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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Goethe - die leiden des jungen werther - werthers und alberts meinungen zum selbstmord


1. Drama
2. Liebe

Gliederung:
/ Der Selbstmord als Krankheit des Sturm und Drang
Werthers und Alberts Meinungen zum Selbstmord

I. Alberts Meinung als Vertreter der Aufklärung

1. Moralisches Urteil

a) Gesellschaftlich unmöglich

b) Dummheit der Menschen

2. Schwäche

a) Selbstmord als Leidenschaft

b) Konflikt mit dem Sturm-und-Drang-Gedanken


II. Werthers Meinung als Vertreter des Sturm und Drang

1. Verallgemeinerung der Umstände

2. Selbstmord als

a) Physische Krankheit

b) Psychische Krankheit

3. Vorwurf der Gefühllosigkeit

4. Befreiung vom Leiden

Werther als Mensch, der Gefühle zum wichtigsten Bestandteil seines Lebens macht.















































Argumentation:



A. Der Sturm und Drang, eine Epoche, die viele hervorragende Schriftsteller und Künstler hervorgebracht hat, leidet an einer "Krankheit", dem Selbstmord. Der Roman "Die Leiden des jungen Werther" von Johann Wolfgang von Goethe ist kein Einzelfall in jener Epoche. Goethe lebte in einer Zeit mit "einer Atmosphäre, in der man viel über den Selbstmord sprach"[1] Wenn dies nicht so gewesen wäre hätte Goethes Roman höchstwahrscheinlich kaum Beachtung gefunden. Goethe selbst hatte sich "in Wetzlarer Zeit [.] sehr mit Selbstmord beschäftigt: Goethe auf der Seite der Selbstmörder"[2]. Sein hauptsächlicher Grund, sich für den Selbstmord auszusprechen, ist die Darstellung des Werthers und seiner Qualen, die er aufgrund der unerfüllten Liebe zu Lotte, die auch gewisse Parallelen zu Goethes Geliebten Charlotte Buff aufweist, erleiden musste. Im Brief vom 12. August schildert Werther seine Dis­kussion mit Al­bert, dem Verlobten Lottes, zum Thema Selbstmord. Beim Lesen dieses Briefes erkennt man, dass bei dieser Unterhaltung zwei von Grund auf verschiedene Meinungen auf einander tref­fen. Im Folgenden möchte ich die Standpunkte der beiden Kontrahenten schildern.



B. I. Alberts Meinung ist klar auf die Idealvorstellungen der Aufklärung zurückzufüh­ren, seine Argumentationsführung lässt seinen Standpunkt häufig klar erkennbar werden. Er beruft sich auf die zentralen Begriffe der Aufklärung, wie zum Beispiel die Rationalität und den Menschenverstand.

B. I. 1. Albert verurteilt den Selbstmord als moralisch verwerflich, da in der damaligen Zeit kaum Verständnis für Selbstmord üblich war. Die Gesellschaft lehnte ihn ausdrücklich ab, obwohl er im Sturm und Drang eine sehr wichtige Rolle spielte. Man war der Meinung, dass Selbstmord ein Verstoß gegen den Willen Gottes wäre und deshalb gesellschaftlich nicht tragbar sei. Dies zeigt sich am folgenden Beispiel: "Ich [Albert] kann mir nicht vorstellen, wie ein Mensch so töricht sein kann, sich zu erschießen; der bloße Gedanke erregt mir Widerwillen."[3] Auch als er behauptet, dass "gewisse Handlungen lasterhaft bleiben, sie mögen geschehen, aus welchem Beweggrunde sie wollen"[4] gibt er sehr verständlich zu erkennen, dass er absolut gegen Selbstmord bzw. Selbstmordgedanken ist, egal welche Gründe das haben könnte, d.h. er wirkt jetzt schon sehr oberflächlich und ohne jegliche Einsicht.

B. I. 2. Albert sieht den Selbstmord als eine Art schlechte Angewohnheit der Menschen, er vergleicht ihn mit "Leidenschaft[,] Trunkenheit [und] Wahnsinn!"[5] Er bezeichnet den Selbstmord "als eine Schwäche"[6]. Er behauptet, dass jemand der der Ansicht sei, dass "[.] es leichter [ist] zu sterben, als ein qualvolles Leben standhaft zu ertragen"[7] wohl äußerst "töricht"[8] ist. Aufgrund seines Denkens als Aufklärer ist er von Grund auf dagegen seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen so wie es die "irrational handelnde[n] Tatmensch[en]"[9] des Sturm und Drang tun.



