Die Ausgangslage enthielt für beide Seiten Vorteile, deren geschickte Ausnützung militärischen Erfolg versprach. Der Norden übertraf den Süden an materiellen Ressourcen, Industriekapazität und Bevölke¬rungszahl. Auf Seiten der Bundesregierung standen insgesamt 23 Staaten, mit ca. 22 Millionen Einwoh¬nern. Die Konföderation bestand aus 11 Staaten, mit ca. 9 Millionen Einwohnern, wovon knapp die Hälfte Schwarze waren. Zu den wichtigsten Vorteilen des Südens gehörten der ausgesprochene Kampf¬geist der weissen Bevölkerung, das nationale Selbstvertrauen, und die Tatsache, dass die Konföderations¬armee in ihrem Führungskader über eine beträchtliche Zahl äusserst fähiger Offiziere verfügte.
Den Kriegsentscheid beeinflussten die Seeblockade, welche von der Marine gestellt wurde und die sich rasch entwickelnde Kriegsproduktion im Norden gegenüber einer schwachen Industrie im Süden. Der amerikanische Bürgerkrieg wurde somit zum ersten 'modernen' Krieg, mit modernen Waffen wie Eisenbahngeschützen, Repetiergewehren und Panzerschiffen. Die Seeblockade verhinderte zum einen den Handel des Südens mit England und Frankreich, welche der Konföderation freundlich gesinnt waren, zum andern trieb sie in Zusammenspiel mit dem argen Bedrängnis im Mississippital die Südstaaten in den völligen Zusammenbruch der Plantagenwirtschaft.
Ein weiterer einschneidender Schritt im Siegeszug des Nordens war die Schlacht um Gettysburg am 1. Juli 1863, bei der es zur Konfrontation kam. Der äusserst fähige General der Südstaaten Robert E. Lee wurde mit seinen wenigen Überlebenden zum Rückzug gezwungen. Dennoch dauerte der Krieg noch mehr als ein Jahr an, unter anderem da der Norden zwar mehrmals die Bereitschaft zu einem Waffenstillstand versicherte, der Süden diesen jedoch unter keinen Umständen annehmen wollte. Hass, Verbitterung und die grimmige Entschlossenheit, den Kampf bis zum Letzten weiterzuführen, liessen den Kampf nicht zu einem Ende kommen. Zu Beginn des Jahres 1864 hatte Grant das gesamte Mississippital erobert, und auch General William Sherman rückte mit der Armee des Westens durch Tennessee bis an die Südostküste des Kontinents. Auf ihrem ganzen Marsch, der schliesslich nordwärts bis nach North Carolina führte, liess die Armee Shermans eine breite Spur erbarmungsloser Verwüstung, Plünderung und Ausbeutung zurück. Die Konföderation hingegen verfügte inzwischen über keine Truppen mehr, die dieser Zerstörungswut wirksam hätten entgegentreten können. Eingezwängt von Norden und von Süden kapitulierte General Robert Lee schliesslich am 9. April bei Appomattox Courthouse in Virginia. Innerhalb weniger Tage gaben auch die anderen Konföderationstruppen, die bis dahin noch zersplittert im Einsatz gestanden hatten, den Kampf auf.
Damit war der Krieg zu Ende, doch sollte es Lincoln nicht mehr vergönnt sein, nach dem Sieg über die Confederate States nun auch den Frieden wiederherzustellen. Im Herbst 1864 war er für eine zweite Amtsperiode eindeutig wiedergewählt worden. Doch fiel Präsident Lincoln am 14. April 1865 in Washington dem Attentat eines fanatischen Südstaatlers zum Opfer.
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