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1) Biographie des Künstlers
1832 Am 23. Januar um 7 Uhr abends wird
Edouard Manet in der Rue des Petits-
Augustins (Rue Bonaparte) als Sohn
des 35jährigen Auguste Manet,
Abteilungsleiters im
Justizministerium, und der
21jährigen Eugénie Désirée Fournier
geboren.
1839-1846 Der Junge besucht zuerst die Schule
des Kanonikus Poiloup in Vaugirard,
dann das Internat des Rollin-
Gymnasiums. Freundschaft mit Antonin
Proust. Beginn des Jurastudiums.
Sein Wunsch, Maler zu werden, stößt
bei dem Vater auf Widerstand. So
entscheidet er sich für die
Marineschule. Misserfolg bei der
Aufnahmeprüfung. Trotzdem Eintritt
als Kadett am 9. Dezember 1848 auf
das Schulschiff Le Havre et
Guadeloupe. Während der Überfahrt
nach Rio de Janeiro entstehen
Zeichnungen.
1850 Aufnahme Manets und seines Freundes
Antonin Proust in das Atelier Thomas
Coutures.
1852 Léon-Edouard Koella, geboren am 29.
Januar, genannt Leenhoff, der nach
Tabarant dem Verhältnis Manets mit
der zweiundzwanzigjährigen Suzanne
Leenhoff entstammt und damals als
jüngerer Bruder Suzannes ausgegeben
wird. Manet ist Taufpate.
1856 Der Künstler verlässt das Atelier
Coutures und richtet sich in der Rue
Lavoisier mit Albert de Balleroy,
einem Militärmaler, ein Atelier ein.
Kurze Reisen nach Holland,
Deutschland und Italien.
1857 Begegnung mit Fantin-Latour.
1858-1861 Manet gibt sein Atelier in der Rue
Lavoisier auf und zieht in die Rue
de la Victoire Nr. 58, später für
anderthalb Jahre in die Rue de
Douai. Bekanntschaft mit Baudelaire.
Konzert in den Tuilerien.
1862 Der Künstler richtet sich in der Rue
Guyot Nr. 81 an der Kreuzung der
jetzigen Rue Fortuny und der Avenue
de Villiers ein. Am 25. September
Tod des Vaters.
1863 Das Frühstück im Grünen / Das
Frühstück im freien wird von der
Jury des "Salons" abgewiesen, ebenso
zwei andere Bilder, die Manet im
"Salon des Refusés" zeigt. Am 28.
Oktober Heirat mit Suzanne Leenhoff
in Zaltbommel (Niederlande).
1864 Von November 1864-1867 bewohnt Manet
eine eigene Wohnung auf dem
Boulevard des Batignolles Nr. 34.
1865 Skandal im "Salon" um die Olympia.
Im August Reise nach Spanien.
Zurückgekehrt wird er als Haupt der
Maler des Café Guerbois (19, Avenue
de Clichy) gefeiert, von denen
Duranty in "La Jeune Peinture"
spricht.
1866 Ablehnung des Pfeifers durch die
Jury. Manet stellt ihn in seinem
Atelier in der Rue Guyot aus.
1867 Ausführlicher Artikel Emile Zolas
über Manet in der "Revue du XIX
Siècle". Wegen Abweisung der meisten
Bilder auf der Weltausstellung läßt
er nach dem Beispiel Courbets
außerhalb des Geländes eine Baracke
an der Place d`Alma errichten und
veranstaltet dort eine eigene
Ausstellung.
1870 Leutnant der Nationalgarde während
der Belagerung von Paris. Sein
Oberst ist der Maler Meissonier.
1871 Manet geht zu seiner Familie nach
Oloron-Sainte-Marie, kehrt aber noch
vor dem Ende der Kommune nach Paris
zurück. Infolge der teilweisen
Zerstörung seines Ateliers in der
Rue Guyot (seine Bilder waren
glücklicherweise an einer sicheren
Stelle deponiert), mietet er einen
Raum im Erdgeschoß des Hauses 51,
Rue de Saint-Pétersbourg.
