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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Literarische einflüsse


1. Drama
2. Liebe

»An erster Stelle muß aus dem Sturm und Drang, der in den siebziger Jahren seine hohe Zeit in der deutschen Literatur gehabt hatte, Heinrich Leopold Wagner mit seinem Drama >Die Reue nach der Tat< (1775) genannt werden. Daß Schiller dieses Stück kannte, geht aus dem Aufsatz >Über das gegenwärtige teutsche Theater< hervor. Die Handlung läuft in >Kabale und Liebe< ganz ähnlich ab wie in >Die Reue nach der Tat<; außerdem gleicht Musikus Miller, als Vater von Luise, Wagners Kutscher Walz, dem Vater der unglücklichen Friderike. Ein anderes Wagnersches Stück, >Die Kindermörderin< (1776), wurde Schiller bei seinem zweiten Mannheimer Aufenthalt Ende Mai 1782 von Dalberg mitgegeben (vgl. Schillers Brief vom 15. Juli). Hier stellt Wagner, wie es dann auch Schiller tut, dem biederen Vater eine bornierte Mutter zur Seite, der es schmeichelt, daß ein adliger Offizier an ihrer Tochter Gefallen findet.
Auf Ferdinand hat offensichtlich der Held in >Julius von Tarent< (1776) von Johann Anton Leisewitz abgefärbt. Beide machen gegenüber dem >menschlichen Regelwerk<, d. h. gegenüber der Gesellschaftsordnung, das Recht des Herzens als natürliche Weltordnung geltend. Einige Stellen stimmen fast bis aufs Wort überein (vgl. >Kabale und Liebe< I,4 und >Julius von Tarent< II,1). Das Verhältnis, in dem Schiller zu Friedrich Maximilian Klingers Drama >Das leidende Weib< (1775) steht, hat Otto Brahm untersucht. Noch 1803 schreibt Schiller: >Sagt dem General Klinger, wie sehr ich ihn schätze. Er gehört zu denen, welche vor 25 Jahren zuerst und mit Kraft auf meinen Geist gewirkt haben.Der deutsche Hausvater<, eine Bearbeitung von Diderots >Le Père de Famille<, fand er, nach einem Brief vom 12. Dezember 1781 an Dalberg, >ungemein gut<. Graf Karl liebt hier die Tochter eines Malers und nimmt bei ihm Zeichenstunde, wie Ferdinand bei Musikus Miller das Flötenspiel lernt. Der Lady Milford entspricht eine Gräfin Amaldi, nach den Worten des Grafen >ein großes, herrliches Weib, eine männliche Seele<. Mit dem Hinzutreten eines geschwätzigen Gecken, dem Hofmarschall von Kalb vergleichbar, ergibt sich in Gemmingens Stück schon fast die selbe Personengruppierung wie in >Kabale und Liebe<. Der Schauplatz wechselt hier wie dort zwischen Adelspalais, Bürgerstube und Boudoir der großen Dame. In der Ausgestaltung der Charaktere freilich und in der Handlungsführung erscheint uns >Der deutsche Hausvater< alles andere als >ungemein gut<. Die tränenreichen Verwicklungen, durch die Gemmingen jeder Person Gelegenheit gibt, mehr oder weniger Edelmut an den Tag zu legen, laufen schließlich auf ein happy end hinaus. Weitere Anregungen verdankt Schiller seinem Landsmann Johann Martin Miller, der mit >Sigwart, eine Klostergeschichte< (1776) einen der beliebtesten Moderomane in der Nachfolge des >Werther< geschrieben hatte. In einer Szene dieses Romans dringt der Vater des adligen Liebhabers bei einem Amtmann ins Haus ein, um dessen empfindsame Tochter zur Aufhebung ihres Verhältnisses mit dem jungen Herrn zu zwingen; dieser soll eine Dame seines Standes heiraten können. Miller gestaltet solche Szenen oft dialogisch und gibt mit manchen den Ton für >Kabale und Liebe< an: >Kronhelm . . . (Er sah sie scharf an; sie wandte das Gesicht weg): Sie scheinen mir so mißtrauisch und so kalt zu seyn. Therese: Das bin ich nicht. - Soll ich etwas auf dem Klavier spielen? Kronhelm: Wenn Sie wollen. Aber dißmal spräche ich lieber. Therese: Auch gut! Wovon wollen wir denn sprechen? Kronhelm: Wovon, meine Liebe? Das fragten Sie doch sonst nicht. Therese: Ach, ich weiß nicht. Mir ist heut so wunderlich zu Muth! Ich habe Kopfweh< (Ausgabe von 1778, 2. Band, S. 69). Aus der Ahnenreihe der adligen Gegenspielerin des Bürgermädchens, der Ahnenreihe von Schillers Lady Milford, lernten wir die Gräfin Amaldi bei Gemmingen kennen. Natürlich gehören dazu auch Lady Marwood in Lessings >Miss Sara Sampson< und Gräfin Orsina in >Emilia Galotti<. Am Anfang steht Lady Millwood im >London Merchant< von Lillo (1731). Lessings Marinelli können wir als eines der Vorbilder des Sekretärs Wurm ansprechen. Wie eingehend Lessing von Schiller studiert wurde, beweisen die Stellen in >Kabale und Liebe<, an denen nach Lessings Manier ein Gesprächspartner in rhetorischer Frage die Aussage seines Gegenüber wiederholt. So nimmt Ferdinand (II,3) Worte der Milford auf: >Gezwungen, Lady? gezwungen gab? und also doch gab?< Nur an drei Einzelheiten sei noch erinnert. Indem er auf den Kirchgang Emilias anspielt, sagt Appiani (II,7): >So recht, meine Emilia, ich werde eine fromme Frau an Ihnen haben<; Wurm versichert in gleichem Zusammenhang (II,2): >Das freut mich, freut mich. Ich werd einmal eine fromme, christliche Frau an ihr haben<. Zu Ende der II. Szene des III. Aktes ruft Appiani: >Geh, Nichtswürdiger!< und fügt daran die Bemerkung: >Ha! das hat gut getan. Mein Blut ist in Wallung gekommen. Ich fühle mich anders und besser<; fast ebenso beschließt Lady Milford die 6. Szene des IV. Aktes: >Hinweg! Ich befehls! . . . gut! Recht gut, daß ich in Wallung kam. Ich bin, wie ich wünschte<. Selbst das Motiv, das den ersten Anstoß zur Handlung gibt und gleichsam die Lawine ins Rollen bringt, daß nämlich der Fürst vor der eigenen Hochzeit seine Favoritin loswerden und durch eine Heirat versorgen will, fand Schiller in >Emilia Galotti< vorgezeichnet. Klopstocks Diktion klingt in den Dialogen zwischen Luise und Ferdinand, Luise und der Lady wider. Dem Vorgang Klopstocks verdankt wohl auch Ferdinand den Stolz auf sein Deutschtum. Letzten Endes jedoch steht Schillers Drama im Kraftfeld von Rousseau und Shakespeare.«

 
 

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