Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Sein Vater Hans Luder arbeitete im Kupferbergbau. Da dieser in Mansfeld ein Hüttenwerk pachten konnte, siedelte er mit seiner Frau Margarethe und den Kindern von Eisleben nach Mansfeld über. Quellentext QUELLENTEXT Luther: Von Weltlicher Obrigkeit In seiner Schrift Von weltlicher Obrigkeit, der der folgende Auszug entstammt, entwarf Martin Luther das Bild eines "im Geiste Gottes" funktionierenden Staats. Charakteristisch ist zudem die Idee einer Trennung zwischen geistlicher und weltlicher Obrigkeit.
Quellentext öffnen Nachdem Martin Luther ab 1490/91 die Trivialschule in Mansfeld besucht hatte, ging er 1497 für ein Jahr an die Domschule nach Magdeburg und trat 1498 in die Pfarrschule St. Georg in Eisenach ein. Während seiner Zeit in Eisenach, in der er bei der ihm verwandten und kirchlich aktiven Familie Schalbe-Cotta wohnte, konnte Luther hervorragende Lateinkenntnisse erwerben 1501 ging Luther an die Universität in Erfurt. Dort war das Leben klösterlich streng geregelt und der akademische Unterricht durch Nominalismus und Aristotelismus bestimmt. Die Lehrer in den Artes liberales lehrten ihn eine klare Begriffsbildung und die Kenntnis der Moralphilosophie. Der Ausbildung folgte die Ernennung zum Baccalaureus (1502) und zum Magister artium (1505).
Auf Wunsch seines Vaters sollte Martin Luther nun mit dem Rechtsstudium beginnen. Angst vor dem Gottesgericht, innere Anfechtungen und letztlich die unmittelbare Todeserfahrung während eines Gewittererlebnisses bei Stotternheim veranlassten ihn jedoch, Mönch zu werden. 1505 kam er in das Erfurter Augustiner-Eremiten-Kloster, in dem Askese und Bibelstudium sein Leben bestimmten. Hier legte er 1506 zunächst das Mönchsgelübde ab, wurde 1507 zum Priester geweiht und begann danach mit dem Theologiestudium. 1510/11 sandte der Orden Luther nach Rom. Die Promotion zum Doktor der Theologie erfolgte 1512.
Im folgenden Jahr übernahm er eine Bibelprofessur an der Universität Wittenberg. Seine durch Demut bestimmte strenge Haltung brachte ihn in Gegensatz zur herrschenden Scholastik. Ab 1514 trat Luther als Prediger der Stadtkirche an die Öffentlichkeit. Am 31. Oktober 1517 publizierte Luther an der Schloßkirche zu Wittenberg seine berühmten 95 Thesen gegen die Bußpraxis der Kirche. Die Folge war der Konflikt mit Rom.
Vom Papst gebannt und auf dem Reichstag zu Worms 1521 vom Kaiser geächtet, fand Luther als Junker Jörg kurfürstlichen Schutz auf der Wartburg. Nach zehn Monaten kehrte er nach Wittenberg zurück und heiratete 1525 die ehemalige Nonne Katharina von Bora. Sechs Kinder, von denen drei frühzeitig starben, entstammen der Ehe. Die letzten Lebensjahre Luthers wurden von wiederholten Krankheiten bestimmt. Am 18. Februar 1546 starb er in Eisleben, wohin er gereist war, um einen Streit des Mansfelder Grafen zu schlichten.
In der Wittenberger Schloßkirche fand er die letzte Ruhestätte. 2 BIBELÜBERTRAGUNG Quellentext QUELLENTEXT Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch Mit seiner 1534 vollendeten Bibelübersetzung schuf Martin Luther ein wichtiges Dokument der deutschen Sprachgeschichte, das einen bedeutenden Faktor für die Entfaltung des Neuhochdeutschen darstellte. Die deutsche Sprache wurde damit gleichberechtigt neben das Lateinische, Griechische und Hebräische gestellt. Quellentext öffnen Innerhalb nur weniger Wochen entstand auf der Wartburg die Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Griechischen ins Deutsche. Das Werk erschien erstmals 1522 als so genanntes Septembertestament. Als Grundlage diente der von Erasmus von Rotterdam herausgegebene griechische Text, dem eine lateinische Übersetzung beigegeben war.
