Obwohl die Siegermächte in vielen Punkten dieselben Vorstellungen über Friedensregelungen hatten, gab es große Interessenunterschiede, die teilweise zu heftigen Auseinandersetzungen führten.
Die USA forderten einen gerechten Ausgleich zwischen Siegern und Besiegten -entsprechend den 14 Punkten von Wilson-, da sie sich in ihrer Sicherheit am wenigsten bedroht fühlten.Vor allem aber sollte ein Völkerbund errichtet werden, um künftige Kriege zu verhindern, zu dem jedoch Deutschland erst nach der Erfüllung auferlegter Pflichten beitreten dürfe.
Großbritannien war durch die gelungene Ausschaltung Deutschlands als Welthandelskonkurrent und Kolonialmacht bereits befriedigt. Da Deutschland auf seine Schlachtflotte und auf die Kolonien verzichten mußte, wandten sich die britischen Diplomaten, im Interesse eines kontinentalen Gleichgewichts der Mächte, gegen eine weitgehende Schwächung Deutschlands. Sie sahen dieses Gleichgewicht als größte Garantie dafür, den Frieden zu wahren und den weltweiten Machtverlust des eigenen Landes aufhalten zu können.
Frankreich strebte nach Vergeltung für die vielen Blutopfer und Zerstörungen des Krieges und danach, Deutschland dauerhaft zu schwächen, um nie wieder einen wirtschaftlich und militärisch stärkeren Nachbar zu haben. Sie wollten vor allem die Kontrolle über das hochindustrialisierte Rhein-und Ruhrgebiet erlangen, aber auch die Sicherheit vor künftigen Angriffen haben.
Der englische Premierminister Lloyd George trat den sicherheitspolitischen Interessen Frankreichs dort entgegen, wo sie in eine französische Hegemonie in Europa umzuschlagen drohten.Aber der französische Sicherheitsstandpunkt setzte sich weitgehend durch und so kam es zu einem Kompromiß, bei dem die französischen Interessen die stärkste Berücksichtigung fanden.
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