In dem Liebesgedicht beschreibt Johann Wolfgang von Goethe den Nachtritt von Straßburg nach Seesenheim 1771 zu seiner Freundin Friederike Brion, die er ein Jahr zuvor in Seesenheim kennenlernte. Da er sie wohl lange nicht mehr gesehen hat, was mit seinem Studium in dieser Zeit zusammenhängen könnte, ist er sehr aufgeregt (\"Es war getan fast eh\' gedacht\") und nimmt seine Umgebung zwar war, läßt sich aber nicht von den geheimnisvollen Gestalten der Natur beängstigen, sondern ist in Gedanken schon bei seiner Geliebten. Und als er dann endlich bei ihr ankommt, ist er voller Glückseligkeit, mit ihr zusammen zu sein und ihre Zärtlichkeiten zu genießen. Es ist mit Anfang der 3. Strophe ein deutlicher Stimmungswechsel zu bemerken, indem er von der grausigen Natur auf das hübsche Mädchen \"schwenkt\". Die Sprache ändert sich von dem temperamentvollen Reisebericht (\"In meinen Adern welches Feuer\") in eine ruhige und zugleich schmeichelnde Beschreibung seiner Liebsten (\"Ein rosenfarbnes Frühlingswetter umgab das liebliche Gesicht\").
Doch als dann in der 4. Strophe der Abschied kommt, schlägt seine Freude schnell in Trauer um, da er sich von ihr trennen muß. Aber er ist nicht nur um seinem Schmerz besorgt, sondern auch um den seiner Geliebten (\"In deinem Auge welcher Schmerz!\"). Die \"Pointe\" findet man dann in den letzten zwei Zeilen: \"Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! Und lieben, Götter, welch ein Glück!\". Mit diesen Worten \"tröstet\" er sich sozusagen über den Trennungsschmerz hinweg. Das Gedicht besteht aus vier Strophen, die im Kreuzreim stehen, zu je 8 Versen, die im Jambus geschrieben sind, wobei allerdings der Sinn über die rhythmischen Akzente entscheidet, die sich nicht mit den metrischen Vorgaben decken.
Die Sprache ist metaphorisch, wobei er die Natur personifiziert (\"Schon stand im Nebelkleid die Eiche\"). Goethe verwendet sehr geschwollene Worte, die auf seine guten Familienverhältnisse hinweisen und seine Liebe zu Friederike Brion besonders intensiv erscheinen lassen. Der Titel des Gedichts, \"Willkommen und Abschied\", beschreibt eigentlich nur die letzten zwei Strophen, nämlich die 3. Strophe, sozusagen als Willkommen, und die vierte als Abschied. Der Ritt kommt in der Überschrift nicht vor. Das Gedicht ist zweigeteilt.
Es besteht im ersten Teil, der die ersten zwei Strophen umfaßt, aus dem Ritt, und im zweiten Teil, den letzten beiden Strophen, aus den Erlebnissen mit seiner Freundin. Die unterschiedlichen Ausdrücke in den Strophen machen dem Leser die Gefühle Goethes besonders deutlich. Aufregung (\"Es schlug mein Herz geschwind zu Pferde\"), etwas Furcht (\"Die Nacht schuf tausend Ungeheuer\") aber auch Freude (\"Doch frisch und fröhlich war mein Mut\") und Leidenschaft (\"In deinen Küssen welche Wonne\"). Er will uns mit diesem Gedicht die Freuden der Liebe besonders deutlich machen. Und ihre Fähigkeit, einen so zu \"benebeln\", daß man von der Umwelt kaum noch etwas mitkriegt.
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