Autor: Lew Nikolajewitsch Tolstoj (1828-1910) war ein russischer Schriftsteller. Mit seinen episch breiten Gesellschaftsromanen Krieg und Frieden und Anna Karenina gehört er neben Fjodor M. Dostojewskij zu den großen Realisten der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Darüber hinaus ist er einer der bedeutendsten (und meistgelesenen) Autoren der Weltliteratur.
Tolstoj wurde am 9. September 1828 als vierter Sohn eines adligen Gutsbesitzers in Jasnaja Poljana geboren und starb am 20. November 1910 im abgelegenen Bahnhof von Astapowo an Lungenentzündung.
Inhalt: Vor dem Hintergrund des Sankt Petersburger Gesellschaftslebens um 1870 schildert Tolstoj die leidenschaftliche Affäre der unglücklich verheirateten, dabei ebenso schönen wie intelligenten Anna Karenina mit dem jungen Offizier Wronski, die sich in ihrer Übertretung gesellschaftlicher Konventionen zur Tragödie entwickelt. Nachdem sie ihren Mann und ihren Sohn verlassen hatte, um mit ihrem Geliebten zusammen zu leben, muss die Ehebrecherin feststellen, dass sie keine Rolle mehr in der Petersburger Gesellschaft zu spielen hat. Sie ist gesellschaftlich total isoliert und findet keine Freude mehr am Leben. Der Selbstmord unter den Rädern der Eisenbahn ist die grausame Folge davon.
Parallel zu dieser Geschichte erzählt Tolstoj die Liebesgeschichte von Kitty und Kostantin Lewin. Nach langem Hin und Her kommt es doch zur Heirat der beiden. Sie führen ein harmonisches Familienleben auf dem Landgut Lewins.
Persönliche Meinung: Tolstoj hat hier meiner Meinung nach ein ausgewogenes Werk geschaffen. Es wird in diesem Buch viele Themen der damaligen Zeit kritisch behandelt. Tolstoj läßt sowohl politische Ansichten und Meinungen als auch gesellschaftskritische Aspekte einwirken. Tolstoj verkörpert sich selbst wohl teilweise in der Figur des Lewin. Wie Tolstoj lehnt dieser das oberflächliche Leben in der höheren Gesellschaft ab und bevorzugt die bäuerliche Existenz. Darüber hinaus sucht Lewin wie Tolstoj immer wieder nach neuer, höherer Erkenntnis sowie nach sittlicher Vollkommenheit.
Das schreckliche Schicksal Anna Kareninas soll uns zeigen, dass dieses oberflächliche Leben der Gesellschaft zu unserem Tod führen kann, wenn wir nicht versuchen, uns entweder anzupassen oder vollständig auszubrechen. Anna Karenina ist dies nicht gelungen. Sie wurde nicht damit fertig, eine Ausgestoßene zu sein und ging daran zu Grunde.
Es ist alles in allem ein großartiges Werk, dass uns ein Bild der russischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts bietet.
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