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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Stalinismus ---



Die Jahre 1949-1955 sind in Polen, so wie in allen Osteuropäischen Ländern, gekennzeichnet durch einen zunehmenden Prozess der Stalinisierung. Boreslaw Bierut, streng moskautreu war in den nun folgenden Jahren dafür verantwortlich, dass Stalins Befehle in Warschau befolgt wurden. Formal war die Verfassung, die am 22. Juli 1952 verabschiedet wurde durchaus demokratisch: Sie garantierte Bürgerrechte, eine vom Parlament gewählte Regierung mit Präsident und Staatsrat und ein in allgemeinen Wahlen bestimmtes Parlament, den Sejm. Doch in der Praxis sah dies anders aus. Polen hatte sich an die straffe, von Moskau bestimmte Linie zu halten, d.h. jede nationale Besonderheit wurde unterdrückt, psychischer und physischer Terror gegen Andersdenkende (oder nur angeblich Andersdenkende) in den Reihen der Partei oder auch außerhalb, weitgehende Autonomie des (sowjetisch kontrollierten) Sicherheitsapparates, Verschärfung der Zensur, alle Kontakte mit der Außenwelt wurden sofort denunziert, unschuldige Menschen in fingierten Prozessen willkürlich als Spione verurteilt. Menschen wurden in die Sowjetunion abtransportiert und verschwanden spurlos, ein dichtes Netz von Informanten legte sich über Betriebe, Schulen und Universitäten und, im Falle Polens besonders wichtig, der Kampf gegen die katholische Kirche wurde intensiv geführt. Denn sie galt als ein reaktionäres Relikt des alten Systems. Priester und Laien wurden zu Zielscheibe offener Angriffe und waren ständig von Verhaftungen bedroht. 1950 wurde das Vermögen der Kirche konfisziert und der Primas Polens, Kardinal Stefan Wyszynski, 1952 in einem Kloster interniert. Dieses gestörte Verhältnis von Kirche und Staat zerstörte aber auch das Vertrauen der Bürger in die moralische Integrität jener Kommunisten, die Widerstandskämpfer, Künstler, Professoren, Kirchenangehörigen und Funktionäre aus den eigenen Reihen einfach hinter Gittern verschwinden ließen. So wurde auch der Chef der polnischen Kommunisten Wladyslaw Gomulka wegen "rechtsnationaler Abweichungen" im Juni1948 angeklagt und von 1951-1954 inhaftiert. Zwar war auch er von dem Willen beseelt, Polen zu einem kommunistischen Staat zu machen, doch er verfolgte ein Programm unter dem Motto "über die Demokratie zum Sozialismus", dessen wichtigste Punkte die Ablehnung der Kollektivierung der Landwirtschaft, die Zulassung privaten Kleingewerbes und Handels sowie ein behutsamer Umgang mit der katholischen Kirche waren.

Stalinismus im wirtschaftlichen Bereich sollte, gemäß dem Vorbild der Sowjetunion, eine kollektivierte Landwirtschaft einerseits und eine hochentwickelte Schwerindustrie andererseits bedeuten. So wurden die Bauern, von denen 1945 viele erstmals eigenes Land bekommen hatten, wieder enteignet und man begann praktisch aus dem Nichts eine (für polnische Verhältnisse) gigantische Schwerindustrie aufzubauen. Um den Zustrom der Landbevölkerung zu bewältigen, die nun für die Arbeit in der Industrie gebraucht wurde, stampfte man neue Städte und Vororte förmlich aus dem Boden.

Der falsche Pathos dieser Zeit schlug sich auch in anderen Bereichen nieder. Bauten von gigantischen Kombinationen (z.B. Kulturpalast in Warschau), Fabriken und Institutionen, steigende Arbeitsnormen und sich überschlagende Erfolgsmeldungen, monumentale Skulpturen im Stil des sozialistischen Realismus, sollten den Beweis für die Überlegenheit des neuen Systems und seiner Ideologie liefern.

Stalin glaubte, dem Sowjetblock drohe eine Invasion der "Kräfte des Amerikanischen Imperialismus". So ließ er eine 400 000 Mann starke polnische Armee aufstellen. 1955 wurde Polen Mitglied des Warschauer Pakts, der die "NATO des Ostens" seien sollte. Darüber hinaus trat Polen als vollständiges Mitglied dem 1949 gegründeten "Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe" (RGW) bei., auch COMECON genannt.

Dass Polen ein sozialistischer Staat werden würde, war jedem klar und wer Zweifel daran hatte, dem genügte ein Blick auf die Landkarte. Doch diese Art von Terrorsozialismus wollten die Polen nicht.

 
 

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