10-jähriger Junge geht! Flakgefreiter geht! Gehen zusammen! Wohin? Paradiesgarten! Im Auftrag! Wessen? Tante! Töten! Grausam! Unglaublich! Junge? Unbehagen! Flucht? Gedanke verworfen! Sinnlos! Marsch! Schritt! Schritt! Schritt! Schritt! Unterbricht! Verzögert! Entdeckt Schneckenhaus! Betrachtet! Vollendet? Gegensatz! Zartheit? Feinheit? Natur! Ausgeliefert? Niedertrampelnd? Brutalität? Menschen! Hilfe! Aufhalten! Vorhaben? Verbrechen! Übelkeit! Betteln! Ausrede? Herz? Nein! Nein! Nein! Flakgefreiter! Soldat! Wird töten! Keine Gewissensbisse? Nervös! Hund knurrt! Gefährlich? Pistole an Schädel! Leine gehalten? Angriff! Reißt Hund zu Boden! Schuß! Qualen! Schuß! Nichts mehr! Nichts mehr?
Damals Paradiesgarten? Mord! Heute Kindergarten! Leben?
Hugo Schanovsky versuchte sich bei diesem, nunmehr schon zehnten Buch, an der Prosa. Der Autor beherrscht die kurze Form, das Gleichgewicht von Form und Inhalt. All seine Geschichten gehen vom Alltäglichen, wahrhaft Prosaischen aus. Er beschreibt das Leben in der Optik eines Autors, der seinen Lesern ähnlich ist. Doch er zeigt nicht den Realismus. Die von ihm gezeigte Wirklichkeit hat Hohlräume, Hintergründe und doppelte Böden. Kenner raten, sich mit Schanovsky anzufreunden, denn er könne den Leser von der literarischen Oberfläche wegbewegen. Auf politisch hart akzentuierte Zeitbilder aus den dreißiger Jahren folgen Porträts von "kleinen" Menschen, wie zum Beispiel das eines Pendlers ("Im Wartesaal").
Man wird als Leser mit einem kompakt und ohne Zäsuren hingeschriebenen Prosablock konfrontiert, der die filmische Atemlosigkeit aufarbeitet. (Deswegen versuchte ich mich auch an dieser experimentellen Inhaltsangabe.) Die tragische Selbsterfahrung des Autors, als halbes Kind im zweiten Weltkrieg, im Umgang des Sozialpolitikers mit den armen, greisen und hinfälligen Menschen, offenbart sich im Wegwerf-Detail, das in der ehrlichen Zurückerinnerung Einmaligkeitswert erhält. Er versteht es, über Nur-Autobiographisches im Kunstbegriff der Kurzgeschichte, der Anekdote, auch der gefühlsmäßig aufgeladenen Kriegs- und Nachkriegsbetrachtung hinauszugehen. Die kritisch bloßlegende und dabei doch mitmenschlich engagierte Schreibart seiner Prosa bestätigt Schanovskys ehemaligen Wunsch Journalist zu werden.
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