Durch den Tod der Dauphine am 20. April 1690 ist Madame an die erste Stelle gerückt. Drei Jahre später wird sie von einer schrecklichen Krankheit heimgesucht. Die Blattern, die schlimmste Krankheit dieser Zeit. Sie ist ansteckend und verläuft meißtens tödlich. Doch Madame hat überhaupt kein Vertauen in die Ärzte und in die Medizin, so wie sie in Frankreich praktiziert wird.
Die Krankheit anzunehmen und dem Tod ins Gesicht zu sehen, hindert sie nicht daran, sich um die Lebenden zu kümmern. Madame hat alle ihre Hofdamen entlassen, da sie sie nicht der Gefahr aussetzen will und auch, weil sie nicht möchte, daß man sie leiden sieht. Den Widerstand einer Hand voll Freundinnen, die sich trotzem mit ihr \"einschließen", konnte sie jedoch nicht brechen.
Sie starb nicht. Und zur Schande der Ärzteschaft geht es ihr immer besser. Ihre eigenen Methoden waren anscheinend wirkungsvoll.
Aber die Blattern haben sie entstellt. Die Haut ist aufgedunsen, die Nase deformiert, die Wangen geschwollen und hängend - sie ist unbeschreiblich häßlich. Nun braucht sie nur noch dick zu werden, was nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Bis sie viereckig ist \"wie ein Würfel\".
|