B. II. Im Gegensatz dazu ist Werthers Meinung vollkommen auf die Ideale des Sturm und Drang ausgerichtet. Obwohl es einige Parallelen zwischen Aufklärung und Sturm und Drang gibt verstehen sich Albert und Werther trotzdem kaum, zumindest in ihren verschiedenen Ansichten zu diesem Thema. Werther stützt sich auf die Begriffe des Genies, des Herzens, der Gefühle und der Natur. Rationalität und logisches Denken lässt Werther vollkommen außen vor: "Dass ihr Menschen [.] um von einer Sache zu reden, gleich sprechen müsst: ,das ist töricht, das ist klug, das ist gut, das ist bös!' Und was will das alles heißen?"[10] Er wirft Albert vor einen viel zu rationalen Standpunkt eingenommen zu haben.

B. II. 1. Als ein weiteres Argument wirft Werther Albert vor den Selbstmord zu sehr zu verallgemeinern: "Doch, mein Lieber, [.] finden sich auch hier einige Ausnahmen."[11] Als Beispiele für die eben genannten "Ausnahmen"[12] erzählt er eine Geschichte von einem Menschen der, um dem Hungertode zu entgehen, Mundraub begeht.[13] Mit dem darauf folgenden Beispiel widerlegt er sogar das moralische Urteil von Albert, indem er aus der Bibel zitiert: "Wer hebt den ersten Stein auf gegen den Ehemann, der im gerechten Zorne sein untreues Weib und ihren nichtswürdigen Verführer aufopfert?"[14] Bereits jetzt scheint Albert sehr verunsichert.

B. II. 2. Darauf stellt er den Selbstmord sowohl als eine physische als auch als eine psychische Krankheit dar. Um die Bezeichnung psychische Krankheit etwas besser zu erklären erzählt ein Beispiel von einem jungen Mädchen, das von ihrem Freund verlassen wurde und sich deshalb das Leben nimmt. Hier stützt er sein Argument auf die Aussage: "Die menschliche Natur, [.] hat ihre Grenzen: sie kann Freude, Leid, Schmerzen bis auf einen gewissen Grad ertragen und geht zugrunde sobald der überstiegen ist."[15] Bei seinem Beispiel war die Flucht des Freundes die Überschreitung dieser Grenze. Deswegen konnte sie ihr Leben nicht mehr ertragen und hat es selbst beendet anstatt ein Leben zu führen das nicht mehr lebenswert ist.[16] Das Mädchen fixiert sich so auf diese einzelne Person, dass sie ohne sie nicht mehr leben kann: "[B]is sie endlich einen Menschen antrifft, zu dem ein unbekanntes Gefühl sie unwiderstehlich hinreißt, [.] die Welt rings um sich vergisst, nichts hört, nichts sieht, nichts fühlt als ihn, den Einzigen."[17] Dieses Mädchen war physisch krank.

B. II. 3. Im Folgenden wirft Werther Albert vor gefühllos zu sein: "Ihr steht so gelassen, so ohne Teilnehmung da, ihr sittlichen Menschen scheltet der Trinker, verabscheut den Unsinnigen[.]"[18] Er beschimpft ihn sogar als "Priester" [19], die sich wie "Pharisäer"[20] verhalten, was wiederum ebenso seine Ablehnung gegenüber der Haltung der Kirche bestärkt.

B. II. 4. Auch beschreibt er den Selbstmord als Befreiung vom Leiden. Die letzten Seiten des Romans beweisen das Werther den Mut findet sich seinen Traum von Freiheit zu erfüllen: "[A]m Ende des Romans gelangt Werther zu einer Selbstverwirklichung insofern, als er jene Grenzen, die ihn ständig eingeschlossen haben, radikal hinter sich lässt."[21] Werther findet auch hierzu ein Beispiel: "Ein Volk, das unter dem unerträglichen Joch eines Tyrannen seufzt, [.] wenn es endlich aufgärt und seine Ketten zerreißt[.]"[22] Ohne Zweifel weisen "Die Leiden des jungen Werther" einige Parallelen zu anderen Romanen der damaligen Zeit auf: "Werthers Überlegungen ähnelt der Fausts, der mit dem Freitod die Grenzen seiner Erkenntnismöglichkeit sprengen möchte."[23] Vor allem war Shakespeare eines der größten Vorbilder Goethes da er ebenfalls ein Vertreter der Empfindsamkeit war.

C. Das Gespräch der beiden endet mit Missverständnissen und Ablehnung der Meinung des anderen. Insgesamt gesehen sind die Argumente Werthers wesentlich einleuchtender, da er mehr auf die einzelnen Fälle eingeht als Albert, der alles etwas zu verallgemeinert. Die Darstellung seiner eigenen Situation mit der unerfüllten Liebe zu Lotte schildert er sehr einleuchtend. Albert bezieht sich zu sehr auf die Ansichten der Aufklärung während Werther nicht nur auf allgemeine Grundsätze eingeht, sondern auch auf das innere eines Menschen, seine Gefühle und Gedanken. Abschließend lässt sich sagen, dass "[D]ie Unvernunft von Werthers Selbstmord [.] im Widerspruch zum logischen Vermögen seiner sprachlichen Reflexion [steht]."[24]

 
 

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