Gliederung
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1. Nürnberger Prozesse - Was ist das?
1.1 Vorgeschichte
1.2 Zielsetzung
2. Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher
2.1 Anklage
2.2 Prozess
2.3 Urteil
3. Nachfolgeprozesse
Göring: "Der Sieger wird immer der Richter und der Besiegte stets der Angeklagte sein!"
zu 1.
- Lexikon: Internationaler Strafprozess gegen die Hauptkriegsverbrecher des faschist. Dtl. Der vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg stattfand.
- Sammelbezeichnung für Gerichtsverfahren (1 Hauptprozess, 12 Folgeprozesse)
- durchgeführt von internationalem Militärtribunal bzw. amerikanischem Militärgericht
- zwischen 1945/49
- warum in Nürnberg?: nur dort gab es ein fast unbeschädigtes Justizgebäude (350 Büros, 80 Säle), in der Nähe ein fast unbeschädigtes Gefängnis
- à Stadt der NSDAP-Reichsparteitage
zu 1.1
- Kriegsziel: Ausmaß und Verbrechen gerichtlich verfolgen und zu ahnden
- Moskauer Erklärung (30.10.1943) Beschluss
o Verfolgung, Festnahme und Gerichtsverfahren gegen alle Kriegsverbrecher
o Prozesse sollten in den Ländern stattfinden, wo Verbrechen passierten
o gemeinsames Verfahren gegen dt. Hauptkriegsverbrecher
- Londoner Abkommen (08.08.1945)
o Einigung der 4 Alliierten auf juristische, organisatorische Grundlage
o schufen Internationalen Militärgerichtshof zur Durchführung
zu 1.2
- mit Strafverfolgung Täter zur Rechenschaft ziehen
- neue Maßstäbe für das Zusammenleben der Völker schaffen
- Verhinderung der Wiederholung
zu 2.
- Eröffnung 20.11.1945
- Urteil 01.10.1946
- Nürnberger Justizpalast
- gegen 21 ehemals führende Vertreter des Reiches
- gegen 6 Gruppen/Organisationen
o Reichskabinett (Führerkorps der NSDAP)
o SS
o SD
o SA
o Gestapo
o Oberkommando der Wehrmacht
- 218 Verhandlungstage
- Sitzungsprotokoll umfasst ca. 4 Mio. Wörter à 16 000 Seiten
- Anklage legte 2360 Beweisdokumente vor, Verteidigung 2700
- 300 000 eidesstattliche Erklärungen
- 4 Sprachen: englisch, französisch, russisch, deutsch
zu 2.1
- Hauptankläger
o USA: Robert H. Jackson
o GB: Sir Hartley Shawcross
o FRA: Francois de Menthon
o UdSSR: R.A. Rudenko
- Anklageschrift vom 18.11.1945 wegen
o Verbrechen gegen den Frieden (Planung, Vorbereitung, Einleitung, Führung eines Angriffkrieges unter Verletzung der internationalen Verträge)
o Kriegsverbrechen (Verletzung der Kriegsgesetzte, Kriegsgebräuche à Ermordung, Misshandlung, Verschleppung Sklaverei der Zivilbevölkerung und der Kriegsgefangenen)
o Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Ermordung, Ausrottung, Versklavung, Verschleppung der Zivilbevölkerung; unmenschliche Behandlung; Verfolgung aus ethischen Gründen)
- Anklagepunkte
o 1. Verschwörung
o 2. Verbrechen gegen den Frieden
o 3. Kriegsverbrecher (Abschnitt A-J)
o 4. Verbrechen gegen die Menschlichkeit
- 1+2 von USA und GB (Verbrechen gegen den Frieden anerkannter Bestandteil des Verbrechens)
- 3+4 von UdSSR und FRAU (aufgrund des Beweismaterials der besetzten Länder)
- Angeklagte
o Hermann Göring (1,2,3,4)
§ Reichsfeldmarschall
o Rudolf Heß (1,2,3,4)
§ Stellvertreter Hitlers
o Joachim von Ribbentrop (1,2,3,4)
§ Reichsaußenminister
o Robert Ley (1,3,4)
§ Chef der Deutschen Arbeitsfront
o Wilhelm Keitel (1,3,4)
§ Chef des Oberkommandos der Wehrmacht
o Ernst Kaltenbrunner (1,3,4)
§ Chef des Sicherheitsdienstes
o Alfred Rosenberg (1,2,3,4)
§ Reichsminister für besetzte Ostgebiete
o Hans Frank (1,3,4)
§ Generalgouverneur von Polen
o Wilhelm Frick (1,2,3,4)
§ Reichsinnenminister
o Julius Streicher (1,4)
§ Herausgeber des "Stürmers"
o Walther Funk (1,2,3,4)
§ Reichswirtschaftsminister
