Durch die Geschehnisse des zweiten Weltkrieges wurde das Wiener Schulsystem stark in Mitleidenschaft gezogen. Die städtischen Schulgebäude wurden vielfach zweckentfremdet. Neben den schon länger bestehenden Parteidienststellen, wurden die Räume jetzt auch für Kriegszwecke verwendet. Viele Schulen wurden zur Einquartierung von Soldaten verwendet. Noch dazu waren in mehr als 70 % aller Schulgebäude Kartenstellen (RK-Kurse,...) eingerichtet worden, und zeitweise dienten die Räume auch als Altmaterialsammelstellen. Die unhygienischen Zustände, die dadurch entstanden, sind heute kaum noch vorstellbar.
Die Wartung und anfälligen Renovierungen der Schulen konnten auf Grund der extremen Situation kaum durchgeführt werden. Erstens waren die Schulen oft mit Soldaten überbevölkert, zweitens mangelte es schon bald an Arbeitskräften, da viele Männer im Krieg waren. Sogar das Heizen der Gebäude wurde auf Grund des immer größeren Mangels an Brennstoffen sehr erschwert und fiel schließlich ganz aus.
Diese Gründe lassen natürlich schon vermuten, dass in der Kriegszeit kaum normaler Unterricht stattgefunden hat. Entweder gab es nur zeitweisen Vormittags- oder Nachmittagsunterricht, oder er fiel, wie in den Wintermonaten, überhaupt ganz aus.
Zu diesen Problemen kam noch, dass eine Vielzahl von Unterrichtsmaterialien vernichtet wurde. Es genügte zum Beispiel die Tatsache, dass ein Buch einen jüdischen Autor hatte, für
seine Vernichtung. So wurden über 300.000 Bücher mit dem Gewicht von mehreren Eisenbahnwagenladungen einfach zerstört. 1944/45 wurden 61 Schulgebäude durch Bombenangriffe für Unterrichtszwecke praktisch unbrauchbar gemacht.
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