In seiner Tragödie \"Der Besuch der alten Dame\" beschreibt der Autor Friedrich Dürrenmatt den Besuch der Milliardärin Claire Zachanassian (geborene Claire Wäscher) in ihrer Heimatstadt Güllen. Die Stadt ist in den vergangenen Jahren immer mehr verarmt, und so sehen die Einwohner diesem Besuch mit einigen Erwartungen entgegen. Zudem erinnert man sich an eine alte Liebesgeschichte zwischen der jungen Claire Wäscher und Herrn Alfred Ill. Da Güllen einst eine Stadt von \"Weltansehen\" war (Goethe hat in Güllen übernachtet und Brahms hat dort ein Quartett komponiert), nun aber total verkommen ist, hofft man, die Milliardärin würde der Stadt das Geld für Restaurationen der historischen Orte zu Verfügung stellen.
Als nun Frau Zachanassian mit großem Gefolge im Ort eintrifft und sich weder von der Rede des Bürgermeisters, noch durch die Erinnerungen des einstigen Liebhabers Ill beeindrucken läßt, stellen die Einwohner sehr bald fest, daß sich Claire in eine resolute, eigenwillige und unromantische Dame verwandelt hat, die nur nach Güllen gekommen ist, um ihren Racheplan auszuführen.
Einst hatte Alfred Ill gegen sie einen Vaterschaftsprozeß gewonnen, weil er Zeugen bestochen hatte. An den beiden Zeugen, die sie in verschiedenen Erdteilen aufzuspüren wußte, hat sie bereits Rache genommen: geblendet und entmannt begleiten sie die Milliardärin, der Richter von einst ist zu ihrem Butler geworden.
Ohne Umschweife fordert sie nun vom Bürgermeister den Tod Ills und ist bereit, der Gemeinde für diese \"Gerechtigkeit\" 1 Milliarde zu überlassen. Dieser Vorschlag wird von den Einwohnern und dem Bürgermeister zunächst entsetzt abgelehnt, doch im weiteren Verlauf des Stückes rechnet jeder Bürger schon mit der ihm zufallenden Geldsumme und kauft lauter neue Sachen auf Pump. Alfred Ill sieht sich durch die Kauflust der Leute, die er in seinem Laden erfährt, in seinem Todesurteil bestätigt. So geschieht es, daß Alfred Ill am Ende den Tod erleiden muß, an dem eigentlich alle beteiligt sind. Der Arzt schreibt \"Herzschlag\" auf den Totenschein, und die alte Dame reist mit dem Objekt ihrer Rache im Sarg, den sie bereits mitgebracht hat, ab. Im Ort wird sie, aufgrund ihres Geldregens, als Wohltäterin gepriesen.
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