Äußere Umstände spielen für die innere Freiheit und Glückseligkeit keine Rolle. Seneca sieht daher in der Sklavengesellschaft kein Problem.
Tod
Der göttliche Ursprung der menschlichen "ratio" und des "animus" (= Seele) als Sitz der "ratio" sind bestimmend dafür, daß der Mensch zu seinem Ursprung zurückstrebt. Nach dem Tod bleibt der Körper zurück, denn der Körper ist für die Seele nur ein "breve hospitium". Die Seele aber, der göttliche Teil kehrt zu den Göttern zurück.
Jeden Tag geht ein Stück von uns verloren, daher ist jeder Augenblick des Lebens gleichzeitig bereits der Tod. Die Notwendigkeit des Sterbens ist mit dem Augenblick der Geburt gegeben, der Mensch aber hat die Möglichkeit den Zeitpunkt zu bestimmen (Selbstmord). Wer den Tod ablehnt, lehnt auch das Leben ab. Der Tod ist die höchste Form der Gerechtigkeit, weil er jedem Menschen in gleicher Weise widerfährt. Die Gewißheit des Todes aber nimmt die Angst vor ihm, denn nur Furcht vor dem Ungewissen ist wirklich begründet. Natürlich ist der Tod etwas Schreckliches, weil er dem Selbsterhaltungstrieb des Menschen widerspricht. Aber ein Verstorbener könne keine Empfindungen mehr haben, da der Tod Nicht-sein bedeutet. Was nach dem Tod kommt, ist ebenso ein "tempus alienum" wie die Zeit vor der Geburt.
Leben
Nicht die Länge des Lebens bestimmt den Wert, sondern der Grad der Vollkommenheit. Das Leben des Menschen besteht aus Kreisen, dessen weitester das Leben von der Geburt zum Tode umfaßt. Die kleinste Einheit ist ein Tag, daher muß jeder Tag so gestaltet werden, als könnte er der letzte sein. Die meisten Menschen allerdings sind nicht in der Lage sich auf den Augenblick zu konzentrieren und verschwenden ihre Zeit mit Gedanken an die Vergangenheit oder in Sorge um die Zukunft.
Die spätere Bedeutung Senecas
Der Tragödientil Senecas hat auf die europäische Literatur ebenso große Wirkung ausgeübt wie seine philosophichen Werke. Unter seinem Einfluß schrieben Corneille und Racine. Eine Beeinflussung durch Seneca ist ferner bei Calderon, in der englischen Dramatik und bei Andreas Gryphius festzustellen.
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