Thoas:
Thoas ist ein Barbarenkönig, der eigentlich für seinen Stand sehr verständnisvoll und einsichtig ist. Er ist als König seinem Volk verpflichtet und ihm ist - genau wie Iphigenie - Schreckliches in der Familie widerfahren. Durch den Tod seines Sohnes ist er in großer Not, da er unbedingt einen Nachfolger braucht .
Aufgrund des Respekts vor Iphigenie hebt er den uralten Brauch der Fremdenopferung auf. Mit der Zeit fühlt er sich immer mehr zu der Priesterin hingezogen und überwindet sich dazu sie um ihre Hand zu bitten. Obwohl ihm Iphigenie erklärt warum sie ihn nicht heiraten kann ist er sehr verletzt und aus seinem Frust heraus stellt er sich gegen Iphigenie und will wieder zu seinen alten barbarischen Bräuchen zurückkehren.
Dadurch, dass er Arkas den Auftrag gibt sie "auszuspionieren" macht er klar, dass er ihr noch nicht hundertprozentig vertraut und noch ein wenig Misstrauen in ihm steckt. Als ihm am Schluss Iphigenie die ganze Wahrheit gesteht ist er wieder von ihrer Ehrlichkeit überzeugt und beweißt in seinem Handeln Güte, Barmherzigkeit und vor allem Größe.
Durch seine liebevolle und herzliche Art stellt er eine typische Vaterfigur dar.
Iphigenie:
Iphigenie ist seit sie auf der Insel als Priesterin lebt, zwischen 2 Fronten. Einerseits hat sie die Sehnsucht nach ihrer Heimat, andererseits fühlt sie in gewisser Weise dem König Thoas und den Taurern verbunden. Durch Heimweh nach Mykene geplagt, findet sie sich so gut es geht mit ihrem Schicksal ab, da sie ja der Göttin Diana verpflichtet ist.
Sie ist sich im Klaren darüber, dass sie mit einem Fluch belastet ist, und nützt diese Tatsache zum Teil aus (Absage von Thoas' Heiratsantrag).
Nachdem Pylades und Orest auf der Insel gestrandet, wird Iphigenie durch Pylades in Versuchung gebracht, Thoas anzulügen. Sie jedoch sieht ein, dass dieser Weg zur Flucht keine Lösung ist.
Iphigenies Ehrlichkeit macht es ihr unmöglich, dem König nicht die Wahrheit zu sagen. Im Gespräch mit Thoas, gesteht sie alles, den Fluchtplan, dass die Ankömmlinge ihr Bruder und sein Freund sind und diese die Statue der Diana mitnehmen wollen. Sie weiß ganz genau, dass ihr Geständnis über Leben und Tod entscheidet, sowohl ihr Leben als auch das der Gestrandeten. Sie setzt die \"reine Menschlichkeit\" durch und versöhnt beide Seiten. Die Priesterin ist sich bewusst, dass ihre Waffen - die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit - mehr bewirken können, als die "Schwerter der Männer" und ihr nicht zur Flucht, aber zur Abreise verhelfen werden. Das zeigt schon gewisse Emanzipation in ihr.
Orest:
Orest ist Iphigeniens Bruder und ist sehr verzweifelt über sein Schicksal, mit dem Fluch leben zu müssen. Durch den Orakelspruch gewinnt er neue Hoffnung auf eine Erlösung und macht sich auf die Reise um das Abbild der Göttin Diana auf der Insel Tauris zu rauben. Er fürchtet den Tod nicht, da der Fluch und der Muttermord auf ihm lasten, und sein Leben dadurch nicht mehr lebenswert ist.
Im Gegenteil, er wäre froh über seinen Tod, weil es so keine Nachkömmlinge gäbe, die mit dem Fluch beladen wären. Sein Freund Pylades bringt ihn dazu, dass er seine generelle Ehrlichkeit vernachlässigt und sogar zum Betrug bereit ist.
Obwohl er pessimistisch und um sein Leben frustriert ist, bemüht sich Orest um seine Rettung und um seinen Auftrag.
Pylades:
Pylades ist der Cousin Orests und gleichzeitig dessen bester Freund. Er bringt Iphigenie in eine unangenehme Lage, weil er sie als Werkzeug für die Flucht benützen will.
Er ist im Gegensatz zu Orest voll Tatendrang und versucht seine Pläne zum Wohle seiner Freunde umzusetzen. Er gibt nicht auf und greift sogar zu Waffen.
Pylades lügt nicht wirklich, er ist nur listig (wie Odysseus).
Redewendungen:
S. 5/Vers 6: Und es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher.
S. 5/Vers 12: Das Land der Griechen mit der Seele suchend;
S. 7/Vers 76: Kann uns zum Vaterland die Fremde werden?
S. 10/Vers 213: Ein edler Mann wird durch das Wort der Frau weit geführt.
S. 12/Vers 307: Du sprichst ein großes Wort gelassen aus.
S. 17/Vers 488: Dringst du in mich, dass ich mich fügen soll; und hier dank' ich den Göttern, dass sie mir die Festigkeit gegeben, dieses Bündnis nicht einzugehen, dass sie nicht gebilligt
Grundprobleme:
. Iphigenie ist zwischen den Fronten - zwischen Thoas und ihrer Heimkehr - gefangen.
. Thoas liebt Iphigenie, aber sie sieht ihn nur als eine Vaterfigur an.
. Pylades versucht mit List von der Insel zu flüchten und bringt Iphigenie in eine schwierige Lage.
. Aufgrund des Fluches, das auf dem Geschlecht des Tantalus' lastet, befürchten Orest und Iphigenie weitere Schicksalsschläge.
Gegenwartswert:
Dieses Stück ist heute noch aktuell, weil es von Johann Wolfgang Goethe verfasst worden ist, der eine besondere Gabe hatte seine Werke sprachlich auszuschmücken und bildlich zu gestalten. Das Werk ist sicherlich heute noch aktuell, allein weil Iphigenie in gewisser Weise eine "Vorreiterin der Emanzipation" ist, was in unserer Zeit immer mehr aufkommt.
Außerdem zeigt sich, dass Gewalt nicht immer eine Lösung für ein Problem sein kann, sonder dass man mit Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit weitaus mehr zu erreichen in der Lage ist.
Aufbau und Sprache:
"Iphigenie auf Tauris" ist ein Schauspiel von Johann Wolfgang Goethe. Das Werk beginnt mit einem Monolog Iphigeniens. In diesem Monolog und im darauffolgenden Gespräch mit Arkas beschreibt Goethe geschickt die Hintergrundgeschichte.
Den Höhepunkt des Schauspiels bildet der Dialog zwischen der Priesterin und Thoas. Darin sind viele Fragen und Klagen an Thoas gerichtet, zu finden.
Das Werk ist ausschließlich in Plankversen verfasst worden und es besteht aus fünf Aufzügen.
Eigene Meinung:
Andreas:
Ich benote dieses Werk aufgrund des für mich faszinierenden Inhaltes mit einem "Sehr gut". Zu diesem Entschluss kam ich, weil in diesem Stück auch das Thema Emanzipation behandelt wird, was auch in unserer Zeit sehr präsent ist.
Mathew:
Ich persönlich finde dieses Werk sehr gut, weil es - wie Andreas schon erwähnte - gewisse Züge von emanzipiertem Verhalten in der Figur der Iphigenie aufweist. Und gerade diese eher modernen Merkmale sind sehr interessant (zu lesen), denn man erwartet sich solche nicht in einem so "altertümlichen" Werk.
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