Die Nacht vor dem 1. Mai - Walpurgisnacht - wird zu Ehren der heiligen Walpurga, vor allem von Frauenverbänden mit Demonstrationen für Frauenrechte bundesweit begangen. Die aus England stammende heilige Benediktinerin Walpurga (710-779) (Benediktiner sind Nonnen und Mönche, die die Regel des Benedikt von Nursia befolgen)wirkte in Deutschland als Äbtissin(Vorsteherin eines Nonnenklosters) in dem von ihr gestifteten Doppelkloster (Heidenheim). Altem Volksglauben nach ist die Walpurgisnacht von gespenstischen Umtrieben erfüllt. Hexen treiben in dieser Nacht der Legende nach in ganz Nordeuropa ihr \'Unwesen\' und sollen die Geister des Winters endgültig vertreiben.
Sehr lange hielt sich in ländlichen Bereichen der Brauch, drei Kreuze und bestimmte Kräuterbüschel an die Stalltüren zu heften um das Vieh vor den Hexen zu schützen, die in der Walpurgisnacht auf Besen ausritten um sich zum Teufelskult und -tanz auf dem Blocksberg (Brocken im Harzgebirge) zu versammeln. Auf Abwehr des Hexentreibens werden häufig auch Brauchformen wie Peitschenknallen, Läuten der Kirchglocken und Entzünden von Walpurgisfeuern bezogen.
Als Hexen galten im Mittelalter Frauen, die Arzneien herstellten, schreiben und lesen konnten. Zunächst waren sie als weise Frauen hoch angesehen, so wie die heilige Walpurga. Im ausgehenden Mittelalter verdrängte das Wort Hexe andere Zauberer- und Dämonennamen. Der Begriff Hexe wurde durch den Einfluss der Kirche von einem zunächst bösen weiblichen Geist auf eine Frau übertragen, die mit dem Teufel im Bunde steht und über magisch-schädigende Kräfte verfügt.
Die Kirche verfolgte diese Frauen wegen ihrer besonderen Fähigkeiten und ihres Wissens. Sie wurden als Hexen verteufelt, verfolgt und viele auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Vom 14. Jh. an steigerte sich der Hexenglaube zum Hexenwahn. Ausgelöst durch die Schrift von H. Institoris. Die Schrift wurde zum Strafcodex der Gerichtspraxis in Mitteleuropa bis ins 17. Jh. bei Richtern aller Konfessionen(Glaubensbekenntnisse). Sie befürworteten den Gebrauch der Folter und schrieb das Zauberdelikt hauptsächlich dem weiblichen Geschlecht zu. Die letzten Hinrichtungen von \'Hexen\' (meist Verbrennungen am lebendigen Leibe) fanden in Würzburg (1749), Endingen (1751), Kempten (1775), Glarus (1782) und Posen (1793) statt.
Die Strafrechtsgesetze in Preußen-Brandenburg und Österreich führten zur Abschaffung der Hexenprozesse. Das Buch führte in Würzburg und Mainz zur Abschaffung der Hexenprozesse.
Heute wird die Walpurgisnacht neben der bereits angesprochenen Funktion für die Frauenrechte in Staat und Gesellschaft von cleveren Geschäftsleuten besonders in der Harz-Region als Touristen- und Freizeitspektakel vermarktet. Im ganzen Harz sind jährlich ca. 150 Tausend Schaulustige unterwegs. Ähnliche Feste finden im Berliner Umland, im Museumspark Rüdersdorf (Märkisch Oderland) und als Teil des Mittelalterfestes in Bernau (Barnim) statt.
|