Mit den stärkeren privaten Interessen, die durch die britischen Entdecker John Hanning Speke, James Augustus Grant und Sir Samuel White Baker geweckt wurden, wuchs auch das Interesse der europäischen Regierungen an Afrika. So begannen die Franzosen in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Eroberung Algeriens und Senegals, systematisch besetzt wurde Afrika jedoch erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Europäische Bürger und Verwaltungsbeamte, die ins Land drangen, trafen auf den Widerstand der herrschenden Völker und auf Zustimmung bei den beherrschten Völkern. Von etwa 1880 bis 1905 war der größte Teil Afrikas zwischen Belgien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien und Portugal aufgeteilt worden. Im Jahr 1876 gründete der belgische König Leopold II. eine Gesellschaft, deren Leitung Sir Henry M. Stanley unterstand. Im Jahr 1884 verschlechterten sich aufgrund unzulänglich festgesetzter Grenzen die Beziehungen zwischen den europäischen Kolonialmächten. In Berlin wurde daher eine Konferenz einberufen, zu der Abgesandte der europäischen Nationen und der Vereinigten Staaten von Amerika kamen.
Auf dieser so genannten Kongokonferenz von Berlin (1884/85) definierten die Mächte ihre Einflussbereiche und legten die Regeln für künftige Landnahmen an den Küsten Afrikas sowie für die Schifffahrt auf den Flüssen Kongo und Niger fest. Zu den wichtigsten Bestimmungen gehörte die Abmachung, dass die anderen Unterzeichnerstaaten der Konferenz benachrichtigt werden mussten, wenn eine Macht neue Gebiete in Afrika erwarb oder in irgendeinem Landesteil ein Protektorat übernahm. Während der folgenden 15 Jahre vereinbarten die europäischen Nationen zahlreiche Verträge, mit denen sie die Bestimmungen der Konferenz abänderten. Zwei solche Verträge schloss Großbritannien im Jahr 1890 ab. Der erste mit Deutschland legte die Einflussbereiche der beiden Mächte in Afrika fest. Der zweite Vertrag, mit Frankreich abgeschlossen, erkannte die britischen Interessen im Gebiet zwischen dem Tschadsee und dem Niger an und bestätigte die französische Einflusszone in der Sahara. Andere Vereinbarungen, besonders zwischen Großbritannien und Italien im Jahr 1891, zwischen Frankreich und Deutschland im Jahr 1894 und zwischen Großbritannien und Frankreich im Jahr 1899, klärten die Grenzverläufe zwischen den europäischen Besitzungen in Afrika.
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