Die Übersetzung des Alten Testaments vollzog sich in mehreren Teilen. Begonnen hatte Luther 1523 mit dem Pentateuch, dem 1524 die historischen Bücher von Josua bis Esther und die poetischen Bücher folgten. 1532 war dann Die Propheten alle Deutsch fertig gestellt. Im September 1534 lag bei Hans Lufft in Wittenberg der Druck der gesamten Lutherbibel in hochdeutscher Sprachform vor. Entsprechend den Forderungen von Renaissance und Humanismus, auf die Quellen zurückzugehen, hatte Luther eine Bibelübersetzung aus der jeweiligen Ursprache, d. h.
der hebräischen und der griechischen, geschaffen. Die Qualität seiner deutschen Übersetzung sollte sich von den vorhergehenden deutschen Bibeln besonders positiv abheben, denn Luther hatte entscheidend zur Entstehung einer an der Hochsprache der sächsischen Kanzlei orientierten deutschen Gemeinsprache beigetragen. Sie zeichnete sich durch ihre Anschaulichkeit und Volkstümlichkeit aus. So ist es bei Luther eben nicht eine den Originaltexten verpflichtete wörtliche Richtigkeit, sondern vor allem neben seiner Sprachgewaltigkeit auch sein tiefes Verständnis der biblischen Inhalte. Als Besonderheit kommt wohl hinzu, dass sich Luther im Sendbrief vom Dolmetschen 1530 über seine Methodik äußert. 3 THEOLOGIE Der Kern lutherischer Theologie ist durch die reformatorische Erkenntnis bestimmt und vor allem an den Schriften des Paulus orientiert.
Sie entspricht der Aussage, dass die Rechtfertigung des durch die Erbsünde bestimmten Menschen allein durch die Barmherzigkeit Gottes geschehen kann. So wird die Rechtfertigung zum Gegenstand und Kriterium der Theologie und bildet die Mitte der Heiligen Schrift. Die Bibel beinhaltet das Christuszeugnis, deshalb hat allein sie Autorität und bedarf keiner Bestätigung durch Tradition oder kirchliches Lehramt. Durch das Evangelium offenbart sich das Wirken Gottes, der seinen Sohn in die Welt schickte, um die Menschen zu retten. Dies immer neu deutlich werden zu lassen, ist Aufgabe der Predigt. In seiner Gotteslehre hält Luther an der altkirchlichen Tradition fest.
Eine Gotteserkenntnis ist allein durch die Kreuzestheologie möglich. Das Wort Gottes begegnet dem Menschen als Gesetz und Evangelium, als richtendes und begnadigendes Wort. Die Erbsünde bringt den Menschen stets in Gefahr, sich von Gott, der Welt, dem Nächsten und sich selbst zu entfernen. Das Gesetz in Form der Zehn Gebote, der Bergpredigt und letztlich das Gewissen jedes Einzelnen soll zu ihrer Erkenntnis führen. Die einzige Möglichkeit, auf die sich so äußernde Gerechtigkeit Gottes zu antworten, ist der Glaube. Dadurch ist eine solche Gerechtigkeit nicht eine den Sünder strafende, d.
h. Sühne fordernde, sondern eine durch Glauben zu erwerbende. Dies hat ethische Konsequenzen: Der Mensch muss also nicht gute Werke tun, um gerecht zu werden. Der Glaube ist die einzige Notwendigkeit, und er ist die Basis für die anderen Tugenden, wie z. B. Liebe und Hoffnung.
Lutherische Theologie betonte in Diskrepanz zur humanistischen Sicht, die den freien autonomen Willen des Menschen konstatierte, dass allein Gott in seiner Barmherzigkeit das Heil für den Menschen schafft und nicht dieser selbst. 4 REFORMATION Quellentext QUELLENTEXT Johann Bugenhagen über Martin Luther Johann Bugenhagen, Gelehrter und enger Vertrauter Luthers, war neben Melanchthon einer der wichtigsten Reformatoren. Seit 1523 war er Stadtpfarrer in Wittenberg. Nach Luthers Tod hielt er die Grabrede: "Eine Christliche Predigt, bey der Leiche und Begräbnis des Ehrwürdigen Herrn D. Martinus Luthers am 22. Februar 1546, gehalten von D.
Johann Bugenhagen, Pommerano, Doctor und Pfarrherrn zu Wittenberg." Quellentext öffnen Ausgangspunkt für den Beginn der Auseinandersetzung war wohl weniger Luthers Ablehnung herrschender Theologie, sondern vielmehr seine aktive Kritik an der Ausübung des Ablasses. In seinen Thesen von 1517, die er dem Brief an den Mainzer Erzbischof beilegte, kritisierte er diese falsche Heilsgewissheit. Ein Thesenanschlag an die Wittenberger Schlosskirche, wenn auch heftig umstritten und erst nach dem Tod Luthers durch Philipp Melanchthon erwähnt, war allerdings damals eine gängige Veröffentlichungspraxis für Disputationstexte innerhalb der Universität. Öffentliche Wirksamkeit erlangte der Inhalt der Thesen jedoch erst, nachdem sie Ende des Jahres gedruckt worden waren. Nach der Anzeige in Rom wurde der Prozess gegen Luther eröffnet.
