Seite 41, Zeile 37 bis Seite 43, Zeile 22
Diese Textstelle beinhaltet sozusagen das Thema der Novelle, dramatische
Liebesgeschichte.
Gustav hat zuvor seine Verlobte Toni angeschossen, weil er glaubte, sie
habe ihn an den Neger Congo Hoango verraten. Dabei tat sie alles nur,
um ihn zu retten. Doch sie, die eigentlich zu schwach zum Reden ist,
macht ihm keinen Vorwurf, sondern versucht das Mißverständnis zu klären.
Dies raubt ihr die letzte Kraft. In dieser Szene machen wird Gustav von
seinen Vetter klar gemacht, dass Toni ihn nicht verraten sondern
gerettet hat. Gustav, der ganz verzweifelt über seine voreilige nicht
wieder gut mach bare Tat ist, legt seine Arme um die schwerverwundete
Toni. Sie seufzt noch Ach, du hättest mir nicht mißtrauen sollen und
stirbt. Nachdem Toni gestorben ist, jagt sich Gustav, während die
anderen überlegen, was mit der Leiche zu tun sei, sich eine Kugel durch
den Kopf und stirbt ebenfalls.
Diese Textstelle hat in der Novelle eine große Bedeutung, da es einmal
das Ende des inneren Konfliktes von Gustav und sozusagen das dramatische
Ende der Geschichte ist. Der Satz Ach, du hättest mir nicht misstrauen
sollen ist der Schlüsselsatz der Novelle, denn hätte Gustav Toni ein
bißchen mehr vertraut, wären beide glücklich am Leben. Außerdem hätten
sie sich gemeinsam retten und dann heiraten können.
So begeht Gustav eine Kurzschlußtat, die er kurz darauf bereut, aber
nicht wieder rückgängig machen kann.
Gustavs Konflikte sind in dieser Situation Misstrauen gegenüber Toni,
die Enttäuschung die Gustav erlebt, als er glaubt Toni habe ihn
verraten, damit verbunden der plötzliche Hass und die Wut auf sie, die
ihn so enttäuscht hat und die Verzweiflung als er erfährt, was er
angestellt hat. Denn im Grunde seines Herzens wußte er von Anfang an.
dass Toni zu einer solchen Tat ihm gegenüber nicht fähig ist. Er wußte
von Anfang an, dass Toni wahre Zuneigung ihm gegenüber verspürt. Doch
die sozialen Umstände, dass sie eine Schwarze ist und auch noch zu
Hoango, dem schrecklichsten aller Schwarzen gehört ließen sein
Misstrauen zu. Er dachte, dass ein Mädchen, welches mit diesen Menschen,
unter diesen Bedingungen aufgewachsen ist, kann doch nicht für ihn, dem
Feind wahre Zuneigung entwickeln.
Außerdem kannte er ihren Charakter noch nicht gut genug, so dachte er,
dass er sich in ihrem Wesen getäuscht habe. Aber tief in seinem Inneren
wußte er d, dass er sich nicht getäuscht haben kann. Diese Situation, in
der sich Gustav befand, lässt sich auf heutige Situationen übertragen.
Das man Menschen eher nach dem, was man über sie weiß, als nach dem
Gefühl beurteilt. Man lässt sich oft nicht Zeit, sich eine eigene, von
allen Umständen unabhängige Meinung zu bilden, sondern richtet sich nach
Vorurteilen die aus den sozialen Umständen/Umfeld, dem Aussehen und der
Meinung anderer Menschen, über die zu beurteilenden Personen. Deswegen
kommt es oft zu Fehlurteilen, so wie bei Gustav. Es wäre besser, wenn
man einfach nach der Menschenkenntnis und seinem Gefühl ginge. Das will
Kleist damit Ausdrücken. Denn hätte Gustav sich auf sein Gefühl
verlassen, wäre es nicht zu diesem tragischem Ende gekommen.
Die Textstelle ist eine Wendung im Geschehen, indem sie die Erwartungen
an ein glückliches Ende nicht erfüllt und zu einem dramatischem Ende
wird.
Ich habe die Textstelle ausgewählt, weil sie eine Wendung im Geschehen
ist: unvorhersehbarer Tod von Toni und Selbstmord von Gustav, obwohl es
alles wie nach Plan zu verlaufen schien.
Ich finde die Textstelle sehr aussagekräftig und durchaus zeitlos,
(abgesehen von der Ausdrucksweise ) da es dieses Problem wohl schon
immer gab und immer ( mehr ) geben wird.
|