Notizen zum Autor:
- Grundthema seiner Hauptwerke (Steppenwolf, Demian, Siddharta) ist die Polarität von Geist und Natur
- Kriegsjahre hatten die seelische Verfassung sehr stark negativ geprägt
- Hesse hat sein Leben als eine unerträgliche Qual und Schweinerei empfunden
- Buch = Art Selbstportait
- Hesse hat mit diesem Buch wohl seine Krise überwunden
Titel des Buches:
Steppenwolf = Bezeichnung des Hauptdarstellers (lebt sehr zurückgezogen, ungesellig, wildes Wesen, scheu)
Darstellungsweise:
Der eigentlichen Erzählung ist ein Vorwort des Autors vorangesetzt. Die Erzählung wird aus der Sicht des Hauptdarstellers geschildert. Das Buch läßt sich in zwei wesentliche Teile gliedern: in einen ersten, in dem alle Qualen des Lebens dargestellt werden und in einen zweiten in dem Harry Haller wieder Mensch wird.
Inhalt und Probleme:
Harry Haller ist ein Mann um die 50 Jahre und er führt kein normales und vernüftiges Leben. Zwei Schicksalsschläge trieben ihn in die Vereinsamung: zuerst hat er sein gesamtes Vermögen und seinen guten Ruf über Nacht verloren und das andere Mal ist sein Familienleben zusammengebrochen, als seine Frau geisteskrank wurde. So kommt es vor, daß er spät nachts durch die Stadt schleicht und Gesellschaft meidet. Er hadert mit der bürgerlichen Gesellschaft und hat kein Ziel vor Augen. Er haßt sich selbst wie kein anderer. Seine ganze Genialität und Stärke seines Denkens richtet er gegen sich selber. Jede Kritik läßt er zuerst auf sich selbst los. Er denkt, daß seine Seele aus zwei Teilen besteht: aus der Person Harry Haller und aus der Steppenwolfseite. Doch die beiden Seelen kommen nicht miteinander zurecht und meist steht die Seppenwolfseite neben der Menschenseite und lacht diese hämisch aus.
Momente des Glücks treten nur sehr selten auf. Eines Abends ersteht er einen Traktat (= Schrift), der zufällig ganz auf sein Schicksal zugeschnitten ist. Dieser Traktat zeigt ihm, daß er seine Probleme lösen kann, indem er aufhört sein Dasein in zwei Seelen zu stopfen und endlich erkennt, daß er sich zu vielen verschiedenen Seelen bekennen muß. Viele von diesen hat er jahrelang vernachläßigt.
Aber Harry Haller erkennt dies nicht und sinkt noch tiefer, bis er sich nur mehr den Tod wünscht. Als er ganz niedergeschlagen in einem Gasthaus kurz entspannen will, lernt er Hermine kennen.
Sie ist für ihn wie die Lebensrettung und durch sie beginnt er jene Seiten des Lebens neu zu durchleben, die er jahrelang vernachläßigt hat. Hermine lehrt ihm die vergnügliche Seite des Lebens und so lernt er tanzen, durchlebt mit Maria, einer Freundin Hermines, die sinnliche Liebe und durch Pablo den Gebrauch von Rauschmitteln. Indem er die versäumte Bereiche seiner Jugend nachholt, merkt er, daß sich sein altes Bild von ihm langsam auflöst.
Im magischen Theater durchlebt er am Ende in mehreren Stationen die verdrängten Teile seiner Persönlichkeit. Als er Pablo und Hermine völlig erschöpft vom Liebespiel findet, empfindet er das erste Mal in seinem Leben Eifersucht und er tötet Hermine.
Deutung:
Das magische Theater ist mit einem Traum, einer Rauschgiftorgie oder einer Seelenreise gleichzusetzen. Maria, Pablo und Hermin verkörpern Teilbereiche seiner eigenen Seele und zugleich das Potential, das er innehat. Die lang verdrängten, seine Persönlichkeit zerstörende Teile seines Ichs werden neu aufgedeckt und durchlebt. Der Tod Hemines ist somit als Beendigung seines bisherigen Lebens und als Neubeginn zu sehen.
Ich glaube, daß der Autor uns zeigen will, daß man in Lebenskrisen schauen muß, welche Talente bzw. was man über Jahre hindurch vernachläßigt hat und versucht diese neu zu beleben. In jedem von uns schlummern im verborgenen viele Fähigkeiten denen man keine Beachtung schenkt bzw. unterdrückt.
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