Zur Zeit der Herbstmesse 1765 traf Goethe, erst 16 Jahre alt, in Leipzig ein, um dort dem Willen seines Vaters gemäß Jurisprudenz zu studieren. Die Vorlesungen gewährten ihm keine Befriedigung. Sein Leben erhielt erst einen fröhlichen Anstrich, als er die Tochter des Weinwirts Schönkopf, Anna Maria Schönkopf, genannt Käthchen, kennenlernte. Sie erwiderte bald Goethes glühende Liebe, so daß er einen großen Teil des Tages bei ihr verbrachte. Goethe schrieb in jener Zeit an einen Freund: \"Ich liebe ein Mädchen ohne Stand und Vermögen, aber ich fühle zum ersten Mal in meinem Leben das Glück, welches wahre Liebe bereitet.\"
Dieses Liebesverhältnis wurde jedoch nicht nur durch äußere Mißlichkeiten und Bedenken gestört (Goethe gehörte nämlich einem höheren Stand an, und eine Heirat war von daher undenklich), sondern vor allem durch Goethe, der bald förmlich eine Freude daran zu haben schien, das Mädchen zu quälen. Er war eigensinnig, herrschsüchtig, launenhaft, und seine unsinnige Eifersucht marterte die Geliebte mit grundlosem Verdacht.
Er bereute später immer wieder sein Verhalten und kehrte voll Reue zu ihr zurück. Aber die Geduld Käthchens ging zu Ende, und sie wendete sich von ihm ab. Das zügellose Leben, das Goethe nun führte, ließ ihn in eine schwere gefährliche Krankheit verfallen. Goethe schüttete den Schmerz und die leidenschaftliche Erregung in einem dichterischen Erzeugnis gleichsam ab und befreite sich so von der Last, die ihn zu erdrücken gedroht hatte, indem er in dem Lustspiel \"Laune des Verliebten\" diesen Abschnitt seines Lebens poetisch verwertete.
|