Biographie:
Er wurde 1790 in der Wiener Vorstadt Mariahilf geboren. Lernte bei einem Zuckerbäcker und verkaufte im Theater Süßwaren. Dadurch wurde in ihm die Lust aufs Schreiben und Schauspielen geweckt. Nach Schauspielerei bei wandernden Bühnen, spielte er ab 1813 am Josefstädter und ab 1817 am Leopoldstädter Theater, das er in den Jahren 1828 bis 1830 leitete. Anfänglich versuchte er es in der Tragik, wechselte aber dann ins Fach der Volkskomödie, in dem er schon bald große Erfolge feierte. Tragisch dabei war, daß er trotz seines Sprachfehlers ernste Rollen spielen wollte, jedoch nur als Komiker Erfolg hatte. Als Schauspieler schrieb er bald seine Stücke selbst. Der große Erfolg seiner komischen Märchen- und Zauberspiele befriedigte ihn nicht, da ihn sein künstlerischer Ehrgeiz dazu drängte, wie Grillparzer Tragödien zu schreiben.
Nach enttäuschter Ehe (mit der leichtfertigen Schauspielerin Luise Gleich, zu der gegen seinen Willen von Luisens Vater und dem Theaterpublikum gezwungen wurde) und langen Depressionen (knapp vor seinem Tod verdrängte ihn Johann Nestroy in der Gunst des Publikums) beendete er sein Leben 1836 in Pottenstein durch Selbstmord, da er sich von einem tollwütigen Hund gebissen glaubte.
Literarhistorische Bedeutung
beruht darin, daß er die mit Gesangseinlagen und Tanz ausgestatteten Zauberpossen, Gespenster- und Märchenstücke des Wiener Volkstheaters zu echten Kunstwerken emporhebt. Er reinigt die überlieferten Volksstücke von ihrer groben Derbheit und platten Rührseligkeit. Die Feen und Geister werden menschlich beseelt. Den allegorischen Figuren wird individuelles Leben verliehen. Sie werden mit dem inneren Schicksal der Personen in Verbindung gesetzt. Die graue Wirklichkeit wird im Märchen verklärt, und aller Pessimismus, der auch dem Dichter nicht fremd ist, wird aus den Herzen der Zuschauer verbannt. Wo sich der Mensch nicht mehr zu helfen weiß, greifen gute Feen und Geister ein. Die Handlung entwickelt sich aus den Charakteren. Der Hanswurst wird zu einer lebensklugen, still sich bescheidenden Gestalt voll rührender Herzensgüte umgeformt. Außerdem verkörpert Raimund in einer Reihe trefflicher Charakterfiguren den Wiener Volkscharakter: die Sorglosigkeit, den Humor, den geraden Sinn und das Gemüt. Indem er Märchenwelt und Wirklichkeit, Lied, Tanz und gesprochenes Wort, Komisches und Ernstes, schlichte Moral und humorvolle Belehrung zu geschlossenen Kunstwerken vereinigt, schafft er echte Volksstücke, die Aug und Ohr, Herz und Verstand gleichermaßen entgegenkommen. Alle Stücke Raimunds sind von einem mit Wehmut gepaarten Humor getragen, predigen heitere Entsagung und suchen zu beweisen, daß wahres Glück in Arbeit, Gesundheit und ganz besonders in der Zufriedenheit liegt. Das Gute in der Welt siegt, das Böse aber ändert sich.
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