Zusammenkünfte im Café Nouvelle
Athènes. Paul Durand-Ruel kauft fast
alle Bilder aus dem Atelier Manets
für 50 000 Francs.
1872 Im Juli bezieht Manet sein neues
Atelier im Hause Rue de Saint-
Pétersbourg Nr. 4 (heute Rue de
Léningrad). Bekanntschaft mit
Charles Cros, dem Dichter und
Erfinder des Phonographen, sowie mit
Mallarmé.
1875 Argenteuil wird vom "Salon"
angenommen. "Le Corbeau" (The Raven)
von Edgar Allan Poe erscheint in der
Übersetzung Mallarmés mit
Autographien Manets.
1876 Die Jury des "Salons" lehnt den
Künstler und Die Wäsche ab. Manet
stellt darauf in seinem Atelier in
der Rue de Saint-Pétersbourg aus.
1878-1879 Kündigung des Mietvertrages wegen
des Lärms bei der Ausstellung von
1876. Vom 1. Juli 1878 vorübergehend
im Atelier des Malers Rosen (Rue
d`Amsterdam 70 ), bezieht Manet im
April 1879 sein eigenes im Hause Nr.
77 derselben Straße.
1880 Ausstellung in der "Vie Moderne" des
Verlegers Charpentier. Wasserkur in
Bellevue.
1881 Sommer in Versailles. Seine
Krankheit schreitet beunruhigend
fort.
1882 Aufenthalt in Rueil. Weitere
Verschlechterung des
Gesundheitszustandes.
1883 Am 6. April wird Manet bettlägerig.
Sepsis im linken Bein, das am 20.
amputiert wird. Tod des Künstlers am
30. April. Beisetzung am 3. Mai auf
dem Friedhof von Passy.
2) künstlerische Genese
Als Schüler zeigt Edouard zwar Intelligenz, aber wenig Eifer, er hat keinen Geschmack am Lernen, dafür um so mehr am Zeichnen. Der Bruder seiner Mutter, Edmond Fournier, ermutigt ihn auf diesem Weg; er führt ihn sonntags in den Louvre und lässt ihm Zeichenunterricht geben, ohne dass Herr Manet etwas davon erfährt. Doch der Junge bringt Verwirrung in die Kurse, die er besucht: er weigert sich, die vorgeschriebenen Modelle zu kopieren und zeichnet statt dessen seine Kameraden. Nach einem recht mittelmäßigen Studium erklärt er, sechzehnjährig, Maler werden zu wollen. Sein Vater setzt ihm ein unwiderrufliches, formelles Nein entgegen. In seinen Augen hat die Beamtenlaufbahn etwas schicksalsmäßig Vorgezeichnetes, dem sich ein Sohn aus gutem Hause anständigerweise nicht entziehen kann, während der Künstlerberuf ernsthaft überhaupt nicht in Betracht kommt. Edouard jedoch ekelt die Juristerei an, und da er außer der Malerei nur noch das Meer liebt, entscheidet er sich für die Marine; gegen eine derartige, durchaus noble Karriere vermag auch Herr Manet logischerweise nichts vorzubringen. Von Edouards ungenügenden Leistungen in der Schule wurde schon gesprochen: Sie sind der Grund, weshalb er bei der Prüfung für die Marineschule durchfällt. Die Schulordnung lässt den gescheiterten Prüflingen, die ein bestimmtes Alter erreicht haben, die Möglichkeit offen, sich nach einer längeren Schiffsreise noch einmal zu versuchen. Daher lässt Edouard sich als Schiffsjunge auf dem Segler Le Havre-Guadeloupe anheuern, der gerade nach Rio de Janeiro auslaufen soll. Man schreibt Dezember 1858. Das schlechte Wetter und die Eintönigkeit der endlosen Ebene zwischen Himmel und Wasser enttäuschen den jungen Mann zunächst, doch dann fasst er sich und gewinnt Freude an Seeleben, auch macht er sich dadurch beliebt, dass er die Gesichter seiner Vorgesetzten aufs Papier bannt.
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