Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe " Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes " werden seit 1984 von Bund und Ländern gemeinsam Dorferneuerungsmaßnahmen gefördert, mit dem Ziel , eine Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Lebensverhältnisse der in diesen Bereichen tätigen Personen und ihrer Familien herbeizuführen. Maßnahmen der Dorferneueurng werden nur in solchen ländlichen Gemeinden und Ortsteilen gefördert , deren Siedlungsstruktur durch die Land- und Forstwirtschaft geprägt ist. Dem Dorf ist jedoch als Wohnort , als Standort landwirtschaftlicher Betriebe und nichtlandwirtschaftlicher Arbeitsplätze sowie als Kultur - und Sozialraum gleichermaßen Rechnung zu tragen .
Im Rahmen der Städtebauförderung werden durch die Verwendung von Bundes- und Landesgeldern Gemeinden (Städte, Märkte, Dörfer) in ihrer Struktur, Funktion und Gestalt erhalten, erneuert und weiterentwickelt. Sanierungsmaßnahmen haben die Aufgabe städtebauliche Mängel zu beheben. Dagegen lassen städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen Orts- und Gemeindeteile erstmalig entstehen, bzw. führen ihnen eine neue Funktion zu.
Die Städtebauförderung hat wesentlich zum aktuellen Erscheinungsbild der Städte und Gemeinden beigetragen. Dies geschah unter anderem durch die Verbesserung der Wohn- und Arbeitsverhältnisse und des Wohnumfeldes, durch die Steigerung der Funktionsfähigkeit der Stadt- und Ortsmitten sowie durch die Ausweitung der infrastrukturellen Erschließung durch Grün- und Gemeinschaftseinrichtungen .
Im Rahmen der Städtebauförderung nimmt die Dorferneuerung folgende Aufgabe ein:
" Die Dorferneuerung ist vorallem ein Angebot der Hilfe zur Selbsthilfe. Es geht darum die Dörfer als lebendige Heimat in ihrem eigenständigen Charakter zu erhalten und sie durch die Förderung auch in ihrer Wirtschaftskraft zu sichern. Dabei löst die Dorferneuerung im kommunalen Bereich zusätzlich Investitionen aus, die oft den öffentlichen Förderbetrag um ein Mehrfaches übersteigen. ... Durch gemeinsames Planen und Gestalten im eigenen Lebensbereich wird die Identifikation der Bürger mit ihrem Heimatdorf gestärkt.
Über den strukturellen und baulichen Bereich wird die Dorferneuerung immer mehr zu einer soziokulturellen Bewegung der Bürger für ihr Dorf und ihre Region. Die notwendigen Erhaltungs-, Erneuerungs- und Gestaltungsmaßnahmen werden gefördert."
Eines der Hauptziele der ländlichen Neuordnung ist die Entwicklung ländlicher Gebiete. Zu diesem Ziel trägt die Dorferneuerung einen großen Teil bei, denn sie verbessert die Lebensverhältnisse auf dem Land, die agrarstrukturellen Verhältnisse sowie städtebaulich unbefriedigende Zustände. Ferner leistet sie einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftssicherung der Dörfer und wirkt dadurch Abwanderungstendenzen entgegen.
Der ganzheitliche, von Gemeinde und Bürgern getragene, Entwicklungsplan hat im Einzelnen vorallem die folgenden Zielsetzungen:
die Identifikation der Bürger mit ihren Dörfern stärken,
das Ortsbild in seinem historisch gewachsenen Bestand erhalten und ge-
stalten, sowie die Wohnverhältnisse verbessern,
innerörtliche Verkehrsverhältnisse dorfgemäß ausbauen,
die Entwicklung von Betrieben erleichtern und ihre Existenz sichern,
Infrastruktur- sowie Freizeit- und Erholungseinrichtungen für den örtlichen
Bedarf schaffen,
Lebensräume für Pflanzen und Tiere sichern und verbessern sowie son-
stige Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltsituation fördern,
durch zusätzliche Bündelungseffekte mit anderen Maßnahmen der Struk-
turverbesserung weitere Anstöße für private und öffentliche Investitionen
geben,
den Arbeitsaufwand landwirtschaftlicher Betriebe vermindern.
Die Grundlage für die Aktionen der Dorferneuerung ist der Dorferneuerungsplan, der unter möglichst aktiver Mitwirkung der Gemeindebürger und der Träger der öffentlichen Belange von der Gemeinde und der Teilnehmergemeinschaft gemeinsam aufgestellt wird .
1.1. Ortssanierung
Ein wesentlicher Bestandteil der Dorferneuerung ist die Ortssanierung. Im Rahmen einer Ortssanierung werden landwirtschaftliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude neu-, aus- oder umgebaut und wertvolle Bauten, die das Ortsbild prägen, restauriert und konserviert. Außerdem werden Gemeinschaftsanlagen ( Bildungs- und Freizeiteinrichtungen) erstellt und ausgebaut.
