Durch die Neutralität hatte Österreich eine neue Position in Europa erhalten; noch 1955 trat es der UNO bei und beteiligte sich später an deren Friedensaktionen ( UN-Einsätze). Seit 1956 gehört Österreich dem Europarat an. Während des Ungarnaufstands von 1956 wurde die Neutralität erstmals auf die Probe gestellt, das neu aufgestellte Bundesheer kam bei der Grenzsicherung zum Einsatz; von der Flüchtlingswelle war Österreich als einziges westl. orientiertes Nachbarland stark betroffen.
Weltpolitisch bedeutende Treffen, wie am 4./5. 6. 1961 zw. N. S. Chruschtschow und J. F. Kennedy in Wien, hoben angesichts der Herausbildung der Militärblöcke NATO und Warschauer Pakt die Bedeutung der Neutralität. Sie machte aber einen Beitritt zur EWG unmöglich, hingegen gehörte Österreich seit 1960 der EFTA ( Europäische Freihandelsassoziation) an.
Bei Neuwahlen blieb der Abstand der beiden Großparteien gering, seit 1956 war die FPÖ ( Freiheitliche Partei Österreichs) im Nationalrat vertreten, die KPÖ schied 1959 aus. Insgesamt wurden Ansätze der Auflösung der überkommenen polit. Lager bemerkbar, die Proporzdemokratie geriet in Verruf.
Außenpolit. bestimmte S-Ti. (Anschläge, Verhaftungen) das Geschehen, 1959 brachte B. Kreisky das Problem vor die UNO, 1961 folgten neue Sprengstoffanschläge, 1964/65 kam es zum Ausbau der Autonomie. Ab 1964 wurden die Kontakte zu den Staaten des von der UdSSR dominierten Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe (COMECON) ausgebaut.
Das Konkordat ermöglichte das Schulgesetzwerk 1962 (9. Schuljahr mit Polytechnischem Lehrgang, Umgliederung der Mittelschulen und höheren Schulen, Verlegung der Lehrerbildung in die Pädagogischen Akademien). Das Bildungsniveau der nachwachsenden Generation stieg beträchtlich. Viele Schulbauten für Pflicht- und höhere Schulen sowie Kulturbauten wurden errichtet (Wr. Stadthalle, 1958, Großes Festspielhaus in Salzburg, 1960).
Die Wirtschafts- und Sozialstruktur veränderte sich infolge des Verlusts von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft durch die fortschreitende Mechanisierung; die frei werdenden Kapazitäten wurden zunächst von der Industrie aufgenommen, später im Dienstleistungsbereich. Stellung und Situation der Arbeiter verbesserten sich und wurden denen von Angestellten zunehmend angenähert; immer mehr Frauen wurden erwerbstätig. Die Verstädterung nahm zu, im Handwerk verschwanden bestimmte Berufe, neue entstanden. Im Bevölkerungsaufbau entwickelte sich eine tendenzielle Überalterung, der Ausbau des Sozialsystems (ASVG 1955, Bauern- und Selbständigenkrankenkassen) verstärkte die soziale Absicherung.
In den sechziger Jahren entstanden viele Wohnbauten (Satellitenstädte, Siedlungen, Zunahme von Zweitwohnsitzen), der Straßenbau (Autobahnen, Schnellstraßen, Bundesstraßen) stieß noch nicht auf Widerstand.
Ab 1962 befand sich die große Koalition in einer Krise (Fall Habsburg1) 1962, Bemühungen der SPÖ um eine kleine Koalition mit der FPÖ, härtere Gangart der ÖVP, Olah-Krise2) und Fall Fußach 1964). 1965 endete die Legislaturperiode frühzeitig, bei den Wahlen vom 6. 3. 1966 erhielt die ÖVP die absolute Mehrheit.
|