In der Schlußphase des bürgerlichen Trauerspiels steht Friedrich Hebbels "Maria Magdalena" (1844). Hebbel trennte sich von den Dramen des jungen Deutschland und versuchte, ein tendenzfreies, philosphisch allgemeines Stück zu schreiben und damit Gutzkow am Theater zu übertrumpfen.
Auch der Bezeichnung bürgerliches Trauerspiel gab er einen neuem Sinn: Statt des gesellschaftlichen Dasein und dem Klassenkonflikt ist nun ein Stand und sein typisches Verhalten Gegenstand der Anklage und Ursache des Tragischen. Mit der "Maria Magdalena" wendet sich das bürgerliche Drama gegen das Bürgertum selbst, das sich mittlerweile politisch und sozial durchgesetzt hat. Die verurteilte Moralanschauung ist jedoch im Stück nie direkt ausgedrückt, das es nur durch das einfache Lebensbild wirken soll und alle gedanklichen Seitenblicke vermeidet. Diese darstellerische Objektivität tritt an die Stelle der jungdeutschen Tendenz.
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