Wie hat sie Schuld auf sich geladen?/
In der Vorgeschichte des Dramas richteten Marias Charme und Schönheit großes Unheil an. Sie bestieg den schottischen Thron schon als 19jährige Witwe, weil ihr Ehemann früh ums Leben kam. Sie heiratete erneut, hatte aber zusätzlich den "Sänger Rizzio" als ihren Geliebten (Hanna Z.318f., Mortimer Z.2585). Ihr Ehemann Darnley ließ diesen Rivalen vor ihren Augen erstechen. Deshalb beteiligte sich Maria an einem Komplott zur Ermordung ihres Mannes. Maria hat also damals in Schottland schwere Schuld auf sich geladen. Das sieht man besonders gut in I/4 bei dem Gespräch zwischen Maria und Hanna (Z.271 "Ich erkenn ihn." - Z.296 ".mein so junges Leben" sowie Z.318 "Vor euren Augen." - Z.330 ".das Gemüt verwirrend, erhitzte-").
Maria wird gefangengenommen.
In England bittet sie Elisabeth in einem Brief um Asyl und ein Zusammentreffen was nie gewährt wird ( Z.161 "Bei diesen Schriften." - Z.176 ".der Frau kann ich mich öffnen." sowie Z.936 "Mylord, man hält mich." - Z.974 ".das wage sie zu scheinen!"). In Schillers Drama dagegen findet die Begegnung statt. Elisabeth will Maria wohl als Verwandte aufnehmen, doch Burleigh wünscht, daß Maria in Gewahrsam genommen wird.
Maria ist eine Gefahr für Elisabeth.
Sie wird in Balton Castle festgehalten, damit sie nicht flüchten kann. Zudem führte man sie von Schloß zu Schloß. Die Anwesenheit der Thronrivalin in England bedeutete eine akute Gefahr für Elisabeth, da Maria ihren eigenen Anspruch auf den englischen Thron nie aufgegeben hatte (Z.596 "Solang Ihr lebt." - Z.599 ".versichert ihren Thron.") Um Marias Schuld am Darnley Mord zu prüfen, wurde eine Kommission von verschiedenen Lords eingesetzt, die aber nie zu einem Ergebnis kam.
Die Katholiken hoffen auf Maria.
Die katholische Maria Stuart war zudem die Hoffnungsträgerin der katholischen Partei, die Elisabeth stürzen und damit den alten Glauben einführen wollte. Deshalb kam es auch während Marias Gefangenschaft immer wieder zu Anschlägen gegen Elisabeth zugunsten Marias.
Sie ist unschuldig.
Nach der Darstellung des Dramas hat Maria in England keine neue Schuld auf sich geladen. Sie hat in ihrer Gefangenschaft zwar von den Befreiungsversuchen gewußt, aber nicht von den Hochverratsplänen Babingtons und Parrys und nicht von dem Mordanschlag auf Elisabeth. Sie ist also unschuldig nach der englischen Anklage. Marias Unschuld zeigt sich schon in ihrer Auseinandersetzung mit Burleigh in I/7; endgültig gesichert wird sie durch die Beichtszene V/7 und durch Shrewsburys erneute Nachforschungen V/13 (Z.3906 "Große Königin, mein." -Z.3959 ".eines Zweifels haften..").
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