Zwischen 1815 und 1848 wird das Reisen von der industriellen Revolution erfaßt. Nicht nur die Verkehrsmittel, auch die Reiseziele, wie Paris und London, werden von der Modernisierung ergriffen. Neben den neuen Wahrnehmungsformen, die inhaltlich Zukünftiges beschreiben, existieren auch weiterhin andere Formen, wie die von Alexander von Humboldt vertretene Wissenschaftliche Reisebeschreibung. Eine eigene Kategorie ist der Kriegsbericht, z.B. "Aus den Wanderbuche eines verabschiedeten Lanzknechtes" von Friedrich von Schwarzenberg. Die Reiseberichte lassen sich in 2 Gruppen einteilen, wobei Mischformen häufig sind: den Reisebericht von Heine und den von Hahn-Hahn.
Am Anfang von Harry Heines (1797 - 1856) "Briefen aus Berlin", die er für den Rheinisch-Westfällischen Anzeiger schreibt, steht der Gedanke an zwei verschiedene Lesertüpen: Einerseits den Journalleser, der nicht noch einmal das lesen will, was in der Zeitung steht, andererseits den Zensor, den er vom Lesen abhalten will, z.B. mit 38 Namen in einem Absatz. Der Reisebericht von Heine ist subjektzentriert, d.h. er hat einen Icherzähler, der den Leser mit Du anspricht. Die Abhängigkeit vom Leser wird von Heine vorgezeigt und mit Zeitmangel begründet, der auch der Grund für die Ablehnung der Systematie und für die Hinwendung zur Assoziation der Ideen ist, d.h. er behält sich vor, Dinge später oder gar nicht zu beschreiben. Bereits der durch Berlin eilende Heine hat Probleme, wie man die Wahrnehmungen literarisch vermitteln sollte.
Im Gegensatz zu den Liberalen reist Ida Hahn-Hahn (1805 - 1880) nicht, um möglichst schnell anzukommen, wird von Paris nicht überzeugt und benützt nicht die Journale. Sie lehnt die Briefform ab, weil sie langweilig und hinderlich ist. Zwar beginnen und enden ihre "Erinnerungen aus und an Frankreich" mit einem Brief dazwischen liegen jedoch über 500 Druckseiten.
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