Tanja Dückers sucht sich aus der Großstadt Berlin zwei Stadtteile heraus an denen sie das Leben der Menschen Ende der 90iger Jahre zeigt. Ihre Wahl fällt auf das für ihre Bewohner so langweilig erscheinende Neukölln und den Prenzlauer Berg, wo nach Meinung der Figuren von Dückers das bessere Leben stattfindet.
Der Leser wird von der Autorin mitten in das Geschehen eingeworfen und muss selbst versuchen sich zu Recht zu finden. Doch dadurch, dass sie in der einfachen Umgangssprache schreibt, löst sich das Problem schnell von selbst. Anhand des Wechsels der Erzählperspektiven und des Erzählers bietet sich dem Leser die Möglichkeit das Geschehen aus verschiedenen Sichten von Personen zu betrachten. Zu den sprachlichen Mitteln die sie verwendet gehören Chiffren, die sich zum Anfang des Romans aufbauen und sich am Ende vom Leser erschließen lassen. Des Weiteren verwendet sie den Vergleich, indem sie Neukölln als das Ende der Welt, von ihren Figuren sehen lässt. Während der Prenzlauer Berg für ihre Personen der Himmel darstellt, weil dort alles soviel besser erscheint, als im öden Neukölln. Tanja Dückers lässt den Leser zum Beobachter in allen Lebenssituationen werden, egal ob dieses nun schlechte oder gute sind.
Das Typische für diesen Patchwork-Roman besteht darin, dass Tanja Dückers Themen aufgreift, die von der Gesellschaft mit Tabus belegt sind. Aufgrund der Tatsache das Dückers Personen über diese Tabus denken und reden lässt, verwandeln sich diese Tabus in Themen über die die Allgemeinheit reden kann, ohne dabei gleich irgendjemanden zu schockieren. Ich denke, Tanja Dückers will mit diesem Buch nicht nur das Leben zehn Jahre nach der Wende aufzeigen, sondern sie will die Öffentlichkeit mit ihrem Buch provozieren. Sie dazu anregen über einige der aufgestellten Tabus nachzudenken, ob diese überhaupt noch tabuisiert werden müssen. Der Roman lässt den Leser aber nicht nur nachdenken, sondern auch so einiges Mal schmunzeln. Menschen deren Ekelgrenze, recht weit unten liegt, sollten diesen Roman mit Vorsicht genießen, wie das 7. Kapitel der "Sonnenburger Straße" "Ernie und Leo und Benno und Bert" beweist. Es beinhaltet die Rettung von Bennos Zwillingsbruder, einen Embryo, aus der Charité und die anschließende gemeinsame Geburtstagfeier mit Park.
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