2 INTERVIEWTECHNIKEN:
2.1 mündliche Befragung (Interview):
Normalerweise wird bei einem Interview eine Person befragt, doch es kann manchmal sinnvoll sein gleichzeitig zwei oder mehr Personen zu befragen (Vorsicht: Gefahr der Diskussion, Übergang in einen Workshop). Grundsätzlich soll ein Interview nur durch einen Befrager durchgeführt werden, da es sonst zu einem Verhör gleicht. Interviews sollen nicht länger als 30 Minuten dauern.
2.1.1 Interviewort:
Das Interview soll in einer vertrauten Umgebung des Befragten stattfinden, da hier Blockaden am ehesten zu lösen sind. Außerdem benötigt der Befrage häufig Berichte, Unterlagen, ... auf die er während der Befragung zu seiner Rechtfertigung verweisen kann. Das Interview sollte aber unter Ausschluß der Kollegen geführt werden (4 Augen Gespräch), da die Anwesenheit von Kollegen die Auskunftbereitschaft stark einschränken kann.
2.1.2 Dokumentation:
Der Erheber muß Aufzeichnungen während des Interviews machen. Bei jeder technischen Art der Aufzeichung (zB: Diktiergerät) wird der Befragte weniger offen sprechen und möglicherweise wichtige Aussagen vorenthalten. Im Sinne einer offenen und kooperativen Zusammenarbeit hat es sich bewährt, das Interviewprotokoll am Ende dem Befragten zur Einsichtnahme vorzulegen. Dadurch können schwerwiegende Mißverständnisse korrigiert werden.
2.1.3 Formen:
· standardisiertes Interview:
Es liegt ein Fragebogen vor. Der Vorteil ist, daß Anzahl und Inhalt der Fragen, sowie Formulierung und Reihenfolge vorgegeben ist (Ziel: vergleichbare Antworten verschiedener Personen).
· halbstandardisiertes Interview:
Enthält einen fixen Themenblock sowie ein flexibles Fragenschema.
· nicht standardisiertes Interview:
Dem Frager liegt lediglich ein Interviewleitfaden vor, der nur als Gedächtnisstütze verwendet wird.
2.1.4 Intensitäten:
Man unterscheidet in
· weiche
· neutrale
· harte
Befragung.
Das weiche Interview dient zur Einleitung und zum Ausklang um ein kooperatives Gesprächsklima aufzubauen. Das harte Interview ist durch schnelle Abfolge der Fragen und durch ständigen Druck auf den Befragten gekennzeichnet (= Verhör). Es soll verhindert werden, daß der Befragte seine Antwort auf Verträglichkeit mit früheren Antworten prüfen kann.
2.1.5 Aufbau eines Interviews:
Einleitungsphase: weiche Befragung
Ziel: - kooperatives Gesprächsklima
- Verunsicherungen abbauen
Sachliche Erhebungsphase: neutrale bzw. kurzfristig harte Befragung
Ziel: - Informationen erheben
- Klarheit über die Probleme bzw. Ursachen
- Lösungsvorstellungen herausfinden
- Bewertung
Ausklangphase: weiche Befragung
Ziel: - entspannen
- Sympathie pflegen
2.2 schriftliche Befragung (Fragebogen):
Die schriftliche Befragung entspricht im Grunde einem standardisiertem Interview. Bei schriftlicher Befragung kann man zwischen geschlossen und offenen Fragen unterscheiden. Bei geschlossenen Fragen stehen dem Befragten einige Antwortmöglichkeiten offen (zB: ja, nein, viel, mittel, wenig). Der Vorteil liegt darin, daß so die Auswertung erheblich erleichtert wird. Die offene Befragung verleitet dazu, die Fragen nur oberflächlich zu beantworten.
Fragebogen erweisen sich besonders geeignet wenn:
· viele Personen befragt werden sollen
· es sich um quantitative Sachverhalte handelt (zB: Befragung dient zum Zählen
· sensitive (empfindliche, reizbare) Inhalte behandelt werden, da bei Fragebögen Anonymität hergestellt wird und somit eher ehrliche Antworten zu erwarten sind
Schriftliche Befragungen eignen sich aufgrund des großen Vorbreitungsaufwandes erst ab einer Mindestzahl von 10 - 20 Befragten.
2.3 Panelbefragung:
Bei der Panelbefragung werden Interviews in regelmäßigen Zeitabständen mit den gleichen Personen durchgeführt. Ziel der Panelbefragung ist, die Änderung der Meinung festzustellen.
3 IDEENFINDUNG (Kreativitätstechniken):
Kreative Ideen - also neue, unkonventionelle Ideen - entstehen wenn vorhandenes Wissen und Erfahrungen in bisher unbekannter Weise kombiniert werden. Das Ziel der Kreativitätstechniken ist, die vorhandenen Denkmuster und Ansätze zu durchbrechen und denkpsychologische Blockaden aufzuheben.