o Hjalmar Schacht (1,2)
§ Früherer Reichswirtschaftsminister
o Karl Dönitz (1,2,3)
§ Nachfolger Hitlers als Reichspräsident
o Erich Raeder (1,2,3)
§ Oberbefehlshaber der Kriegsmarine
o Baldur von Schirach (1,4)
§ Reichsjugendführer und Gauleiter Wiens
o Fritz Sauckel (1,2,3,4)
§ Gauleiter Thüringens
o Alfred Jodl (1,2,3,4)
§ Chef des Wehrmachtsführungsstabes
o Martin Bormann (1,3,4)
§ Leiter der Parteikanzlei der NSDAP, Privatsekretär Hitlers
o Franz von Papen (1,2)
§ Ehemaliger Vizekanzler
o Arthur Seyß-Inquart (1,2,3,4)
§ Reichskommissar der Niederlande
o Albert Speer (1,2,3,4)
§ Rüstungsminister
o Konstantin Freiherr von Neurath (1,2,3,4)
§ Reichsprotektor von Böhmen und Mähren
o Hans Friztsche (1,3,4)
§ Abteilungsleiter im Propagandaminesterium
o Gustav Krupp (1,2,3,4)
§ Industrieller
§ Symbol für dt. Rüstungsindustrie
· Förderung der Machtübernahme Hitlers
· Vorbereitung Krieg
§ verhandlungsunfähig wegen Krankheit à Prozess abgetrennt
- Ley erhängt sich am 25.10.45 in seiner Zelle
- Martin Bormann - Verhandlung in Abwesenheit
- nach Vorlesen der Anklageschrift erklärten sich alle für "nicht schuldig"
zu 2.2
- 1. USA Beweisvorlage
- "Hoßbach-Protokoll" vom 05.11.1937
o Hitler enthüllt Reichweite seiner Pläne
o Raeder, Göring, von Neurath
o à nach dem Krieg von Alliierten gefunden
- àeines der wichtigsten Beweisdokumente des Hauptprozesses
- zeigt 5 Dinge
o Hitlers Aufrüstung was 1. Stufe der Angriffsabsichten
o Teilnehmer wussten, dass spätestens 43/45 ein Krieg zu führen ist
o Hitler ist entschlossen Mussolini und Franko zu verkaufen à wegen Rohstoffe und Maschinenmaterial
o alle Friedensbeteuerungen seien Täuschungen
o Hitler hat militärische Läge unterschätzt à ohne Amerikaner
- KZ-Filme
o Buchenwald, Bergen-Belsen, Dachau
o Furchtbare Zustand der Lebenden
- 2. GB
- "Schmundt-Notizen" vom 23.05.1939
o Protokoll einer Konferenz im Arbeitszentrum der Reichskanzlei
o Göring, Raeder, Keitel
o "Es heißt die Umstände den Forderungen anzupassen"
o Entschluss Europa zu erobern (erst Osten, dann Westen)
- 3. FRA
- Anklage wegen Kriegsverbrechen
- Beweise für Vergehen in westlichen Ländern (UdSSR - östliche Länder)
- Zeugin Madame Vaillant-Conturier
o Verhaftung Anfang ´42 in Paris
o Deportation nach Auschwitz (´43)
o Beschrieb Selektionsverfahren zur Gaskammer und medizinische Experimente (Dr. Mengele taucht zum 1.Mal auf)
- 4. UdSSR
- Vorlage von Dokumenten über Verbrechen an sowj. Kriegsgefangenen
- Erinnerung des ehemaligen Senatspräsidenten von Danzig H. Rauschnigg -TEXT-
- Verteidigung
- Begann am 04.03.´46
- Verteidigung Görings dauerte 12 Tage
- übrigen 20 Angeklagte: ca. 4 Tage pro Angeklagter
- außer Heß alle im Zeugenstand
- àbehaupteten: gaben zu, dass Verbrechen begangen worden waren, handelten selbst aber "in gutem Glauben"
o Generale befolgten Befehle
o Politiker arbeiteten fürs Vaterland
o Finanzleute befassten sich mit dem Geschäft
- Zeuge: Rudolf Höß, Kommandant von Auschwitz -TEXT-
- gegen angeklagte Gruppen/Organisationen begann am 30.07.46 die Beweisaufnahme
- Urteil (30.09. - 01.10.1946)
- Richter arbeiteten in völliger Abgeschiedenheit
- Richter: je 2 Vertreter der 4 alliierten Mächte
o GB (Vorsitz) Lordrichter Geoffrey Lawrence
o USA Francis Biddle
o FRA Prof. Donnedieu de Vabes
o UdSSR Generalmajor I.T. Nikitechko
- FRA formulierte fast immer das mildeste Urteil (ohne Freiheitsstrafe)
- SU nur Todesstrafe
- Freispruch: Fritsche, von Papen, Schacht
- Todesurteil: Bormann, Frank, Frick, Göring, Jodl, Kaltenbrunner, Keitel, von Ribbentrop, Rosenberg, Sauckel, Seyß-Inquart, Streicher
- à Vollstreckung am 16.10.
