Peter Härtling versucht nach seinen Künstlerromanen ,Hölderlin' und ,Schubert', mit ,Schumanns Schatten' dem Musiker Robert Schumann näher zu kommen. Abwechselnd mit jedem Kapitel wird Schumanns Leben und Schumanns Sterben beschrieben. Der an Syphilis erkrankte Mann wird in seinen letzten beiden Lebensjahren in Endenich, in einer Anstalt, von seinem ständigen Betreuer Peter Klingelfeld hautnah begleitet. Dessen Vorgesetzter, Dr. Richarz hat in Endenich Tagebuch geführt, zu denen Peter Härtling Zugang hatte. Diese waren eine wichtige Quelle für den einen immer wiederkehrenden Handlungsort des Romans.
Robert Schumann (1810-1856), wächst in Zwickau auf, sein Vater besitzt eine Buchhandlung, in der er gerne schmökert. Während seiner Pubertät entwickelt sich in Schumann der Wunsch, Musiker zu werden. Doch als er mit der Schule fertig ist, wird er von seiner Mutter zu einem Jurastudium gedrängt, was er abbricht, da er sich mit dem Studium in keinster Weise identifizieren kann. Er entschließt sich, Klavierunterricht bei Herrn Wieck, seinem späteren Schwiegervater, zu nehmen. In diesen Jahren macht Schumann seine ersten Erfahrungen mit Alkohol und Frauen. Er entwickelt in sich zwei Charaktere, Florestan und Eusebius, mit denen er ins Gespräch kommt.
Ob es Schizophrenie, ein Syndrom seiner Krankheit Syphilis, oder einfach nur eine kleine Spielerei, ein Spaß für Schumann ist, seinen Charakter in zwei verschiedene Gewissen zu teilen, läßt Peter Härtling offen. Mit den Jahren wird Wiecks kleine Tochter Clara, eine sehr begabte Pianistin, älter und somit attraktiv für Schumann. Gegen Wiecks Willen treffen sie sich heimlich und verlieben sich. Wieck fährt mit Clara mehrere Wochen weg, um sie und ihre Musikkünste durch Konzerte bekannter zu machen. Wiecks eigentlicher Grund für diese Reisen ist es aber, Robert Schumann von ihr fernzuhalten. Schumanns Musik bekommt inzwischen teils positive, teils negative Resonanz.
Er hat Glück. Wird ihm eine Tür geschlossen, öffnet sich für ihn eine andere. Schumann ist recht beliebt, er hat mehrere Freunde. Nur einer haßt ihn: Wieck. Als er Wieck um die Hand seiner Tochter Clara bittet, kommt es zu einem heftigen Streit, Wieck intrigiert, muß dennoch Schumanns Hochzeit mit Clara erdulden. Schumann etabliert sich als Musiker und zählt mittlerweile zu den bekannten Musikern des Landes.
Mit zunehmendem Alter nehmen auch Schumanns Schmerzen zu und er wird schließlich nach Endenich gebracht. Am Ende des Buches verschmelzen die verschiedenen Szenen zu einer letzten, in Endenich. Härtling kann sich Schumann in seinem Werk nie wirklich nähern, er kann sich nicht mit ihm identifizieren, aber er kann sich mit ihm auseinandersetzen und mit ihm Dialoge eingehen, die er in Endenich durch den Pfleger Klingelfeld mit Schumann führt. Härtling beschreibt Klingelfelds Gefühle, sowie Abneigungen als auch Zuneigungen zu dem durch die Krankheit immer unangenehmer werdenden Robert Schumann. Klingelfelds Gefühle sind eigentlich seine eigenen. Klingelfeld, und somit auch Härtling, sind dem Robert Schumann die letzten zwei Jahre seines Lebens seiner Person unsagbar nah, aber seinem Geist, seinem Ich doch so fern.
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