. Es ist prinzipiell gut, als freigiebig zu gelten. Großzügigkeiten, die nicht anerkannt werden, sind schädlich. Um den Ruf von Freigiebigkeit zu erhalten, muß ein Fürst jede erdenkbare Ausgabe auf sich nehmen. Diese werden ihn früher oder später zur Erlassung höherer Steuern zwingen. Dadurch wird er bei seinen Untertanen verhaßt und gerät selbst in Armut. So beleidigt Freigiebigkeit viele und erfreut nur wenige. Wenn er dann nicht mehr freigiebig ist, wird der Fürst bald als geizig gelten. Da man also offensichtlich nicht uneingeschränkt freigiebig sein kann, soll der Fürst sich nicht scheuen, als geizig zu gelten. Denn im Laufe der Zeit wird er doch als freigiebig gelten, wenn das Volk bemerkt, daß seine Sparsamkeit in bestimmten Situationen dem Volke nutzt.
,,(...), daß er sich im Kriege verteidigen und angreifen kann, ohne sein Volk zu belasten.``
So hat der Fürst denen gegenüber als freigiebig zu gelten, denen er nichts nimmt. In unserer Zeit gibt es viele Beispiele, großer knauseriger Männer.
,,Der jetzige König von Frankreich hat so viele Kriege geführt, ohne seinem Land einen Pfennig außerordentlicher Abgabe aufzuerlegen; denn alle außergewöhnlichen Kosten hatte er durch seine lange Sparsamkeit im voraus gedeckt.``
. Ein Fürst sollte den Ruf als Knauserer nicht meiden, solange er dafür seine Untertanen nicht belastet, sich verteidigen kann, nicht verarmt und nicht zum Ausbeuter zu werden braucht. Geiz mag eines der Laster sein, welches seine Herrschaft erhält. Vor allem sollte man schon in der Position des Fürsten sein, wenn man geizig ist. Ist man auf dem Weg zur Fürstenwürde, ist ein freigiebiger Ruf von Vorteil. Es gibt Fürsten, die mit ihren Heeren großes vollbrachten und dennoch freigiebig waren. Dies hängt aber davon ab, ob der Fürst sein eigenes Geld, das der Untertanen oder das Fremder ausgibt. Im ersten Falle darf er nur wenig ausgeben, im zweiten und im dritten Falle muß er freigiebig sein, sonst würden ihm seine Soldaten nicht folgen. Vermögen, welches nicht ihm gehört, darf er ausgeben, ohne daß es ihm schadet. Eigenes Geld ausgeben kann nur Schaden ausrichten.
,,(...), denn indem du [Freigiebigkeit] übst, verlierst du die Kraft dazu; du wirst entweder arm oder verachtet, oder, um der Armut zu entgehen, räuberisch und verhaßt. Aber vor allem muß sich ein Fürst hüten, verachtet und verhaßt zu werden; und die Freigiebigkeit führt zu beidem.``
Es ist also klüger, als geizig zu gelten, denn dies führt zu Murren, aber nicht zu Haß.
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