Die Deutschen erkannten jedoch bald, daß die britischen Luftlandetruppen zwischen ihnen keinen leichte Beute sein würden. Ein erbitterter Häuser- und Nahkampf folgte und man sah, daß sich Frosts Männer am Nordende der Brücke gut verschanzt hatten. Es würde also mehr als bloße Infanterieangriffe brauchen, um sie von dort zu vertreiben. Als Nächstes erschien dann die SS-Panzeraufklärungsabteilung 9 auf der Szene. Sie wurde von SS-Hauptsturmführer Viktor Eberhard Grabner geführt, der erst kürzlich für seine Tapferkeit in den Kämpfen in der Normandie das Ritterkreuz erhalten hatte. Grabner versuchte mit seiner Aufklärungseinheit einen Sturmangriff über die Brücke. Der Angriff war ein völliges Desaster. Grabner selbst wurde getötet und mehr als 20 Fahrzeuge der Einheit blieben brennend und zerstört auf der Brücke zurück. Es bedurfte offensichtlich stärkerer Truppen, um die Briten aus ihren Stellungen zu vertreiben, und tatsächlich kam auch schon Verstärkung aus Deutschland in der Form von Panzern und Artillerie.
Am Morgen des 19. September wurde der Großteil der 1. Fallschirmjägerbrigarde, die sich zur Brücke vorkämpfen wollte, von deutschen Einheiten - unter ihnen die SS-Kampfgruppe Spindler - zurückgeschlagen. Im Westen der Stadt landeten polnische Truppen mit Luftgleitern zwischen der 4. Luftlandebrigarde und der SS-Kampfgruppe Karfft und wurde völlig aufgerieben. An der Brücke selbst war Frosts Einheit auf 250 Mann zusammengeschmolzen, die aber immer noch alle Angriffe der Deutschen abwehren konnten. Generalleutnant Horrocks XXX. Korps kämpfte sich in der Zwischenzeit gegen energischen deutschen Widerstand und schwere Luftangriffe nach Arnheim durch.
Zu Mittag des 21. September konnte sich die SS-Kampfgruppe Knaust (vom äußerst erfahrenen Panzeroffizier der Wehrmacht, Oberst Hans Peter Knaust geführt) schließlich eine Weg über die Brücke bahnen und Frosts tapferen Widerstand brechen. Knaust blieb jedoch keine Zeit, seinen Sieg zu feiern. Er mußte sofort in Richtung Süden aufbrechen, um jene alliierten Truppen aufzuhalten, die sich über die Brücke bei Nimwegen vorgekämpft hatten. Nun trennen das XXX. Korps nur mehr 17 km von den Resten der britischen Streitkräfte rund um Arnheim, die bei Oosterbeek eingekesselt waren. Die war für das XXX. Korps nahe genug, um den belagerten Landetruppen unter dem Kommando von Generalmajor Robert Urquhart Artillerieunterstützung zukommen zu lassen.
Am 21. September landete Generalmajor Stanislaw Sosabowski mit seiner 1. Polnischen Fallschirmjägerbrigarde bei Driel. Sie stießen dort auf deutsche Einheiten, die bis jetzt die Oberhand gehalten hatten. Diese hastig zusammengewürfelte Sperreinheit unter SS-Obersturmbannführer Harzer bestand aus Teilen der Marine, Luftwaffe, Wehrmacht, Küstenverteidigung sowie niederländischen SS-Männern.
Beide Seiten waren erschöpft, aber die Deutschen erhielten als erste eine beträchtliche Verstärkung in der Form der schweren Panzerabteilung 506.
Diese verfügte über die gefürchteten PzKpfw VI "Tiger II", gegen die die leichten Waffen der britischen Fallschirmjäger nichts ausrichten konnten. Die Kampfgruppe Frundsberg erhielt zwei Tiger-Panzer-Kompanien, um den Vormarsch des XXX. Korps aufzuhalten. Eine dritte Kompanie wandte sich den britischen Überlebenden bei Oosterbeek zu. Die Reste der britischen Sturmtruppe erhielten in der Nacht vom 25. auf den 26. September den Befehl zum Rückzug und ihre übel zugerichteten Reste zogen sich bei Oosterbeek über den Niederrhein in Richtung Süden zurück.
Die Verwundeten mußten mit freiwilligen Sanitätern zurückgelassen werden, obwohl man den schlechten Ruf der Waffen-SS kannte (beide Seiten hatten während der Kämpfe um Arnheim Gefangene erschossen). Man sah also der Gefangenschaft mit einiger Sorge entgegen. In diesem Fall wurden jedoch die Gefangenen von der Waffen-SS mit größtem Respekt behandelt. Die Alliierten verloren bei der Operation "Market Garden" an die 17.000 Soldaten, während die deutschen Verluste zwischen 4.000 und 8.000 Mann lagen.
Obwohl die von den Kämpfen in der Normandie geschwächten Deutschen den Alliierten eine schwere Niederlage zugefügt hatten, waren die Vorteile für die Heeresgruppe B nur von kurzer Dauer. So mußte beispielsweise Bittrichs II. SS-Panzerkorps nach zehn Tagen seine Versuche aufgeben, den Vormarsch des XXX. Korps zu stoppen. Die Brücke von Arnheim wurde dann auch auf Grund der alliierten Bombenangriffe für den deutschen Verkehr gesperrt.
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