Die Quelleninformationen über die Frühphase der spartanischen außenpolitischen Aktivitäten sind mit großer Vorsicht zu betrachten, zuviel ist reine Erfindung und Legendenbildung späterer Quellenautoren. Lediglich die Gedichte des Tyrtaios und die Schriften des Pausanias mit ihrer an den spartanischen Königslisten ausgelegten Chronologie sind als ernstzunehmende Quellen heranzuziehen. Besonders in Bezug auf die Messenischen Kriege und das 7. Jahrhundert ist unser Wissen sehr rar, und nur Tyrtaios vermag dem geringfügig abzuhelfen.
Sparta war in der ersten Hälfte des 8. Jh., entgegen weitläufigen Annahmen auch der modernen Forschung, keineswegs die mächtigste lakonische Siedlung. Erst gegen Mitte des Jahrhunderts war das gesamte Eurotastal nach der Eroberung und Angliederung Amyklais, sowie der Einnahme von Helos und der Neubesiedelung von Geronthrai als Konsequenz einer starken Bevölkerungszunahme vollendet. Der spartanische Herrschaftsanspruch über die vereinnahmten lakonischen Siedlungen wurde wahrscheinlich durch den beeindruckenden Stammbaum seiner Könige legitimiert und auch hingenommen. Schon in dieser Zeit kam es aber zu Konflikten mit Argos um das im Nord-Osten gelegene Hügel- und Bergland der Karyatis und mit Arkadien um die Aigytis. Dafür muß man als Grundlage annehmen, daß dem eine vorherige Eroberung der Tripolis, wahrscheinlich auch der Beleminatis und Skiritis, seitens Sparta vorausging. Demzufolge geriet Sparta noch vor der Vollendung der Besetzung der Eurotasebene in auswärtige Kämpfe, dabei bildete es erste Schutzzonen aus Perioikenstädten im Nord-Osten (Belemina/Skiritis) und später im Süden (Tainaronhalbinsel/Helos).
Die erste verzeichnete Großtat des neuen spartanischen Staates war ein Angriffskrieg gegen das benachbarte Messenien unter der Führung des Königs Theopomp. Eroberungswillen und Landhunger ließen spartanische Truppen durch den Paß von Oitylos über den Taygetos-Gebirgszug ins südliche Messenien einfallen, Dentheliatis erobern und im Nedontal sowie im Küstengebiet Perioikenstädte gründen.Von Norden her kam es zu einem langen, erbitterten Kampf um die obere Pamisosebene gegen die Messenier. Dieser als sog. 1. Messenischer Krieg bezeichnete Feldzug ist allerdings schwer zu datieren, da die Informationen bei Tyrtaios sehr vage sind und nur auf einen Krieg der Großväter gegen Messenien hinweisen, also keine verläßlichen Anhaltspunkte geben. Mit Hilfe der wahrscheinlich gewissenhaft geführten Olympionikenlisten lassen sich aber, zusammen mit Tyrtaios, als ungefährer Zeitraum dieses Krieges die Jahre zwischen 740 und 720 angeben, denn bis 736 überwiegen die messenischen, ab 720 die spartanischen Athleten. Einen weiteren Hinweis erhalten wir in den Schriften des Strabon, der einen Krieg mit Messenien 280 Jahre vor dessen Wiederbefreiung 371 andeutet (2. Mess. Krieg). Rechnet man daraufhin anhand der Angaben des Tyrtaios noch 2 Generationen zurück, erhält man einen ähnlichen Datierungsrahmen. Sicher ist also nur, daß es in der 2. Hälfte des 8. Jh. einen längeren militärischen Konflikt Spartas mit Messenien gegeben hat, der nach der Eroberung und Zerstörung der Bergfeste Ithome und Absicherung des Gebietes mit Perioikenstädten durch Sparta entschieden wurde.