Fast alle Kreativitätstechniken werden stets von Gruppen ausgeführt, da man so das Wissen mehrerer Personen nützen kann. Dadurch wird das Problem von mehreren verschiedenen Standpunkten aus betrachtet.
3.1 Brainstorming:
Brainstorming ist die bekannteste und am häufigsten angewendete Technik zur Ideenfindung.
Vorgehensweise:
1. Team bilden:
· 1 Moderator
· 5-7 Teilnehmer (Fachmänner und -laien)
· 1 Protokollant
Es wäre von Vorteil wenn die einzelnen Teilnehmer über möglichst unterschiedliche Kenntnisse und Erfahrungen verfügen. Weiters muß beachtet werden, daß die Teilnehmer nicht aus zu unterschiedlichen Hierarchiestufen eines Unternehmens kommen, da sonst das Vorgesetzten-Untergebenen Verhältnis Blockaden hervorrufen könnten.
2. Regeln verlautbaren:
· Die neuen Ideen dürfen während des Brainstormings weder kritisiert noch bewertet werden. Es soll damit verhindert werden, daß der Ideenfluß und die Kreativität nicht unterbrochen bzw. blockiert werden (d.h. vermeiden von Killerphrasen wie zB: "das funktioniert nicht", "die Versuche haben gezeigt", "wenn die Idee so gut ist, warum hat es noch keiner so gemacht", "ich als Fachmann ...")
· Es gilt: Quantität vor Qualität - es sollen so viele Ideen als möglich entwickelt werden.
· Die Ideen aller Teilnehmer können und sollen aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Es gibt kein Urheberrecht
· Erzeugung möglichst außergewöhnlicher Ideen. Die Teilnehmer sollen ihrer Phantasie freien Lauf lassen
· unbegrenzte Spontanität
3. Dauer: ungefähr 15-20 Minuten. Es müssen alle Ideen aufgeschrieben werden (zB: auf Kärtchen). In dieser Zeit können ca. 50-100 neue Ideen entwickelt werden.
4. Der Moderator hat darauf zu achten, daß die Regeln eingehalten werden und in auftretenden Pausen versuchen den Ideenfluß wieder anzuregen.
3.2 Methode 635:
(Methode 635 = 6 Teilnehmer - 3 Ideen - 5x weitergeben)
Die Methode 635 wurde aus dem Brainstorming entwickelt und zeichnet sich durch eine höhere Weiterentwicklung der Ideen aus. Die Ideen werden schriftlich festgehalten und weitergereicht. Die Grundideen werden systematisch vertieft. Dadurch ist die Menge der produzierten Ideen zwar geringer, aber die Ideen sind wesentlich konkreter als beim Brainstorming.
Vorgehensweise:
1. Team bilden:
6 Teilnehmer
2. Regeln:
Jeder Teilnehmer schreibt im ersten Durchgang seine 3 besten Ideen in die Kopfzeile. Danach wird das Blatt 5x weitergegeben und es soll versucht werden, aufbauend auf den vorliegenden Gedanken weitere 3 Ideen zur Problemlösung hinzuzufügen. Die 3 neuen Ideen sollen sich möglichst an die aufgezeichneten Ideen anlehnen und diese weiterentwickeln. Fällt jemanden nichts mehr neues zu den vorangegangenen Ideen ein, so kann er 3 komplett neue Ideen hinzufügen.
3. Dauer:
Folgende Zeitvorgaben haben sich als geeignet erwiesen:
1. Runde: 5 Min.
2. Runde: 6 Min.
3. Runde: 7 Min.
4. Runde: 8 Min.
5. Runde: 9 Min.
Summe: 35 Min.
3.3 Kombination von Brainstorming und der Methode 635:
Wegen der Weiterentwicklung von Ideen eignet sich die Methode 635 besonders zum Weiterentwickeln von Ideen, die durch das Brainstorming gewonnen wurden. Die besten und vielversprechendsten Ideen des Brainstormings werden in die Kopfzeile der Blätter eingetragen. Dadurch können diese vertieft und spezifiziert werden.
3.4 CNB - Methode:
(Collective Notebook = gemeinsames Notizbuch)
Beim Brainstorming oder der Methode 635 war Spontanität gefragt. Bei der CNB-Methode dehnt man die Phase der Ideensammlung auf einen längeren Zeitraum aus (zB: 4 Wochen). Jeder Teilnehmer erhält ein kleines Notizbuch, in dem er das anstehende Problem beschrieben ist und in das er alle seine Gedanken und Ideen einträgt.
Es kann darin
· neue Ideen hinzufügen
· das Problem neu definieren
· Lösungsansätze und Verweise zur Fachliteratur anführen
Während der gesamten Dauer der Aufschreibung ist jedes Gruppenmitglied auf sich selbst gestellt und am Ende wertet der Initiator die verschiedenen Ergebnisse aus.
