Die Großmachtpolitik Tibets wurde durch innere Auseinandersetzungen gestoppt. Der Adel, Gegner des starken Königtums, ging erfolgreich aus diesen Machtkämpfen hervor und setzte als Anhänger der Bon-Religion der Verbreitung des Buddhismus ein Ende. Im 9. Jahrhundert zerfiel Tibet in eine Reihe kleinerer, sich bekämpfender Fürstentümer, begehrt von mongolischen und chinesischen Herrschern.
Im 11. Jahrhundert setzt eine Renaissance des Buddhismus ein, ausgehend von dem westtibetischen Königreich Guge. Mit dem religiösen Aufbruch kam der lamaistische Klerus in den Besitz großer Ländereien, so daß Ende des 12. Jahrhunderts die Äbte der großen Klöster gleichberechtigt neben den Fürsten standen. Im 17. Jahrhundert gewannen im Kampf der Sekten untereinander die "Gelugpa" (Gelbmützen), die den mongolischen Titel des Dalai Lama einführten, die Oberhand. Mit Hilfe der Mongolen konnte sich der 5. Dalai Lama auch erfolgreich gegen die aufstrebende tibetische und Königsdynastie durchsetzen. Sich selbst erklärte er 1642 zum König. Damit war in Tibet zum ersten Mal die weltliche und geistliche Macht in einer Person vereint, und Tibet wurde ein theokratisch geführter Staat. Der Buddhismus überlebte daraufhin nur, weil einige Mönche nach Westtibet und nach Kham im Osten flohen, wo sie diese Religion weiterverbreiteten. Auf den 5. Dalai-Lama geht auch der Bau des berühmten Potala-Palastes in Lhasa zurück.
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