Seit 1918 beschleunigte die Inflation sich ständig. Durch Kriegsanleihen wuchsen die Staatsschulden bis1919 auf 144 Milliarden Mark. Doch auch nach Kriegsende wurde ein riesiger Geldbedarf benötigt. Da mußten die Familien gefallener Soldaten, Kriegsinvaliden, Arbeitslose und Flüchtlinge unterstützt werden und verzinste Kriegsanleihen - von mehr als 100 Milliarden Mark - und Sachlieferungen gezahlt werden. Doch gegenüber diesen Unsummen von Ausgaben standen nicht die entsprechenden Steuereinnahmen. Deutschlands wirtschaftliche Kraft war , außer den Krieg, noch durch die Gebietsabtretungen beträchtlich geschwächt worden.75% der Eisenerz - und 26% der Steinkohleförderung (dadurch, daß die Kohlengruben des Saargebiets als Entschädigung dem französischen Wirtschaftsgebiet eingegliedert wurden),außerdem 44% der Roheisen - und 38% der Stahlproduktion stammten aus den abzutretenden Gebieten.
Der Wert der Mark sank immer schneller, denn der Staat ließ Papiergeld drucken.
Dadurch konnte er zwar seine Schulden abbezahlen, doch der großen Menge Geld stand kein ansprechendes Warenangebot gegenüber Das mittelständige Bürgertum litt erneut am meisten.Um nicht zu verhungern, waren sie gezwungen, "Sachwerte", wie Schmuck zu verkaufen, denn ihre Ersparnisse wurden alle wertlos. Auch Löhne und Renten konnten mit dem Preisanstieg nicht mithalten. Die Unzufriedenheit im Volk wuchs, und der Haß gegen die schuldtragende eigene Regierung und die Siegermächte war die beste Voraussetzung für die Ausbreitung des Rechtsextremismus. Auch die KPD gewann viele Anhänger.
Vorteile aus der Inflation zogen Industrielle, die ihre Waren billig im Ausland absetzen konnten, und auch der Staat profitierte von der Geldentwertung, denn er entledigte sich der enormen Kriegsschulden im Inland .Außerdem konnte die deutsche Zahlungsfähigkeit für Reparationsleistungen nicht festgestellt werden, solange die Inflation andauerte.
Die neue rechtsbürgerliche Regierung (unter Beteiligung der DVP, DDP und des Zentrums)ging schrittweise zum passiven Widerstand über, der sich gegen die Lasten des Versailler Vertrags wendete. Deutschland beantragte am 12.Juli 1922 die Aussetzung der noch fälligen Restzahlungen bei der Reparationskommission und teilte auch mit, daß sie 1923 und 1924 seinen Verpflichtungen nicht nachkommen könne.Die Berliner Regierung forderte im November 1922 eine Befreiung von allen Reparationen für 3-4 Jahre und einen internationalen Bankkredit. Doch Frankreich gestattete keine Moratorien (Zahlungspausen) ohne "produktive Pfänder" und bereitete sich somit auf den Einmarsch in grenznahe Gebiete vor...
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