Dazu Tyrtaios:
Unserem Herrn Theopompos, dem König, dem Liebling der Götter:
Ihm verdanken wir des weiten Messene Besitz,
das sich vortrefflich beackern läßt, vortrefflich bepflanzen!
Neunzehn Jahre hindurch kämpften um dieses Gebiet
ununterbrochen, voll tapferen, niemals wankenden Mutes,
unsere Großväter, mit schneidenden Lanzen bewehrt.
Endlich, im zwanzigsten Jahr, verließen die Feinde den fetten
Boden und flüchteten sich hoch vom Ithome herab.
Es ist jedoch anzunehmen, daß die Spartaner nicht 20 Jahre lang beständig im Feld standen, vielmehr kann man bis zur letztendlichen Entscheidung mit jährlichen Einfällen in messenisches Gebiet rechnen, ähnlich der Taktik gegen Attika im Peloponnesischen Krieg. Hooker vermutet darüber hinaus, daß die Beschreibung \"20 Jahre\" bei Tyrtaios keine reale Zeitspanne darstellt, sondern lediglich - in Anlehnung an Homer - eine Aussage über eine lange Zeitdauer des Konfliktes. Interessant ist die spartanische Begründung des Kriegszuges: Die Messenier hätten ein gemeinsames Heiligtum verletzt und dabei durch die Ermordung eines spartanischen Königs die Spartaner herausgefordert. Dieses vorgeschobene Motiv war natürlich weniger diskreditierend als das einer aggressiven Landnahme. Nach dem Sieg wurden große Teile der messenischen Bevölkerung helotisiert:
Eseln vergleichbar, gebeugt unter der drückenden Last,
müssen sie ihren Gebietern, schmählich gezwungen, die Hälfte
geben von allem Ertrag, der aus dem Acker erwächst.
Klagen auch müssen sie, Männer wie Frauen, um ihren Gebieter,
wenn ihn das traurige Los bitteren Todes ereilt.
Sparta löste damit sein Problem der wachsenden Bevölkerung durch eine Erweiterung des spartanischen Kerngebietes und legte mit der Aneignung einer solch großen Fläche den Grundstein für seine spätere Großmachtpolitik.
Gegen Ende des 8. Jh. (ca. 706) wurde im Rahmen einer allgemein griechischen Kolonisationsbewegung die spartanische Kolonie Tarent von Phalantos in Westitalien gegründet, der Sage nach durch Auswanderung ungeduldeter Bürger, in der Realität wohl eher aufgrund von Abenteuerlust, obwohl die mythologische Begründung nicht ganz abwegig sein muß. (Bei diesem einzigen Kolonieversuch Spartas sollte es bleiben, abgesehen von den mißglückten Unternehmungen des Dorieus 514-510 zur Konsolidierung einer eigenen Herrschaft in Afrika und Sizilien.)
Das 7. Jh. bietet uns größtenteils nur wenige Fixpunkte. Spartas Konflikte mit dem erstarkenden Argos und mit den Arkadern spitzten sich in der 1. Hälfte des Jahrhunderts zu. Die Ansiedlung von durch Argos Vertriebenen in Asine an der Ostküste Messeniens stellte dabei eine offene Provokation seitens Sparta dar. Weil Argos in seinem Expansionsdrang bald an die Grenzen Spartas stieß, mußte es zwangsläufig zu militärischen Auseinandersetzungen der beiden aufstrebenden Poleis kommen. 669 unterlag Sparta zunächst in der Schlacht bei Hysiai, aber allmählich eroberte es die ganze Westküste des argivischen Golfes bis Malea und nahm zusätzlich die Insel Kythera ein.
