Die Erzählung ist im Herbst 1978 erschienen und erzählt von dem Schicksal von Pauline und Stani, die ihr Leiden und Sterben individuell erfahren und ertragen müssen. Die Erzählung basiert auf einer wahren Begebenheit, die sich 1941 im nationalsozialistischen Deutschland in einem kleinen badischen Dorf zugetragen hat.
Die Erzählung, die fast von romanhaftem Ausmaß ist, umfaßt 24 Kapitel, denen jeweils als erwartungsbildende und vorstrukturierende Rezeptionsanweisungen Titel und Zitate aus Geheimberichten der Sicherheitspolizei sowie Notizen aus Memoiren und Darstellungen vorgeschaltet sind. Etwas mehr als die Hälfte der Kapitel benötigt Hochhuth zum Erzählen der privaten Geschichte zwischen Pauline und Stani, die wie die "Berliner Antigone" ein grelles Licht auf die herrschenden öffentlichen ´Ideen´ der Nazizeit werfen soll, die für Hochhuth nur noch als "Geisteskrankheiten" darstellbar sind. Diese Aussage unterstreicht er mit einem Zitat Nietzsches im 6.Kapitel "Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes - aber bei Gruppen, Parteien und Völkern und Zeiten die Regel."
Die Erzählmuster beinhalten sowohl innere Monologe als auch Vorausdeutungen und Episoden. Die Aufsplitterung des chronologisch geordneten Erzählverlaufs in Episoden bewirkt Hochhuth durch die Einstreuung von Kapiteln, die einerseits Informationen und Reflexionen zu den von ihm 36 Jahre später durchgeführten Recherchen beisteuern, andererseits seine schon aus früheren Arbeiten ("Der Stellvertreter" und "Soldaten) bekannten Ansichten und Deutungen zur strategischen und politischen Lage des 2. Weltkrieges wiedergeben. Er verwendet auch zahllose dokumentarische Belege. Fraglich erscheint jedoch, ob dieser Zitatverschnitt aus Akten, Memoiren, Reden, Briefen, etc. in der Lage ist, die auch von Hochhuth zugestandenen Schwierigkeiten zu bewältigen, "erstens Geschichten zu glauben, zweitens zu erzählen".
Die Objektivierungsleistungen der von ihm eingebrachten Belege sind jedenfalls nicht besonders hoch zu veranschlagen. Der Irrsinn dieser Ära und der Größenwahn der in ihr Herrschenden, die sich durch gesetzliche Verordnungen als "Kollektivphänomen" etablieren, schufen nach seiner Ansicht die Bedingungen, denen die Protagonisten dieser Erzählung zum Opfer fielen.
Statt die "Dinge" beim Namen zu nennen, als konkrete gesellschaftspolitische Zwänge, Entwicklungen und Mechanismen des Terrorsystems aufzudecken, verstrickt sich Hochhuth zunehmend in Spekulationen über Motivationen des politischen "Amokläufers" Hitler und seines genialen strategischen Gegenspielers Churchill.
Die Vergangenheitsbewältigung, die hier betrieben wird, provozierte schon vor dem Erscheinen des Buches in der politischen Öffentlichkeit heftige Reaktionen und Diskussionen. Der CDU - Politiker Filbinger wurde in einem Vorabdurck des 6.Kapitels, als "furchtbarer Jurist" bezeichnet, der "als Hitlers Marinerichter[...] sogar noch in britischer Gefangenschaft nach Hitlers Tod einen deutschen Matrosen mit Nazigesetzen" verfolgt habe. Filbinger verklagte Hochhuth auf Unterlassung dieser Behauptung und löste damit eine Kette von Gerichtsentscheidungen, öffentlichen Diskussionen und Recherchen zum politischen Vorleben Filbingers aus, in deren Verlauf sich Filbinger zunehmend in Widersprüche verstrickte. Der von Filbinger angestrengte Prozeß gegen Hochhuth ging im wesentlichen zugunsten Hochhuths aus. Filbinger selbst mußte im August 1978 als Ministerpräsident von Baden-Württemberg zurücktreten.
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