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Inquisition (lat. gerichtliche Untersuchung) bezeichnet die seit dem Mittelalter eingerichtete Behörde der katholischen Kirche, deren Aufgabe darin bestand, Ketzer zu verfolgen, vor Gericht zu stellen und zu verurteilen.
Im Urchristentum war die Strafe für Ketzerei oder Häresie in der Regel die Exkommunikation. Aber nachdem das Christentum von Kaiser Theodosius I (357 - 395) zur Staatreligion erhoben wurde, wurden Ketzer auch als Staatsfeinde angesehen.
Die Inquisition nahm ihren Anfang Ende des 12. Jahrhunderts, als Papst Innozenz III einen Kreuzzug gegen die Albigenser organisierte. Die eigentliche Inquisition im eigentlichen Sinn existierte ab 1231, markiert durch die Schrift "Excommunicamus" (wir exkommunizieren), die sogenannten Ketzerdekrete von Papst Gregor IX. Damit wurden die Bischöfe entlastet und Inquisitoren der besonderen Gerichtsbarkeit des Papstes unterstellt.
Die Ämter der Inquisitoren wurden fast ausschließlich von Franziskanern und Dominikanern ausgeübt. Dadurch wollte der Papst dem Inquisitionsanspruch von Kaiser Friedrich II zuvorkommen und den Einfluss der Kirche stärken. Mehr dazu später.
Die Institution der Inquisition war zunächst auf Deutschland und Aragonien (Spanien) beschränkt, doch wurden sie schon bald auf die ganze westliche Kirchen ausgedehnt. Dem Tribunal standen zwei Inquisitoren von gleicher Machtbefugnis vor, die ihre Autorität direkt vom Papst erhielten. Sie hatten sogar die Vollmacht, Fürsten zu exkommunizieren und waren damit auch politisch einflussreich.
Wenn die Inquisitoren an einen Ort kamen mussten sich all jene einfinden, die entweder denunziert worden waren oder die sich durch Selbstanklage zu verantworten hatten. Die Strafen für diejenigen, die sich selbst stellten, fielen milder aus als die Strafen für jene, die vor Gericht gestellt und überführt wurden , wobei es eine Gnadenfrist von etwa einem Monat für ein freiwilliges Geständnis gab. In der Regel galten bereits zwei Zeugenaussagen als Beweis für die Schuld. 1252 wurden von Papst Innozenz IV offiziell der Einsatz der Folter erlaubt, um die Verdächtigen zu einem Geständnis zu zwingen.
Bei der Urteilsfindung half eine Art Jury aus Geistlichen und Laien den Inquisitoren bei der Urteilsfindung. Das Urteil wurden dann öffentlich verkündet. Die Strafe konnte in einer Wallfahrt bestehen, in öffentlicher Auspeitschung, in einem Bußgeld oder darin ein Kreuz durch die Straßen des Ortes zu tragen. In schweren Fällen wurden die Angeklagten mit Konfiszierung ihres Eigentums oder mit Gefängnis bestraft. Eine Todesstrafe konnten die Inquisitoren jedoch nicht verhängen, deshalb überstellten sie einen Schuldigen den weltlichen Behörden, die dann das Todesurteil aussprachen und vollstreckten.
Anfangs hatte die Inquisition es nur auf Albigenser und Waldenser abgesehen doch dehnten sie später ihre Tätigkeit auch auf andere Gemeinschaften aus, die von der offiziellen Kirchenlehre abwichen. (Wahrsager, Hexen)
Nach der Verdrängung der Albigenser anfangs des 15. Jahrhunderts, schränkte die Inquisition ihre Tätigkeit zunächst ein.
Im 16. Jahrhundert richtete Papst Paul III in Rom die "Kongregation für "Inquisition" ein, auch als römische und weltliche Inquisition oder als "Sanctum Officium" bezeichnet. Die ursprüngliche Inquisition befasste sich mit dem Irrglauben im Volk, das Sanctum Officium prüfte Rechtgläubigkeit eher im akademischen Sinn und untersuchte insbesondere die Schriften von Theologen und hohen Klerikern. Als 1555 Kardinal Gian Franco Carafa zum Papst gewählt wird (Paul IV), drängte dieser zur energischen Verfolgung von Verdächtigen, wobei auch Bischöfe und Kardinäle nicht ausgenommen wurden. Es wurde auch unter ihm der Index der verbotenen Bücher erstellt, welcher Bücher beinhaltet die dem kirchlichen Glauben sowie der kirchlichen Moral widersprachen.
Aufgrund zahlreicher Beschwerden wandelte Papst Paul VI das Sanctum Officium 1965 im Rahmen des 2. Vatikanischen Konzils in die nun "Glaubenskongregation" genannte Behörde um.
Die spanische Inquisition unterschied sich ebenfalls deutlich von der Inquisition des Hochmittelalters. Sie sollte sich vor allem mit den "Marranen"( Juden, die sich unter Zwang oder auf Grund gesellschaftlichen Druckes hatten taufen lassen aber insgeheim jedoch ihren jüdischen Glauben beibehielten) befassen (1478). Binnen weniger Jahre verlagerte der Papst den größten Teil der Kontrolle über die Inquisition aber auf die weltlichen Herrscher, die spanische Inquisition wurde zu einem Instrument des Staates. Sie war vor allem in protestantischen Gebieten für ihre Grausamkeit bekannt.
In einigen Ländern bestand die Inquisition bis ins 19. Jahrhundert. Erst 1834 wurde sie in Spanien, 1859 in Italien und 1870 im Kirchenstaat abgeschafft.
Begriffe:
1. Häresie
Der Begriff stammt aus dem griechischen und bedeutet ursprünglich einfach "Nehmen", "Auswahl". Erst zur römischen Zeit bekam dieses Wort eine negative Bedeutung è "Abweichung", "Sekte".
2. Ketzer
Das Wort Ketzer stammt vermutlich vom Begriff Katharer, der ursprünglich für eine spezielle Häretikersekte verwendet wurde, dann aber im 13. Jahrhundert im Wort Ketzer allgemein für Häretiker gebraucht wurde.
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