Mitte des 7. Jh. (ca. 650-620, Hooker: 660-640) kam es u.a. im Zuge erster größerer politischer Zusammenhänge auf der Peloponnes zu einem Bündnis zwischen Sparta (wahrschnl. unterstützt noch von Samos) und Elis gegen die Pisaten im Kampf um die Phigaleia. Diese hatten sich mit den Arkadern, Argivern und aufständischen Messeniern gegen die beiden Erobererstaaten verbündet. Der Aufstand der Messenier zog durch den Verlust der messenischen Ländereien zusätzlich eine wirtschaftliche und innenpolitische Krise Spartas nach sich, die durch die militärischen Mißerfolge und Pattsituationen der ersten Kriegsjahre noch verschlimmert wurde. Schließlich besiegte Sparta die Messenier mitsamt den Verbündeten durch die Einführung der neuen Hoplitentaktik bei der \"Schlacht am großen Graben\" vernichtend, worauf jene sich in die Bergfeste Eira flüchteten und zu einer Guerillataktik überwechselten. Nach einer langen Belagerung der Feste mußten die Messenier kapitulieren und eine harte Behandlung - die vollständige Helotisierung - Spartas über sich ergehen lassen. Die Eroberung Messeniens war mit der Einnahme der Mittelebene gegen Ende des 7. Jh. vollendet, zur Absicherung nach Norden schuf Sparta mehrere Perioikensiedlungen, darunter Kyparissia im Nord-Westen und Andania am Übergange von Messene zu Megalopolis gegen das feindliche Arkadien. Der Kampf um die Macht auf der Peloponnes war vorläufig entschieden und führte zu einer Stabilisierung der spartanischen Herrschaft. Seine Macht wurde beispielsweise 610 deutlich, als es mit einem Schiedsspruch Salamis Athen zu- und Megara absprach. (Nach Clauss ist es allerdings nicht erwiesen, daß es nur zwei messenische Kriege gab, denn diese Bezeichnung sei ein Produkt der hellenistischen Geschichtsschreiber, vielmehr ist er der Ansicht, daß die Eroberung Messeniens in mehreren Etappen über einen langen Zeitraum hinweg verlaufen sei.)
Nach dem 2. Messenischen Krieg herrschte ein vorläufiger Friede, Sparta erfuhr allgemein eine kulturelle Blüte und besaß durch seine Häfen (bes. Helos) rege Kontakte über See. Ionische Einflüsse in Kunst und Lebensart lockerten die Spartiatengesellschaft etwas auf. Die großen Aktivitäten und außenpolitischen Entscheidungen dieser Zeit standen unter der politischen Führung der Könige, die einen bedeutsamen Machtfaktor dadurch innehatten, gemeinsam mit den Geronten Beschlüsse des souveränen Volkes annullieren und nach ihren Vorstellungen handeln zu können. Doch die innenpolitische Krise während des 2. Messenischen Krieges erforderte eine rasche und systematische Umorganisierung der spartanischen Gesellschaft und eine militärische Reorganisation: Aus dem lebendigen, aktiven archaischen Staat wurde Dank \"lykurgischer Prägung\" ein politisch, wirtschaftlich und kulturell von der Außenwelt abgeschlossenes Spart________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________de).
Im Verlauf dieses Jahrhunderts legte Sparta seinen \"Provinzialismus\" ab und trat in enge Berührung mit Poleis außerhalb der Peloponnes. Rege Handelsbeziehungen, Kontakte und Aktionen adliger Einzelpersonen/-familien oder auch staatliche Interventionen erweiterten den politischen und wirtschaftlichen Horizont Spartas. Dabei stieß es im Westen bis nach Etrurien, im Süden bis an die Küste Afrikas und im Osten bis nach Rhodos und Samos vor. Darüber hinaus begannen die Spartiaten, sich als die wahren Erben________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________. Jh. häufig kommen sollte.
