft zu `atomosieren`, sondern um die aus unerdenklichen Zeiten stammenden persnlichen Abhngigkeitsbeziehungen auszuhhlen.\"(S.336) Der Liberalis¬mus fordert das selbstndige Denken und leugnet, \"da andere unsere Interessen definie¬ren knnen.\"(S.342)
Trotz der Betonung der Individualitt widersprechen Liberale nicht dem Aufbau des Gemeinschaftlebens. Zum Allgemeinwohl zhlt fr sie die Gerechtigkeit, die Selbstbestim¬mung und die Frchte einer friedlichen Koexistenz.(Siehe S.346)
|