Der Vorteil der CNB-Methode ist, daß man nicht ständig die notwendigen Spezialisten an einen Tisch bringen muß (Problem der Terminvereinbarung) und daß Vorschläge sehr vertieft und gründlicher überlegt werden können.
Eine andere Möglichkeit wäre das CNB-Notizbuch täglich herumzureichen, so daß ständig ein anderer seine persönlichen Gedanken einträgt.
3.5 Synektik:
Die Technik der Synektik (= Zusammenfügen) versucht, die unterbewußt ablaufenden Denkprozesse zu simulieren. Durch Konfrontation unabhängiger Strukturen soll eine Verknüpfung gefunden werden, die eine Lösung des Problems darstellen kann.
Dazu muß die Synektikgruppe das Problem zum Zwecke der Verfremdung in andere Bereiche (zB: Natur, Politik, Soziologie,...) übertragen. Dann versucht man anhand dieser Übertragung die Funktionen, Eigenschaften, ... des Objekts zu analysieren. Die gefundenen Teilstrukturen des Objekts werden mit dem Problem in Verbindung gebracht und es werden Lösungsansätze erarbeitet. Die entwickelten Lösungsansätze werden danach von Fachleuten auf ihre Realisierung überprüft.
Bsp.: lösbare Rohrverbindung Þ Verfremdung: Blutegel in der Natur Þ Saugrüssel wird analysiert Þ Eigenschaften: Vakuum, Druck, Warze, fest umschließen Þ Ansätze in die Technik zurücktransferieren
3.6 Morphologische Analyse:
Die morphologische Analyse ist zur Lösungsfindung von komplexen Problemen geeignet. Ziel der ist das vollständige Erfassen des Problems und die Ableitung aller möglichen Lösungen für ein vorgesehenes Problem.
Vorgangsweise:
1. Analyse des Problems, Formulierung des Problems
2. Ermittlung aller Einflußgrößen
3. Ermittlung aller Ausprägungen
4. Eintragung in einer Matrix. Theoretisch ist jede Kombination von den Kombinationen und Einflußgrößen eine mögliche Lösung.
5. Beurteilung der Matrix und Einzeichnung des Linienzuges
Man sollte nicht mehr als 10 Einflußgrößen wählen, da schon bei einer 5x5 Matrix theoretisch 55=3125 Möglichkeiten ergeben.
Beispiel:
Gestaltung eines Förderungsseminars:
Zielgruppen - Seminarstil - Unterlagen - räumliche Bedingungen - stoffliche Schwerpunkte - Zeitpunkt - Teilnehmerzahl - Seminarort - Referenten
Ausprägungen
1 2 3 4 5
Seminarziel Weiterbildung Grundwissen Erfahrungs-austausch Problem-lösungen Motivierung
Stofflicher Schwerpunkt Arbeitstechnik Kreativitäts-techniken Führungsstil Sachthemen
Seminarstil Einzelvortrag Team-Teaching Plenums-diskussion Gruppen-diskussion Gruppen-arbeit
Unter-bringung Erholungs-zenter Hotel Berghütte Zeltplatz keine
Referenten externe Spezialisten interne Spezialisten eigene Mitarbeiter professionelle Lehrkräfte Vorstands-mitglied
Einflußgrößen
4 ZUSAMMENFASSUNG:
4.1 Interviewtechniken:
· mündliche und schriftliche Befragung
mündliche Interviews haben eine größere Aussagekraft
· Einmalige und Panelbefragung
Panelbefragungen werden in regelmäßigen Zeitabständen durchgeführt (Ziel ist die Änderung der Meinung festzustellen)
· offene und geschlossene Befragung
Bei geschlossene Befragungen stehen einige Antwortmöglichkeiten zur Verfügung (leicht zum Auswerten)
· standardisierte, halbstandardiserte und offene Befragung
Bei standardisierten Befragungen erhält jeder Befragter genau die gleichen Fragen gestellt.
· direkte und indirekte Befragung
· harte, weiche, neutrale mündliche Befragung
4.2 Vergleich der einzelnen Kreativitätstechniken:
Brainstorming Methode 635 CNB - Methode Synektik morpholog-ische Analyse
Regeln wenig wenig wenig viele viele
Teilnehmer 5-7 6 Experten 5-7 5-7
Durch-führungsart zentral schriftlich, zentral schriftlich, dezentral zentral zentral
Steuerung 1 Moderator 1 Taktgeber 1 Initiator Moderator Moderator
Vorbereitung gering gering 1 Sitzung keine
Durchführung 15-20 Min. 45 Min. 1-10 Wochen 2-6 Stunden ½-2 Stunden
Auswertung mittel mittel 1 Sitzung durch Außenstehende groß
Ergebnis viele neue Ideen viele neue Lösungs-ansätze Lösungs-konzeption unkonven-tionelle Lösungs-ansätze Lösungen
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