572 unterwarfen die Eleier, unterstützt von Sparta, die Pisaten. Sparta führte dann einige erfolglose Feldzüge gegen die Arkader, und hier besonders gegen Tegea, dessen Bekämpfung sich als langwierig erweisen sollte. Nach einer zwar erfolglosen, aber kräftezehrenden Belagerung der Stadt kamen die Tegeaten mit den Spartanern überein, ein Bündnis mit diesen einzugehen, wobei das Machtverhältnis klar auf der Seite Spartas lag. Dadurch wurde Mitte des 6. Jh. die Epoche des Peloponnesischen Bundes eingeleitet (\"Die Lakedaimonier und ihre Bundesgenossen\"). Die Stärkung der spartanischen Position brachte jedoch erneute Auseinandersetzungen mit Argos, welches Sparta abermals unterlag und die Thyreatis einbüßte. Sparta beherrschte nun ein Polisgebiet von 8500 km2 (Vergleich: Athen 2500 km2) und erlangte zusammen mit einem Ring aus Perioikensiedlungen - Strabon spricht hier von ungef. 100 Poleis (Strab. 8, 362) - sein letztendliches Staatsgebiet. Kurz darauf traten auch die anderen Poleis Arkadiens, darunter Mantineia und Orchomenos, sowie viele sonstige Staaten der Peloponnes diesem Bund bei; nicht zum Bunde gehörten Argos und Achaia. Der Bund war locker organisiert, mit relativ autonomen Bündnern und Sparta an deren Spitze, wodurch Sparta, mit dem Sicherheitskordon des Bundes um sich, zum mächtigsten Staat Griechenlands wurde. Führenden oligarchischen Schichten anderer Poleis (Phleius, Korinth) bot das Bündnis mit Sparta eine Garantie zur Behauptung ihrer Stellungen.
Das erklärt auch das Hilfegesuch von Kroisos an Sparta im Kampf gegen Kyros 546. Sparta fühlte sich Kroisos gegenüber zwar in der Pflicht - nicht zuletzt durch seine Reichtümer gereizt -, brach das Hilfsunternehmen aber nach der Nachricht von Kroisos´ Niederlage wieder ab. Ein ähnliches Gesuch einer ionisch-äolischen Delegation beantwortete Sparta lediglich mit einer Gesandtschaft an Kyros, die ihm die Warnung zukommen lassen sollte, die kleinasiatischen Griechen in Ruhe zu lassen. Daß Kyros diese Warnung nicht sehr ernst nahm, bedarf hier keiner Erwähnung.
Hdt. 1, 152-153:
(152) Als nun die Boten der Ionier und Aioler nach Sparta kamen - denn diese Sache wurde in aller Eile betrieben -, wählten sie zu ihrem Wortführer den Mann aus Phokaia, der hatte den Namen Pythermos. Der legte eine Purpurgewandt an, damit auf diese Kunde recht viele Spartiaten zusammenkämen, trat vor sie und bat in einer langen Rede um ihren Beistand. Die Lakedaimonier aber hörten nicht auf ihn, sondern beschlossen, den Ioniern nicht zu helfen. Die kehrten also heim, die Lakedaimonier aber sandten, obwohl sie der Ionier Boten abgewiesen, dennoch Männer auf einem Fünfzigruderer aus; wie mir scheint, um auszukundschaften, wie es stehe mit Kyros´ Macht und Ionien. Als diese nach Phokaia kamen, sandten sie ihren angesehensten Mann nach Sardes, der hatte den Namen Lakrines. Er war beauftragt, Kyros eine Erklärung der Lakedaimonier vorzutragen, er solle keine Stadt in hellenischen Landen antasten, denn das würden sie nicht dulden. (153) Als der Herold so sprach, soll Kyros die Hellenen, die bei ihm waren, gefragt haben, was denn das für Leute seien, die Lakedaimonier, und wie groß ihre Zahl, daß sie ihm das entbieten ließen. Und als er´s erfahren, habe er zu dem spartanischen Herold gesagt: \"Ich habe mich noch nie vor Leuten gefürchtet, die mitten in der Stadt einen Platz dazu bestimmt haben, sich dort zu treffen und gegenseitig mit Eid und Schwur zu betrügen. Die werden, wenn ich gesund bleibe, noch genug zu schwatzen haben, nicht über die Leiden der Ionier, sondern ihre eigenen.\" Mit diesen wegwerfenden Worten meinte Kyros alle Hellenen, weil sie Märkte haben, wo man kauft und verkauft; die Perser selber nämlich haben nicht die Gewohnheit, Märkte abzuhalten, und es gibt bei ihnen überhaupt keinen Marktplatz.
