Diederich wird schon sehr früh durch das Auftreten seiner Eltern geprägt. Im Kindesalter hat er große Angst, etwas falsch zu machen oder sich falsch zu verhalten. Dies äußert sich zum Beispiel darin, dass er jeden Lausbubenstreich, den er begangen hat, sofort seinem Vater meldet, weil sein schlechtes Gewissen ihn gleich plagt. Obwohl sein Vater ihn oft dafür mit Schlägen bestraft, ist Diederich hinterher doch jedes Mal glücklich, dass er ihm seine Untat berichtet hat . Seine Angst wird zusätzlich noch durch die bösen Märchengeschichten seiner Mutter gesteigert.
Im Gegensatz zu seinem unterwürfigen Verhalten gegenüber seinen Eltern ist es ihm schon im Kindesalter wichtig, Macht über andere auszuüben, wie zum Beispiel in einer Situation in der Schule, in der er einen Juden hänselt und ihn vor der ganzen Klasse demütigt. Er gewinnt dadurch sogar an Ansehen und selbst der Lehrer betrachtet dieses mit einer guten Miene.
Dieses unterwürfige Verhalten gegenüber gesellschaftlich höher gestellter Personen sowie das Streben nach Anerkennung, mit welchen Mitteln auch immer, zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben.
Beispiele dafür wären
- das Miterleben der Traditionen der Neuteutonen,
- der Prozess gegen Herrn Lauer, in dem er seinen Status in der Netziger Gesellschaft verbessern und einen Konkurrenten beseitigen kann,
- der Pakt mit Napoleon Fischer, welcher es ihm möglich macht, Stadtverordneter zu werden,
- der Brief von Herrn Klüsing, der ihm dazu verhilft, das Denkmal durchzusetzen und bauen zu lassen sowie
- die Enthüllung des Denkmales und die daraus folgende Verleihung des Wilhelmsordens.
Ihm kommen seine rhetorischen Fähigkeiten oft zugute, wobei er in der Liebe versagt. Bei den Treffen mit Agnes ist er oft sehr nervös und stammelt nur. Für Diederich ist es am Anfang sehr schwierig, sich mit der Liebe auseinanderzusetzen, weil er sie vorher nie erfahren hat. Er hat große Angst davor und es kostet ihn einige Überwindung, sich mit Agnes einzulassen. "Diederich antwortete ja, als sie fragte, ob Berlin ihm gefalle; und als sie fragte, ob er schon im Theater gewesen sei, antwortete er nein. Er fühlte sich feucht vor Ungemütlichkeit und war fest überzeugt, sein Aufbruch sei das einzige, womit er das junge Mädchen interessieren könne."
Von diesem Zeitpunkt an verliert er jedwede Achtung vor Frauen. Dieses Verhalten gegenüber Frauen erfährt bei Guste noch eine Steigerung. Nach der Hochzeit beginnt er, sie immer mehr zu missachten und in ihr eine Art Dienerin zu sehen, deren Aufgabe es ist, ihm hörig zu sein und Kinder für seinen Kaiser zu zeugen.
Darin spiegelt sich auch seine auffälligste Charaktereigenschaft wieder: die Kaisertreue. Sie ist sehr wichtig für Diederich, denn sie bietet ihm festen Halt. In allen Lebenslagen handelt er so wie sein größtes Vorbild, der Kaiser, handeln würde. Dieses betont er bei einer Vielzahl von Gelegenheiten gegenüber den Menschen in seinem Umfeld. In diese Kaisertreue und sein so genanntes "nationale Handeln" versteift er sich sogar soweit, dass er in Rom für "seinen" Kaiser Wache hält und so versucht, ihn zu beschützen, obwohl dies nicht seine, sondern die Aufgabe des Wachpersonals wäre. Ein weiteres Beispiel für seine übersteigerte Kaisertreue ist der Prozess um Lauer. Diederich will ihn wegen Majestätsbeleidigung anzeigen, doch der Staatsanwalt, der seine eigene Karriere aufbauen will, kommt ihm zuvor.
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