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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Kolonialismus



Kolonialismus Der Ausdruck Kolonialismus (v. lat.: colonia Niederlassung, Ansiedlung) bezeichnet die auf Erwerb und Ausbau von Kolonien gerichtete Politik unter dem Gesichtspunkt des wirtschaftlichen, militärischen und machtpolitischen Nutzens für das Mutterland bei gleichzeitiger politischer Unterdrückung und wirtschaftlicher Ausbeutung der abhängigen Völker. Außerdem spielte die Missionierung eine große Rolle. Die Erscheinung des Kolonialismus gibt es die gesamte Geschichte hindurch. Nach dem Muster des Kolonialismus verfuhren europäische Staaten bei der Eroberung und Ausbeutung anderer Kontinente wie Afrika, Asien, Amerika, und Australien. Die europäischen Staaten beförderten Rohstoffe (z. B. Rohrzucker, Gold, Diamanten) aus den kolonialisierten Ländern in die Heimatländer, ohne dafür eine angemessene Tauscheinheit anzubieten. Das Zeitalter des Kolonialismus war auch geprägt von Gewalt gegenüber den \"Ureinwohnern\" (Indigene Völker) dieser Kontinente. Auch kam es vermehrt zu Sklaverei, v.a. aus Afrika in die neuen Kolonien in Amerika.

Eine Weiterentwicklung der Ideologie des Kolonialismus war der Imperialismus (1880-1914).

Deutsche Kolonien

Deutschland war eine der letzten Mächte, die Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts Kolonien (Schutzgebiete) gründete. Um die vorletzte Jahrhundertwende herum besaß das Deutsche Reich deshalb, im Vergleich zu Großbritannien und Frankreich, ein relativ kleines Kolonialreich. Wirtschaftlich waren die deutschen Kolonien ein Verlustgeschäft, lediglich Togo erwirtschaftete einen geringen Überschuss. Auch die Hoffnung, den Strom deutscher Auswanderer in die Kolonien umleiten zu können, erfüllte sich nicht. 1914 lebten nicht mehr als 25.000 Deutsche in den Kolonien.

Deutsch-Neuguinea
Bismarck-Archipel (siehe Papua-Neuguinea)
Kaiser-Wilhelms-Land (auf Neuguinea)

Marianen
Marshallinseln (Pazifischer Ozean)

Nördliche Salomonen (siehe Salomonen)
Palau

Nauru (1888-1920)
Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Ruanda, Burundi)

Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia)
Kiau-Tschou (1897-1918 von China für 99 Jahre gepachtet)

Kamerun
Samoa

Togo
Kolonialmacht Ein Land wird zur Kolonialmacht, wenn es über Kolonien herrscht, also auch Regionen außerhalb seines Mutterlandes regiert. Der Kolonialgedanke ist vor allem seit den Zeiten der Entdeckungsfahrten nach 1492 aufgekommen, als Spanien und Portugal die Länder Amerikas eroberten und in ihren Herrschaftsbereich integrierten Nach den Weltkriegen, als die meisten Kolonien ihre Unabhängigkeit erreichten, verlor der Kolonialgedanke an Bedeutung. Obwohl Frankreich (Französisch-Guayana, Réunion, Neukaledonien), Großbritannien (Falkland-Inseln), die Niederlande (Niederländische Antillen) und die USA (Guam, Puerto Rico) noch über Kolonien verfügen, spricht man heute nur noch selten von ihnen als Kolonialmächten.
Kolonie Die Kolonie ist ein auswärtiges abhängiges Gebiet eines Staates ohne eigene politische und wirtschaftliche Macht. Die Bildung von Kolonien ist ein wesentliches Instrument der Machtausdehnung imperialistischer Staaten. Kolonien wurden und werden traditionell wegen ihres natürlichen Reichtums an Bodenschätzen, fruchtbarem Boden (Ackerbau) und Menschen (Sklaverei) oder ihrer geostrategisch günstigen Lage (Gibraltar) etabliert. Der Reichtum und die Position von Kolonien soll vor allem den Bewohnern oder der Elite des Mutterlandes nutzen, daher haben die Bewohner von Kolonien oft gar keine oder nur verminderte Bürgerrechte. Die Kolonie wird administrativ von einer dünnen Elite aus Bewohnern der Kolonialmacht beherrscht; oft ist statt der einheimischen Sprache eine Kolonialsprache Amtssprache. Diese systematische Unterdrückung einheimischer Völker und die Ausbeutung natürlicher Reichtümer hat vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg wachsende Unzufriedenheit geschürt und schließlich zur Unabhängigkeit der meisten Kolonien auf der Welt geführt.