Beachtenswert aber ist, daß er die Spartaner als Händler einordnete, und tatsächlich waren spartanische Händler im Mittelmeerraum keine Seltenheit. Spartas Interesse an der Ägäis und seine Kontakte waren hinreichend bekannt, spartanische Adlige pflegten gute Beziehungen nach Auswärts und traten \"international\" in Erscheinung. In diesem Zusammenhang muß auch die spartanisch-korinthische Unterstützung samischer Exilanten gegen den samischen Tyrannen Polykrates erwähnt werden. Dabei ist es jedoch fraglich, ob jenes Unternehmen offiziell vom Staat gebilligt war oder vielmehr nur von vereinzelten Adligen geleitet wurde. Es ist darüber hinaus zwar ungewiss, ob schon vorher ein Bündnis zwischen Sparta und Korinth bestand, aber spätestens zu dieser Zeit arrangierten sich die beiden Poleis miteinander und profitierten davon beide durch ihre verschiedenen militärischen Machtpfeiler (Sparta war Landmacht, Korinth eine Seemacht). Als Motiv für den Zug gegen Samos wurde Rache für samisches Seeräubertum angegeben, wahrscheinlicher ist aber neben der Beutelust die Einflußnahme auf eine bedeutende Polis und die stärkste Seemacht in der Ägäis, sowie die Beseitigung des perserfreundlichen und -unterstützenden Polykrates und somit eine Behinderung der persischen Expansion. Das Unternehmen schlug jedoch fehl, und Sparta, dessen Aufmerksamkeit zu dieser Zeit der Ägäis galt, zog sich aus diesem Raum Griechenlands zurück. Ein klares Streben nach der Hegemonie über ganz Griechenland kann aber zu dieser Zeit keinesfalls angenommen werden.
Die spartanische Außenpolitik wurde zwischen 550 und 520 von den Königen, einer Mehrheit der Ephoren und Teilen des Ältestenrates verantwortet, deren Einfluß nach genannten Fehlschlägen sank. Unter dem Agiaden Kleomenes I., dem mit energischsten und umstrittensten König der spartanischen Geschichte, der ca. 520 den Thron bestieg, spielte diese Gruppe hinter dem zweiten König Demaratos eine untergeordnete, oppositionelle Rolle. Kleomenes änderte die Richtung der spartanischen Außenpolitik, das Interesse galt jetzt nicht mehr der Ägäis, sondern der Machtkonsolidierung auf der Peloponnes und Einflußnahme in Mittelgriechenland durch die Unterstützung spartafreundlicher Oligarchien, wobei die angebliche Tyrannenfeindlichkeit Spartas als ein Topos der Geschichtsschreibung angesehen werden kann und nicht glaubwürdig ist (bezeugt sind nur die Tyrannenvertreibungen in Sikyon und Athen). Zu dieser neuen Politik paßt dann auch die Abweisung des Samiers Maiandros, der um Hilfe bei seiner Einsetzung als Tyrann in Samos bat und nicht zögerte, Kleomenes bestechen zu wollen oder das Ablehnen des Hilfegesuches des Aristagoras von Milet am Vorabend des ionischen Aufstandes.
