1906 vollzog sich während eines Sommeraufenthalts in Gosol (Spanien) eine Stilwende in Picassos Schaffen. Nach dem Vorbild der schwarzafrikanischen Plastik und der Gemälde Cézannes gelangte er zu einer radikalen Reduktion des Gegenständlichen auf geometrische Strukturen. Exemplarisch für diesen Stilwandel ist vor allem sein epochales Werk Les Demoiselles d'Avignon (1907 Art). Der weibliche Akt erscheint dort ohne die gewohnte Plastizität in flächiger Verzerrung, was einen provokanten Bruch mit bislang gültigen ästhetischen Maßstäben bedeutete. Mit diesem Bild wurde zum ersten Mal in Picassos Schaffen das Kunstwerk zum Dokument einer Revolte.
Die große Rückschau auf Cézannes Werke von 1907 regte zahlreiche zeitgenössische Künstler, darunter auch Picasso, zu einer neuerlichen Auseinandersetzung mit seiner Malerei an. Ab 1908 schuf er eine Reihe von Landschaftsbildern, die später von einem Kunstkritiker als aus "Kuben", also würfelartigen oder zylindrisch-kristallinen Bildteilen bestehend, beschrieben wurden. Daraus leitete sich der Begriff Kubismus ab, der einer ganzen Kunstepoche den Namen gab. 1912 begann die Serie der "Papiers collés" (Das sind Klebebilder). Während dieses "synthetischen Kubismus" kehrte Picasso zu einer lebhafteren Farbgebung zurück (Die Violine, 1912). Zwei Werke aus dem Jahr 1915 veranschaulichen das Nebeneinander unterschiedlicher Stilrichtungen: Während Harlequin im Stil des synthetischen Kubismus gehalten ist, lässt ein gezeichnetes Porträt von Ambroise Vollard den analytischen Kubismus erkennen. Parallel zu den Gemälden entstanden zu jener Zeit auch experimentelle, von Picasso "constructions" genannte Plastiken.
|