Im Zuge der Dorferneuerung sollen auch die innerörtlichen Verkehrsverhältnisse und die Wasserregulierung verbessert werden. Durch die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen, namentlich in der Bauwirtschaft, dienen diese Maßnahmen auch der Beschäftigungspolitik. Die Dorfentwicklung kommt nicht nur einzelnen Betrieben zugute, sondern verbessert die Lebensbedingungen der gesamten ländlichen Bevölkerung und wirkt damit der Abwanderung entgegen.
Ein Hauptanliegen der Dorferneuerung ist es möglichst alle Daseinsfunktionen (wohnen, arbeiten, sich versorgen, am Verkehr teilnehmen, in Gemeinschaften leben, sich fortpflanzen, sich bilden und sich erholen) im Dorf zu erhalten, dabei sind mit Vorrang Orte in strukturschwachen Gebieten und finanzarmen Gemeinden zu fördern .
1.2. Dorfökologie
Das Charakteristische eines Dorfes ist seine gewachsene Siedlungsstruktur, seine Gewässer, Grünflächen und Freiräume, die es individuell prägen und ihm seine Eigenart und Besonderheit geben. Diese Eigenschaften tragen überdies in entscheidendem Maße zur Aufwertung und Stärkung des dörflichen Lebens-, Kultur- und Heimatraumes bei. Gestaltungsmaßnahmen im Zuge der Dorferneuerung sind dazu geeignet, dem Dorf wieder eine gewisse Attraktivität als Wohnstandort zu geben, um es so als Wohnstandort, auch für junge Menschen wieder interressant zu machen. Damit ist zu erreichen, daß einer übermäßigen Abwanderung und einer damit verbundenen Überalterung der Bevölkerung, entgegengewirkt wird.
Die Dorferneuerung hat zudem die Aufgabe, die biologische Vielfalt an Tieren und Pflanzen zu erhalten und evtl. zu vermehren, darf dabei jedoch nicht ökologische und ästhetische Gesichtspunkte außer Acht lassen.
Sinnvolle Beiträge zur Dorfökologie sind:
* Eine Grüngestaltung im Dorf zur harmonischen Einbindung des Ortes in die
umgebende Landschaft unter Verbindung naturnaher und natürlicher Le-
bensräume von der Ortsmitte bis zur Flur;
* Das Anlegen und Verbinden von Grüngürteln zur Verbesserung des Orts-
klimas (Frischluftschneise, Windschutz) und zur Abschirmung gegen Lärm
und Staub und als Sichtschutz;
* Die Gestaltung von Straßen und Wegen aller Art, von Fußgängerbereichen
und Ortseingängen in dorfgerechter Weise; Eingrünung mit heimischen, bo-
denständigen Bäumen und Sträuchern (Alleen) unter Einbeziehung des
vorhandenen Baumbestandes;
* Die Erhaltung und Entwicklung vielfältiger naturnaher Bereiche, die zu-
gleich das Erscheinugsbild des Dorfes prägen, vorallem markante Einzel-
bäume, Baumgruppen, Hecken, Grün- und Brachflächen als Bienenweide,
Bauerngärten, Straßen und Wegsäume, Bruchsteinmauern und natur- und
kulturhistorisch bedeutsame Landschaftsteile (z.B. alte Grenzsteine, Mühl-
und Wasserräder, Sühnekreuze und Flurdenkmäler); auch neue Denkmale
ergänzen das Angebot für Wanderer und Besucher.
* Ausweisung und naturnahes Gestalten ortsbildprägender Plätze und Grün
flächen zur Verbesserung des Freizeit- und Erholungswertes; Erhalt und
Anlegen ökologisch wirksamer innerörtlicher Freiflächen und Rückbau ver-
siegelter Flächen in vegetationsfreundliche Freiflächen;
* Erhalten und Verbessern von Dorfteichen, Klein- und Fließgewässern mit
ihren vegetationsreichen Säumen, Freilegen und Renaturierung verrohrter
Bachläufe, Anlegen von naturnahen Weihern, kleinen Seen und Regenwas-
serrückhaltebecken als Hochwasserschutz;
* Schützen, fördern und sichern ökologisch wertvoller Lebensräume für wild-
lebende Tiere und Pflanzen im Dorf;
* Erhalten von Obstwiesen und -gärten, Neupflanzung alter, ortstypischer
Obstsorten in Streuobstlagen und an Straßen und Wegen;
* Unterstützen von Maßnahmen des technischen und biologischen Umwelt -
schutzes, beispielsweise umweltgerechte Verbesserung der Ver- und Ent-
sorgung, Nutzung der regenerativen Energieträger Sonne, Wind, Wasser,
Biomasse und Biogas, Förderung biologischer Bauweisen .
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