Kolonien heißen heute nicht mehr Kolonien Ob ein Gebiet eine Kolonie oder nur eine \"beliebige\" Provinz des Mutterlandes ist, hängt stark vom Standpunkt ab. Tendenziell werden abhängige Gebiete demokratischer Staaten nicht so deutlich als Kolonien wahrgenommen wie abhängige Gebiete nicht-westlicher Staaten. Da der Begriff Kolonie eine negative Konnotation bekam, haben vor allem seit den 1970er Jahren praktisch alle noch bestehenden Kolonialmächte ihren Kolonien andere Namen gegeben, z.B. die D.O.M.s und T.O.M.s von Frankreich, die Sowjetrepubliken, die \"inkorporierten Territorien\" der USA oder die Sonderverwaltungszonen und Autonomen Gebiete Chinas. Auch bekamen die Einheimischen in der Regel heute die vollen Bürgerrechte des Mutterlandes. Die Umbenennung einer Kolonie und das Verleihen von Bürgerrechten macht aber aus ihr noch keinen Teil des Mutterlandes. Inhaltlich bleiben die meisten Kolonien weiterhin Kolonien: Der natürliche Reichtum wird abgeschöpft, so dass das Durchschnittseinkommen in den Kolonien viel geringer als im Mutterland ist, die Elite vor Ort sind oft direkt aus dem Mutterland versetzte Bürokraten und Amtssprache ist die Kolonialsprache. Andererseits geht es vielen heutigen Kolonien wirtschaftlich oft viel besser als Nachbargebieten, die schon lange unabhängige Staaten sind, so Französisch-Guyana in Südamerika oder Puerto Rico (USA) in der Karibik. In der radikalsten Sichtweise sind alle Gebiete Kolonien, deren Bewohner sich aufgrund oft kultureller Unterschiede vom Mutterland lösen wollen. So ist Schottland für nationalistische Schotten eine englische Kolonie genauso wie Bretonen die Loslösung der Bretagne von der Kolonialmacht Frankreich fordern.
ENDE DES KOLONIALZEITALTERS