- Göring entzog sich durch Selbstmord 2 Stunden vor der Hinrichtung
- lebenslang: Funk, Heß, Raeder
- Freiheitsstrafen (18 Monate - 25 Jahre): Dönitz, von Neurath, von Schirach, Speer
- àVerlegung nach Berlin Spandau
- à Gnadengesuche alle abgelehnt
- Gestapo, SS, SD, Reichskabinett als verbrecherische Organisationen verurteilt
zu 3.
- in 12 Prozessen Anklage gegen 185 Personen
- Prozess für 177 (4 Selbstmorde, 3 für verhandlungsunfähig erklärt)
- Beginn Mai 1946
- Unter Leitung der US-Anklagebehörde Leiter: Telford Taylor
- 24 Todesurteile
- 20 lebenslänglich
- 98 Freiheitsstrafen zw, 18 Monaten - 25 Jahre
- 35 Freisprüche
- à 12 hingerichtet
- à 1 ausgeliefert an Belgiern, verstorben
- à 11 zu lebenslanger Haft begnadigt
- Gnadenerlass vom 31.01.1951 setzte zahlreiche Strafen herab
- 1. Ärzte
- 2. Milch
- 3. Juristen
- 4. Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS
- 5. Flick
- 6. IG-Farben
- 7. Süd-Ost-Generale
- 8. Rasse- und Siedlungshauptamt der SS
- 9. Einsatztruppen
- 10. Krupp
- 11. Diplomaten (Wilhelmstraße)
- 12. Oberkommando der Wehmacht
Zeuge der Verteidigung: Rudolf Höß, Kommandant von Auschwitz
Ein Zeuge, der unverständlicherweise von der Verteidigung und nicht von der Anklagevertretung aufgerufen wurde, war Rudolf Höß, von 1940-43 Lagerkommandant von Auschwitz. Wie kein anderer verbreitete er lähmendes Entsetzen im Gerichtssaal. Hier berichtete ein Massenmörder aus erster Hand. Unter anderem sagte Höß aus: \"Im Sommer 1941 wurde ich zum persönlichen Befehlsempfang zum Reichsführer SS, Himmler, nach Berlin befohlen. Dieser sagte mir dem Sinne nach, ich kann das nicht mehr wörtlich wiederholen, der Führer habe die Endlösung der Judenfrage befohlen, wir, die SS, haben diesen Befehl durchzuführen. Wenn jetzt zu diesem Zeitpunkt dies nicht durchgeführt wird, so wird später das jüdische Volk das deutsche vernichten. Er habe Auschwitz deswegen gewählt, weil es bahntechnisch am günstigsten liegt und auch das ausgedehnte Gelände für Absperrmaßnahmen Raum bietet.\" (31) Höß sprach so ruhig und gefühllos als handelte es sich um ganz selbstverständliche Dinge und nicht darum, Hunderttausende von Menschen in den Tod zu schicken. Höß versuchte Dr. Gilbert seine Sicht der Dinge zu erklären: \"Verstehen Sie nicht, wir SS-Leute sollten nicht über diese Dinge nachdenken; es kam uns nie in den Sinn. Und außerdem war es gewissermaßen eine Selbstverständlichkeit geworden, daß die Juden an allem Schuld hatten. ... Es stand nicht nur in den Zeitungen wie dem \"Stürmer\", sondern wir hörten es überall. Selbst bei unserer militärischen und ideologischen Ausbildung wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, daß wir Deutschland vor den Juden zu schützen hätten. ... Wir waren alle darauf gedrillt, Befehle auszuführen, ohne darüber nachzudenken. Der Gedanke, einen Befehl nicht auszuführen, kam einfach niemandem.\" (32) Höß Aussage war für die Angeklagten und ihre Verteidiger niederschmetternd
Zum Beweismaterial, das der sowjetische Hauptankläger Roman Rudenko dem Gericht vorlegte, gehörten auch die Erinnerungen des ehemaligen nationalsozialistischen Senatspräsidenten von Danzig, Hermann Rauschning. Dieser berichtete, was Adolf Hitler einmal zu ihm sagte, und Rudenko las die ungeheuerliche Stelle im Gerichtssaal vor: \"\"Wir müssen eine Technik der Entvölkerung schaffen. Wenn Sie mich fragen, was ich unter Entvölkerung verstehe, so werde ich ihnen sagen, daß ich die Vernichtung ganzer rassischer Einheiten im Auge habe, und dies werde ich tun, ich sehe darin, grob ausgedrückt, meine Aufgabe. Die Natur ist grausam, daher dürfen auch wir grausam sein. Wenn ich die Blüte des deutschen Volkes ohne jedes Bedauern über das Vergießen kostbaren deutschen Blutes in die Hölle des Krieges schicken kann, so habe ich natürlich das Recht, Millionen von Menschen niederer Rasse zu vernichten, die sich wie Ungeziefer vermehren.\" (24)
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