Kurfürst Friedrich der Weise erreichte, dass Luther durch den päpstlichen Legaten Cajetan in Augsburg verhört wurde. Die nächste Phase der Auseinandersetzung war 1519 mit der Leipziger Disputation, auf der Luther mit Johannes Eck über das Papsttum diskutierte, erreicht. Im folgenden Jahr erschienen die drei reformatorischen Hauptschriften An den christlichen Adel, Von der babylonischen Gefangenschaft sowie Von der Freiheit des Christenmenschen. Zeitgleich wurde der Ketzerprozess wieder aufgenommen und die Bulle Exurge Domine, in der ihm der Bann angedroht wurde, an Luther geschickt. Luther verbrannte die Bulle öffentlich. 1521 reagierte die Kurie mit der Exkommunikation.
Vor dem weltlichen Gericht, dem Reichstag zu Worms, widerrief Luther nicht. Vom Kaiser durch ein Edikt in die Reichsacht getan, wurde über Luthers Bücher das Verbot verhängt. Unter kurfürstlichen Schutz kam Luther auf die Wartburg. Von nun an sollte die Reformation ihre politische Dimension gewinnen. 1522 kehrte Luther nach Wittenberg zurück und widmete sich der Durchführung seiner Reformvorschläge. 5 BAUERNKRIEGE Luthers Ideen aufnehmend, hatte sich Thomas Müntzer an die Spitze einer Bewegung gestellt, die im Frühjahr 1525 weite Teile Deutschlands umfassen sollte.
In seiner Ermahnung zum Frieden auf die zwölf Artikel der Bauernschaft (April 1525) stand Luther noch zwischen den Fronten, versuchte zwischen Fürsten und Bauern zu vermitteln. Doch schon bald wurden ihm die tief greifenden Differenzen zu dem in Allstedt tätigen Müntzer und dessen rigoristischer Mystik bewusst. Luther bestritt den Bauern das Recht, sich für die Durchsetzung ihrer Forderungen auf das Evangelium zu berufen. Er warnte vor der Zerstörung der weltlichen Ordnung, da er eine Trennung zwischen weltlicher und geistlicher Macht postulierte. Seine scharfe Reaktion in der Schrift Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern zeigt wohl deutlich, wie sehr er sich gegen eine Vereinnahmung seiner Ideen zur Legitimierung radikaler politischer und wirtschaftlicher Forderungen wehrte. Diese Einstellung zum Bauernkrieg sollte Luther seine Volkstümlichkeit kosten.
6 WIRKUNG UND WERKE Durch Unruhen in Wittenberg und die Bauernkriege deutete sich schon an, dass weitere radikale Reformbewegungen in Luthers Theologie geistigen Nährboden gewinnen sollten. Diese Gruppen bezeichnete Luther als Schwärmer und Täufer und bezog kritisch Stellung gegen sie. In den sich nach der Reformation herausbildenden Kirchen gewann Luther hohe Autorität, die theologisch reflektiert wurde. In der Barockzeit galt Luther vor allem als Erneuerer der deutschen Sprache und Schöpfer eines deutschen Gottesdienstes und Kirchengesangs. Pietismus und Aufklärung erkannten die Leistung der Lehre Luthers, vermissten bei ihm allerdings Tiefe in Frömmigkeit und Lebenspraxis. Klassik, Idealismus und Romantik betonten wiederum mehr sein sprachschöpferisches Wirken.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts mündete dies in die Etablierung Luthers zum deutschen Nationalhelden. In marxistisch-revolutionärer Interpretation wird Luther zum beginnenden, nicht vollendeten Revolutionär. Mit der historisch-kritischen Forschung des 19. Jahrhunderts setzte ein stärkeres Interesse an Luther ein, vor allem sichtbar an der 1883 einsetzenden Weimarer Ausgabe seiner Werke. Hinsichtlich seiner Stellungnahmen zu den Juden ist die wissenschaftliche Beurteilung des Reformators eher strittig.
Zu Beginn war Prämisse seiner Aussagen noch, einen Teil der Juden für das Evangelium zu gewinnen, was jedoch in seiner späteren Schrift Von den Juden und ihren Lügen keinen Nachhall finden sollte. Literaturangaben Diese Quellen enthalten weitere Informationen zum Thema Luther, Martin. Bis in die Gegenwart wird in Luthers Wirken der entscheidende Bis in die Gegenwart wird in Luthers Wirken der entscheidende Impuls zur geistesgeschichtlichen Entwicklung vom Mittelalter zur Neuzeit gesehen. Die grundlegenden theologischen Gedanken Luthers finden sich in seinen drei reformatorischen Hauptschriften und in weiteren Werken, wie etwa Sermon von den Guten Werken (1520), Vom unfreien Willen (1525), Deutsche Messe (1525) und Kleiner Katechismus (1529).
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