Nach dem 1. Weltkrieg
Die weltpolitische Lage nach dem 1. Weltkrieg gab den nationalen Unabhängigkeitsbestrebungen in den Kolonien Auftrieb und leitete das Ende des Kolonialzeitalters ein. Zu den wesentlichen Triebfedern für die neue Entwicklung gehörten folgende Faktoren:
Im 1. Weltkrieg hatten sich die Völker der Kolonialgebiete mit Soldaten an der Kriegführung der Kolonialmächte beteiligt und hierfür Versprechungen in Richtung auf größere Selbstständigkeit erhalten, deren Einlösung sie nun, selbstbewusster geworden, forderten.
Obwohl selbst imperialistische Macht - mit den Philippinen als echter Kolonie und Kuba als De-facto-Kolonie (seit 1898) sowie Lateinamerika als offiziell beanspruchter Einflusszone -, machten sich die USA als aufstrebende Weltmacht zum Fürsprecher der Freiheitsbestrebungen der Kolonialvölker (Vierzehn-Punkte-Erklärung von US-Präsident Woodrow Wilson).
Der 1919 gegründete Völkerbund verpflichtete die Kolonialmächte auf das Fernziel, die kolonialisierten Völker in die Unabhängigkeit zu führen. Bis dahin sollten Kolonien nur noch dem Zweck dienen, zunächst noch für unmündig gehaltene Völker für die Unabhängigkeit zu qualifizieren. Die ehemaligen Kolonien des Deutschen Reiches und die ehemals vom Osmanischen Reich abhängigen arabischen Gebiete wurden zu Mandatsgebieten des Völkerbunds erklärt und deren Mandatsmächte beauftragt, sie nur bis zu ihrer baldigen Selbstständigkeit zu verwalten. Allerdings besaß der Völkerbund keine Mittel, die Mandatspolitik zu kontrollieren. Erst 1989 wurde das letzte dieser Mandatsgebiete, Namibia, unabhängig.
Die antiimperialistischen sozialistischen Bewegungen in Westeuropa trugen ihre Ideen auch in die Kolonien, wo sie von den intellektuellen Eliten aufgegriffen wurden, die sie mit den eigenen nationalen Zielsetzungen verknüpften. Die Russische Revolution von 1917 mit der anschließenden Gründung der Sowjetunion und die Chinesische Revolution mit der Gründung der Volksrepublik China 1949 setzten Beispiele für die Möglichkeit der eigenen Emanzipation und waren Ansporn für den politischen Kampf gegen die Kolonialmächte.

Nach dem 2. Weltkrieg
Jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg gelang den Freiheitsbewegungen der Durchbruch zur Entkolonialisierung. Maßgebliche Faktoren hierfür waren:
- die neue Konstellation nach der Niederlage Japans, das zuvor die Kolonialmächte USA, Großbritannien und Niederlande aus weiten Teilen Ost- und Südostasiens vertrieben hatte;
- die inzwischen vorhandene Bereitschaft der Kolonialmächte, den Kolonien im Gegenzug für die Beteiligung am Kampf gegen Deutschland und Japan weit gehende Selbstständigkeit einzuräumen;
- die Charta der Vereinten Nationen von 1945, die das nationale Selbstbestimmungsrecht auch der Kolonialvölker festschrieb und die Legitimation weiterer Kolonialherrschaft untergrub;
- die militärische Schwäche und die Kriegsmüdigkeit der Kolonialmächte nach dem 2. Weltkrieg, die die Erfolgsaussichten von Unabhängigkeitskämpfen vergrößerten;
- der Ost-West-Konflikt, in dem Frankreich und Großbritannien die Unabhängigkeit ihrer Kolonien eher hinzunehmen bereit waren, wenn diese sich politisch weiterhin am Westen orientierten; mit dem Ziel ihre weltpolitische Position zu verbessern, unterstützte die Sowjetunion die Unabhängigkeitsbewegungen energisch.



FOLGEN DES KOLONIALISMUS
Mit der europäischen Kolonialherrschaft hielten die abendländische Zivilisation, der technische Fortschritt und die kapitalistische Wirtschaftsweise Einzug in die überseeischen Kolonialgebiete, die Kolonien fanden Anschluss an den Weltverkehr. Zugleich wurden sie mit neuen Formen der Ausbeutung und Unterdrückung überzogen, traditionelle Sozial- und Stammesordnungen wurden zerstört, die Völker ihrer eigenen kulturellen und politischen Entwicklungsmöglichkeiten beraubt. Dauerhafte ökonomische und ökologische Schäden in vielen Regionen richtete der Raubbau an den natürlichen Ressourcen an. Die weiße Fremdherrschaft war eine der Grundlagen, auf denen in vielen Kolonialgebieten, nachdem sie unabhängig geworden waren, einheimische Potentaten autoritäre Systeme etablieren konnten. Der Kolonialismus legte den Keim für viele kriegerische Konflikte zwischen den und auch innerhalb der neuen Staaten der Dritten Welt, die sich z. B. in Grenzen einrichten mussten, die von den Kolonialmächten ohne Rücksicht auf die sozialen und ethnischen Strukturen der Bevölkerung gezogen worden waren.

 
 

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