Als UN-Friedenstruppen oder Friedenstruppen der Vereinten Nationen, umgangssprachlich Blauhelmsoldaten, werden von den Mitgliedsländern der Vereinten Nationen für friedenssichernde und- erhaltende Einsätze bereitgestellte Militäreinheiten bezeichnet, die man unter dem Kommando der UNO stehen. Seit 1948 sind sie in den verschiedenen Konfliktreligionen in aller Welt im Einsatz. Einsätze zur Friedenserzwingung werden im allgemeinen nicht von der UNO, sondern von den Mitgliedsstaaten durchgeführt. Der Sicherheitsrat erteilt dazu einzelnen oder mehreren UNO-Mitgliedsstaaten ein Mandat, für die notwendige erachteten Maßnahmen - dazu gehören auch militärische -, um den Frieden wiederherzustellen. Beispiele für derartige multinationale Einsätze unter UN-Mandat sind die KFOR im Kosovo und die ISAF in Afghanistan.
Der erste Einsatz von unbewaffneten UN-Militärbeobachtern erfolgte 1948 im Rahmen der United Nations Truce Supervision Organization (UNTSO) zur Überwachung des Waffenstillstands im 1. Arabisch-Israelischen Krieg.
Im Zuge der Suezkrise 1956 wurde mit der United Nations Emergency Force (UNEF) erstmals eine bewaffnete Einheit aufgestellt.
Die während der Kongokrise 1960 entsandte Operations des Nations Unies au Congo (ONUC) verwendete auf Anregung von UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld erstmals die blauen Helme und die Aufschrift "UN\" auf ihren Militärfahrzeugen.
Für ihr Engagement zur Sicherung des Weltfriedens erhielten die UNO-Blauhelme 1988 den Friedensnobelpreis. Zum 1. Stichtag 1. Dezember 2004 waren nach der UNO-Angaben 64.000 Soldaten und Polizisten aus 103 Staaten, hauptsächlich aus Endwicklungsländern, in 16 Einsätzen zur Friedenssicherung aktiv.
Bis zum 30. Juni 2006 haben 2272 Angehörige von UN-Friedensmissionen ihr Leben während des Einsatzes verloren, davon 1816 Soldaten.
Die meisten Todesopfer kamen aus Indien (116), Kanada (113) und Ghana (108). Aus Österreich wurden im Rahmen von Blauhelm-Missionen bisher 41 Menschen getötet, aus Deutschland neun und aus der Schweiz drei.
Während der laufenden Nahostkrise (Juli 2006) zwischen dem Libanon und Israel sind vier unbewaffnete Militärbeobachter bei einem israelischen Luftangriff in der Nähe der Stadt Khiam im südlibanesischen Grenzgebiet zu Israel ums Leben gekommen. Die getöteten Blauhelmsoldaten stammten jeweils aus Österreich, Finnland, Kanada und China. Trotz guter Absichten hat die Vergangenheit gezeigt, dass die UNO-Blauhelme nicht immer in den Frieden sichern konnten. Es hat sich herausgestellt, dass das Bereitstellen von Truppen durch die UNO-Mitglieder auf freiwilliger Basis nicht funktioniert. Zwar werden regelmäßig rund 150000 Mann theoretisch als verfügbar gemeldet, wenn es aber um konkrete Einsätze geht, wird von den Regierungen nur ein Bruchteil der offieziell verfügbaren Truppe bereitgestellt.
Leider stellt sich in der Praxis auch die Einbindung möglichst vieler Länder in die Friedenstruppe als nicht effektiv heraus. Unklare Befehlsstrukturen, Sprachbarrieren und mangelnde Zusammenarbeit (aus technischen und menschlichen Unzulänglichkeiten) führen zu Desorganisationen. Deshalb sollten für eine optimale Organisation möglichst wenige Länder in einem Einsatz eingebunden werden.
Aber auch die Bürokratie des UN-Sicherheitsrates selbst, der als einziges UNO-Organ Mandate zu Blauhelmeinsätzen erteilen kann, war in der Vergangenheit Ziel von Kritik. Als 1994 in Ruanda angesichts von Massakern schnell gehandelt werden musste, brauchte der Sicherheitsrat drei Wochen um die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Schuld an Missglückten Blauhelmeinsätzen waren in der Vergangenheit auch falsche Mandate, mit denen die Friedenstruppen ausgestattet wurden. Oft konnten sie sich durch mangelnde Bewaffnung noch nicht einmal selbst verteidigen und wurden als Geiseln genommen. Auch kam es immer wieder vor, das Blauhelme zur Friedenserhaltung in noch brodelnde Krisenherde geschickt wurden: Man schickt Streitkräfte zur Erhaltung eines Friedens, der überhaupt nicht existiert (France Soir). Dadurch wurden die Blauhelme ständig in die Auseinandersetzung verwickelt.
Ein weiteres merkantes Beispiel war die UN-Resolution 819, durch die Srebrenica am 16. April 1993 zur UN-Schutzzone erklärt wurde. Zur Sicherung waren etwa 400 niederländische Blauhelm-Soldaten der UNPROFOR eingesetzt. Am 19. April 1995 kapitulierte die Stadt Srebrenica gegenüber den bosnischen-serbischen Belagerern und die Blauhelm-Soldaten waren auf Grund ihres Mandates nicht in der Lage die die Zivilbevölkerung zu schützen. In der Folge dieser Ereignisse kam es zum Massaker von Srebrenica.
Ein weiteres Problem machte im Jahr 2000 der Brahimi-Bericht deutlich. Er stellte fest, dass die Einsätze von 27000 Blauhelmen in aller Welt im New Yorker UNO-Hauptquartier, dem Department für Peacekeeping-Operationen (DPKO), von nur 32 Militärexperten geplant, unterstützt und überwacht wurden und dass für die 8000 Polizisten dort nur 9 Polizeioffiziere verantwortlich waren. Auch die Sonderstellung der amerikanischen Blauhelme war schon oft Anlass und Kritik. Die amerikanische Regierung befürchtet, dass es zu politisch motivierten Anklagen gegen die eigenen Truppen kommt und besteht deshalb auf die Immunität ihrer eigenen Truppen.
Menschenrechtsorganisationen sehen in der Stationierung von Friedenstruppen auch die Ursache für stark steigenden Frauenhandel zur Zwangsprostitutionen in den jeweiligen Regionen. So ist zum Beispiel der Kosovo seit Entsendung von internationalen friedenserhaltenden Kräften (KFOR) und Einrichtung der UN-Zivilregierung UNMIK zum Hauptziel für Frauen- und Mädchenhandel geworden und die Zahl an registrierten Etablissements, in denen Frauen als Zwangsprostituierte arbeiten müssen, von 18 im Jahr 1999 auf über 200 Ende 2003 gestiegen. Verschärft wird diese Situatuation auch noch durch die Immunität der Solldaten, die sie im Falle von Menschenrechtsverletzungen vor gerichtlicher Verfolgung schützen. UNMIK hat das Problem mittlerweile erkannt und einige Maßnahmen gesetzt. So wurden unter anderem eine "schwarze Liste\" von rund 200 Bars und Nachtclubs erstellt, die UN-Mitarbeiter und Soldaten nicht besuchen dürfen. 2000 wurde auch eine UNMIK Spezialeinheit gegen Frauenhandel und Prostitution gegründet (TPIU). Diese Maßnahmen werden zwar begrüßt, reichen jedoch aus Sicht der Menschenorganisationen noch nicht aus.
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