Besonders Athen stand in den folgenden Jahren im Zentrum der spartanischen Interessen. Schon 519 startete Kleomenes einen Versuch, Athen Sparta in die Arme zu treiben, indem er das Gesuch Platääs, in den Peloponnesischen Bund aufgenommen zu werden, abwiegelte und die Platääer an Athen verwies, um dieses in Konflikt mit Theben geraten zu lassen. Eine Wende in den Beziehungen zwischen Athen und Sparta wurde aber erst 8 Jahre später eingeleitet. Die von den Peisistratiden vertriebenen Alkmeoniden beeinflußten das delphische Orakel, um eine Intervention Spartas gegen den athenischen Tyrannen Hippias zu erreichen, was ihnen schließlich auch gelang. 511 scheiterte zunächst der Versuch eines spartanischen Eingreifens in Attika aufgrund der Niederlage des spartanischen Heeres unter Anchimolios gegen die Athener und Thessalier. Ein Jahr später führte Kleomenes persönlich ein Heer gegen Athen und vertrieb Hippias. Als sich jedoch die Situation in Athen unter den Alkmeoniden und ihrem Hauptagonisten Kleisthenes nicht nach Spartas Vorstellungen entwickelte und man zudem noch erkannte, von Delphi betrogen worden zu sein, intervenierte Kleomenes 507 abermals mit einem Heer in Athen und wollte den sehr viel fügsameren Isagoras an die politische Spitze stellen. Kleisthenes floh, und 700 Familien wurden verbannt. Dies nahmen die Athener jedoch nicht hin und belagerten die Spartaner und die hinter Isagoras stehenden Athener, welche sich in ihrer hoffnungslosen Lage auf der Akropolis festgesetzt hatten. Nach einem Abkommen wurde den Spartanern freier Abzug gewährt, die Athener wurden hingerichtet. Durch diese Schmach zutiefst verärgert, gedachte Kleomenes 506, zusammen mit den Bündnern Athen anzugreifen, aber auf dem Weg dorthin zerfiel sein Heer bei Eleusis, weil Kleomenes seinen Bündnern hier erst mitteilte, warum sie Athen angreifen sollten. Die Korinther zogen sich zurück, und - noch verhängnisvoller - der Mitkönig Demaratos sah seine Chance zur Überflügelung seines dominanten Kollegen gekommen und verließ ebenfalls das Heer, um Kleomenes der Lächerlichkeit preiszugeben und sich selbst zum ersten König aufzuschwingen. Kleomenes schaltete daraufhin den schwachen Demaratos durch ein Gesetz aus, daß nur ein König das Heer führen dürfe, und darüber hinaus verpflichtete er alle Mitglieder des Bundes zur unbedingten Heerfolge. Der Konflikt mit Athen trat vorerst in den Hintergrund
594 kam es zu einer katastrophalen Niederlage der Argiver im Kampf gegen Sparta und Kleomenes. Das delphische Orakel hatte ihm verheißen, zu dieser Zeit Argos, die alte Todfeindin Spartas, zu nehmen. Durch eine List des Königs wurden die Argiver im Feld vernichtend geschlagen und hatten ca. 6000 Tote zu beklagen, eine für damalige Verhältnisse unglaubliche Zahl. Kleomenes sah das Orakel erfüllt und zog ab, ohne Argos direkt anzugreifen - wohl auch wegen der sehr guten Befestigungen der Stadt. In Sparta wurde er daraufhin von der immer noch aktiven Opposition der Bestechung angeklagt und freigesprochen, da immer noch der Großteil der Spartiaten hinter ihm stand. Auf diesen Prozeß und die weiteren innenpolitischen Widerstände hin erwirkte Kleomenes die gewaltsame Absetzung von Demaratos und machte seine Gegner damit mundtot. Unter seiner Führung vereinigte er schließlich 492/91 Athen und Mittelgriechenland gegen den persischen Aggressor und ging gegen Aigina vor, das sich Darius unterworfen hatte. Das Ende von Kleomenes I. liegt im Dunkeln, die Quellen berichten vom Selbstmord eines Wahnsinnigen, aber die Glaubwürdigkeit dieser Berichte ist gering.
Letztlich kann man Sparta ohne Zweifel zugestehen, die außenpolitisch aktivste Polis des 6. Jh. gewesen zu sein.
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