o Besatzungssoldaten, Kriegszerstörungen, Flüchtlingsströme und eine völlig desolate Wirtschaft kennzeichneten Österreich im Frühsommer 1945. 1,5 Millionen Flüchtlinge erlebten das Kriegsende in Österreich - viele Volksdeutsche (Menschen, die in Ländern ausserhalb des Deutschen Reiches ansässig waren). Mit der Einführung des Schillings 1945 wurde eine wichtige Voraussetzung für eine Stabilisierung der Wirtschaft geschaffen.
o Der "Alliierte Rat" übte bis zu den ersten freien Wahlen Ende 1945 die politische Kontrolle aus. Rund 700.000 "ehemalige Nationalsozialisten" wurden von der Wahl ausgeschlossen Konzentrationsregierung unter Leopold Figl (ÖVP, BK 1945-53); Karl Renner (SPÖ, BK 1945 vor Figl) wurde zum Bundespräsidenten gewählt. Die Alliierten erkannten die Autorität der Regierung an, das stärkte ihre Position.
o Die Besatzungsmächte (USA, England, Frankreich, SU) übten eine starke Kontrolle über das Presse- und Rundfunkwesen aus.
o Die Alliierten wollten in Österreich wieder demokratische Verhältnisse herstellen und die "Ehemaligen" erfassen 524.000 wurden als Kriegsverbrecher registrierst und strafrechtlich verfolgt. Das gesellschaftliche Umdenken trat aber nicht ein, da man sich der Mitverantwortung nicht bewusst war. Darin sah die SU ein Wiederaufleben des Nationalsozialismus und dadurch wurden die Staatsvertragsverhandlungen noch schwieriger.
o Die sovietische Besatzungsmacht beanspruchte in ihrer Zone alles, was bis 1945 in deutschen Besitz gekommen war, als Wiedergutmachung und Kriegsbeute; obwohl die drei Westmächte im Juli 1946 das deutsche Eigentum der österreichischen Regierung übergaben. Sie halfen auch bei der Bewältigung der Nachkriegsnot Versorgung 80% der Bevölkerung (ERP - European Recovery Program).
o Den kommunistischen Parteien gelang es in Ungarn (1947) und in der Tschechoslowakei (1948) die Macht zu übernehmen. Da die KPÖ bei den Wahlen aber wenig Unterstützung fand, versuchten die Kommunisten, ihre Ziele mit Demos und Streiks zu erreichen. Ende September 1950 streikten 120.000 Arbeiter nach dem vierten Lohn-Preis-Abkommen.
o Die Zusammenarbeit der SPÖ und der ÖVP prägte die Nachkriegszeit Österreichs, da die KPÖ 1947 freiwillig ausschied (ab 1959 nicht mehr im Nationalrat vertreten) und die beiden Grossparteien von 1945 bis 1966 in einer Koalition an der Regierung beteiligt waren.
o Die ÖVP, mit Leopold Figl an der Spitze, war die stärkste Partei im Parlament. Es folgten aber Reformen als 1953 die SPÖ stimmenstärkste Partei wurde Figl musste Julius Raab (ÖVP, BK 1953-61) Platz machen. Als vierte Partei konnte sich die VdU ("Wahlgemeinschaft der Unabhängigen" (ab 1956 FPÖ)) etablieren. Man einigte sich auf die Wiedereinführung der Geschworenengerichte und die Abschaffung der Todesstrafe (1950).
o Im Februar 1947 begannen in London die Verhandlungen um einen Staatsvertrag der erste Entwurf wurde von den Alliierten angenommen. Die Verhandlungen gerieten allerdings durch die Meinungsverschiedenheiten um das deutsche Eigentum ins Stocken. Erst 1954 (1953 Tod Stalins) kam es auf einer Aussenministerkonferenz in Berlin (erstmals mit Figl) zur Wende, da sich der Erste Sekretär der KPdSU, Nikita Chruschtschov, im Machtkampf um die Stalin-Nachfolge durchgesetzt hatte. Im Februar 1955 stimmte der sovietische Aussenminister Molotov dem Abzug aller Truppen aus Österreich zu. Es gelang BK Raab, AM Figl, VK Schärf und Staatssekretär Bruno Kreisky (SPÖ, BK 1970-83) die strittigen Punkte zu klären. Die fünf Aussenminister einigten sich auf eine Neutralität Österreichs nach Schweizer Vorbild.
o Am 15. Mai 1955 wurde der Staatsvertrag im Schloss Belvedere feierlich unterzeichnet. Der Tag, an welchem die letzten Soldaten aus Österreich abzogen, wurde 1965 zum Nationalfeiertag erklärt (26. Oktober). Nach sieben Jahren Okkupation durch Hitler-Deutschland und zehn Jahren Besatzung durch die Alliierten hatte Österreich seine volle Souveränität wiedererlangt.
|