Eine zentrale Aussage des Werkes ist: "Ein Schulmeister hat lieber 10
notorische Esel als ein Genie in seiner Klasse...denn seine Aufgabe ist es
nicht, extravagante Geister heranzubilden, sondern gute Lateiner, Rechner
und Biedermänner...Seine Pflichten und sein vom Staat überantworteter Beruf
ist es, in dem jungen Knaben die rohen Kräfte und Begierden der Natur zu
bändigen und auszurotten und an ihrer Stelle stille, mäßige und staatlich
anerkannte Ideale zu pflanzen."
Es geht hauptsächlich um die Unterdrückung eines Individualisten durch das
Schulsystem. Aber nicht nur dieses ist gemeint, Hesse will auch aufzeigen,
wie Druck von außen einen Menschen biegen und brechen kann. Das, für Hesse
typische Wechselspiel, das Leben entweder in vollen Zügen genießen zu können
oder die geistige Vollendung zu finden kommt in diesem Werk besonders zum
Ausdruck. Hans ist nur einigermaßen glücklich, als er nichts zu lernen hat
und ihm keinerlei Pflichten auferlegt werden. Er läßt sich jedoch diese
Freiheit wieder nehmen, indem er im Übermaß zu lernen beginnt. Diese
Entscheidung zwischen Leben und Lernen wird aber nicht von ihm getroffen,
sondern von anderen. Hans läßt sich leiten und setzt seine übermäßige
Intelligenz nicht ein. Er wird von Anfang bis Ende beeinflußt, gelenkt und
geleitet, selbst seinen Selbstmord begeht er nicht bewußt. Diesmal sagte ihm
der Alkohol was zu tun war.
Hesse verarbeitete in diesem Buch neben seinen auch die Schulerfahrungen
seines Bruders Hans, der ebenfalls Selbstmord beging.
|